Den Erfolgen bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs zum Trotz stehen Anlegern Experten zufolge turbulente Wochen bevor. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass weniger die kalte Jahreszeit, sondern mehr die Pandemie-Müdigkeit dazu führt, dass die Fallzahlen wieder steigen", sagen die Experten des Vermögensverwalters Western Asset Management. Die aktuellen Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus seien zwar sinnvoll, gingen aber zu Lasten der Wirtschaft.

Chris Beauchamp, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses IG, weist darauf hin, dass die Zulassung und breite Verteilung eines Impfstoffs noch einige Zeit dauern werde. "Das lässt Investoren mit der Sorge zurück, wie stark sich die zweite Welle noch ausbreiten und wie schlimm die Lage über den Winter noch wird." Vor diesem Hintergrund warten Börsianer gespannt auf den Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Mittwoch.

Die immer noch stark steigenden Infektionszahlen befeuern die Debatte über weitere Auflagen für Restaurants, Schulen oder Kontaktbeschränkungen. Nach Informationen von Reuters aus Länderkreisen gilt dabei derzeit als am wahrscheinlichsten, dass die Schliessung etwa von Restaurants verlängert und neue Auflagen in Schulen verhängt werden. Der Einzelhandel soll demnach dagegen wohl im wichtigen Vorweihnachtsgeschäft offen bleiben.

GRUNDSTIMMUNG POSITIV - BREXIT-DEAL ANTE PORTAS?

Insgesamt sei die Stimmung aber positiv, sagt Anlagestratege Axel Botte vom Vermögensverwalter Ostrum. "Die Finanzmärkte haben sich offensichtlich dafür entschieden, kurzfristige Risiken zu ignorieren und sehen schon in die Zeit nach Corona." Die jüngste Dax-Rally verlor dennoch an Schwung. Auf Wochensicht steuert der deutschen Leitindex nur noch auf ein mageres Plus von 0,6 Prozent zu. In den beiden vorangegangenen Wochen hatte er noch knapp fünf und acht Prozent zugelegt. Der SMI trat die vergangene Woche gänzlich auf der Stelle. Trotzdem gab es bei einzelnen Aktien zu grossen Ausschlägen. 

Die Tops und Flops der vergangenen Woche auf dem Schweizer Aktienmarkt können Sie hier nachlesen

Mut machten Investoren ausserdem Medienberichte über Fortschritte bei den Brexit-Verhandlungen. Denen zufolge könnten Grossbritannien und die EU nach jahrelangem Tauziehen ihre künftigen Beziehungen in der neuen Woche auf eine vertragliche Grundlage stellen. Nervös machte Börsianer allerdings die Unterbrechung der Gespräche wegen eines Corona-Falls in einer der Delegationen. Der finnischen Europaministerin Tytti Tuppurainen zufolge sind die Gespräche in einem kritischen Stadium und der Zeitdruck enorm. Ohne Einigung droht zum Jahresende die Einführung von Zöllen mit wirtschaftlichen Belastungen für beide Seiten.

KONJUNKTURDATEN IM BLICK - WENIGE FIRMENBILANZEN

Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die US-Konsumausgaben am Mittwoch. Die Kauflaune der Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft. Wenige Stunden später veröffentlicht die US-Notenbank die Protokolle ihrer jüngsten Sitzung. Börsianer versprechen sich von ihnen weitere Hinweise auf eine Ausweitung der Fed-Wertpapierkäufe im Dezember.

Insgesamt erwarten Börsianer allerdings nur geringe Impulse von der Wall Street, die am Donnerstag wegen des Feiertags Thanksgiving geschlossen bleibt und am Freitag schon mittags ihre Pforten schliesst. Viele US-Anleger nutzen diese Gelegenheit für einen Kurzurlaub.

Diesseits des Atlantik steht am Dienstag der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt, auf dem Terminplan. Ein vergleichbares Barometer auf europäischer Ebene folgt am Freitag. Einen Tag zuvor gibt der GfK-Index Auskunft über die Laune der deutschen Verbraucher.

In der Schweiz hält Novartis am Montag seinen Capital Markets Day ab. Ausserdem melden Montana TechCarlo GavazziNew Value und Dottikon Unternehmenszahlen. 

(Reuters/cash)