Snapchat hat Probleme im Werbegeschäft und schlägt damit Anleger in die Flucht. Durch die neuen Datenschutz-Vorgaben für Apples iPhone könnten Anzeigen schwerer personalisiert und der Erfolg weniger gut gemessen werden, teilte der Betreiber des Foto-Messengerdienstes, Snap, in der Nacht zu Freitag mit. "Das ist definitiv ein frustrierender Rückschlag für uns", sagte Firmenchef Evan Spiegel des inzwischen zehn Jahre alten Unternehmens. Die Snap-Aktie brach daraufhin am Freitag um 26,6 Prozent ein, so stark wie noch nie. Sie zogen auch andere Technologiekonzerne wie Facebook, Twitter und Google nach unten. Diese Silicon-Valley-Riesen geben erst in der kommenden Woche Einblick in ihr Quartal. Analysten rechnen inzwischen auch bei ihnen mit negativen Einflüssen durch die Apple-Regeln für das neue iOS-Betriebssystem.

Ähnlich wie Facebook, Google und Twitter steht das Werbegeschäft für einen Grossteil der Einnahmen bei Snap. Das Netzwerk aus Kalifornien -, bekannt dafür, dass Nachrichten und Fotos nach dem Empfang wieder gelöscht werden - ist in der Corona-Krise stark gewachsen und kommt inzwischen auf 306 Millionen tägliche Nutzer. Obwohl der Umsatz im dritten Quartal um 57 Prozent auf 1,07 Milliarden Dollar kletterte, blieb er hinter den Erwartungen zurück. Der Verlust verringerte sich um 64 Prozent auf 72 Millionen Dollar.

Ein im Juni veröffentlichtes Datenschutz-Update für iPhones hindert Online-Werbetreibende am sogenannten Tracking von Nutzern ohne deren ausdrückliche Zustimmung. Eine Ablehnung bedeutet damit weniger Daten für personalisierte Werbung. Snap hatte sich zwar darauf eingestellt, dass dies das Geschäft beeinträchtigen würde. Das Unternehmen erklärte nun, zusätzlich hätten aber auch von Apple in diesem Zusammenhang zur Verfügung gestellte Technologien nicht den Erwartungen entsprochen.

Auch Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel machten Snap demnach indirekt zu schaffen, weil viele von diesen Problemen betroffene Werbetreibende ihr Anzeigen-Budgets gekürzt hätten. Auf Snapchat gibt es vor allem Reklame für Mode- und Kosmetik sowie für Konsumgüter.

Snap räumte ein, dass die Beeinträchtigungen des Geschäfts durch den verschärften iPhone-Datenschutz und die Lieferengpässe noch im vierten Quartal anhalten dürften. Mit der Werbung für das Weihnachtsgeschäft ist dieses Vierteljahr üblicherweise das umsatzstärkste für Social-Media-Firmen. Snap peilt im vierten Quartal einen Umsatz von 1,16 bis 1,2 Milliarden Dollar an.

(Reuters/cash)