Der grösste Telefon-Anbieter Italiens teilte am Sonntagabend mit, KKR habe eine unverbindliche Offerte von 0,505 Euro pro Aktie vorgelegt. Das entspreche einem Aufschlag von knapp 46 Prozent auf den Schlusskurs der Stamm-Aktien vom Freitag. KKR erwäge, die TIM anschliessend von der Börse zu nehmen. Einer Übernahme müsste auch der italienische Staat zustimmen, der über eine "goldene Aktie" ein Veto-Recht hat. Die Telecom Italia (TIM) liess offen, wie sie zu dem Vorstoss steht. Nach einer Sitzung des Verwaltungsrates hiess es nur, KKR wolle sein Vorhaben als "freundlich" verstanden wissen und die Unterstützung des TIM-Managements gewinnen.

Die Geschäfte des italienischen Konzerns laufen seit langem nicht wie gewünscht. Der Umsatz ist in den vergangenen fünf Jahren um ein Fünftel geschrumpft. Dafür ist auch der scharfe Wettbewerb mit Rivalen wie Iliad, Vodafone, Wind Tre und Fastweb verantwortlich. Unter TIM-Chef Luigi Gubitosi hatte es zuletzt zwei Gewinnwarnungen binnen drei Monaten gegeben. Seitdem ist der Manager im Visier des grössten TIM-Aktionärs, der französischen Vivendi. Aus deren Umfeld hiess es, die KKR-Offerte spiegele nicht den Wert der TIM wider. Vivendi hatten einst bei ihrem Einstieg 1,071 Euro pro TIM-Aktie gezahlt. Ein neuer Eigentümer müsste auch die Schulden der TIM von 29 Milliarden Euro mit übernehmen.

Gubitosi hatte KKR bereits 2020 an Bord geholt. Damals hatte der US-Investor 1,8 Milliarden Euro für 37,5 Prozent am Unternehmen Fibercop gezahlt, in dem TIMs Geschäft mit der "letzten Meile" der Netze von den Verteilerkästen in den Strassen bis zu den Haushalten gebündelt ist. Die Regierung ist am zügigen Ausbau des Breitbandnetzes in Italien interessiert. Dazu sind Milliarden-Investitionen erforderlich. Das aktuelle Kupfernetz muss auf Glasfaser umgestellt werden, damit Datenübertragungsraten möglich sind, die die Industrie benötigt.

Die Regierung liess am Sonntagabend offen, wie sie zu KKRs Vorhaben steht. Man beobachte die Entwicklung, hiess es. Ziel der Regierung sei, sicherzustellen, dass jedwede Übernahme mit dem Ziel eines Breitbandausbaus vereinbar sei. Auch werde man sehen, ob der KKR-Vorschlag zum Ziel der Regierung passe, bei der TIM Arbeitsplätze aufzubauen. Derzeit beschäftigt der Konzern rund 42.500 Mitarbeiter in Italien. Die Regierung kann eine Übernahme untersagen, wenn sie ein Unternehmen für strategisch wichtig hält.

(Reuters)