Der Handelskonflikt der USA mit anderen Industrienationen und die Furcht vor einer Eintrübung des Wirtschaftswachstums sorgen für Unruhe bei Investoren. In Zürich und Frankfurt sind die Leitindices 30 Jahre alt geworden - Champagner wird wohl beiderorts ein bisschen fliessen, aber ansonsten erwarten Marktanalysten eine hektische Woche.

Die Schweizer Börse hat am Freitag zum Ende einer schwachen Woche zu einer Erholung angesetzt und kräftig zugelegt.  Der Schweizer Leitindex stieg um 1,7 Prozent auf 8602 Punkte. Insgesamt hat der SMI im ersten Halbjahr fast neun Prozent eingebüsst.

Mit Argusaugen dürften Investoren darauf schauen, wie es im deutschen Asylstreit weitergeht. Der beim EU-Gipfel gefundene Kompromiss sorgte am Freitag für etwas Erleichterung an der Börse und beim Euro. Mit der Einigung sei die Chance gestiegen, dass die beiden Mitte-Rechts-Parteien CDU und CSU doch noch eine Einigung in der Flüchtlingsfrage finden, jedoch sei ein Bruch der Regierungskoalition noch nicht vom Tisch, warnte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Spirale im Handelsstreit dreht weiter

Normalerweise gelte der Spruch "Politische Börsen haben kurze Beine", sagte Aktienexperte Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. Das Risiko sei aber, dass die aktuelle politische Börse kein kurzes Intermezzo sei, sondern Investoren noch länger beschäftigen werde. Prozentual zweistellige Kurssprünge, wie sie 2017 der US-Leitindex S&P 500, der japanische Topix und der Dax erzielt hätten, seien für 2018 nicht zu erwarten.

Für Interesse dürfte auch sorgen, welche Entwicklungen es im Handelskonflikt gibt. Es stehe inzwischen fest, dass es im Zollstreit nicht bei ein paar Entgleisungen der Beteiligten bleibe, sondern dass sich die Spirale abwärts drehe, warnte ein Marktanalyst. Die USA haben auf zahlreiche Waren, die aus China und Europa importiert werden, Zölle erhoben. Die anderen Nationen reagierten mit Gegenmassnahmen.

Einem Bericht zufolge sprach sich US-Präsident Donald Trump ausserdem für einen Austritt der USA aus der Welthandelsorganisation (WTO) aus - eine Aussage, die er inzwischen aber dementiert hat.

US-Arbeitsmarkt brummt

In der Schweiz stehen wenig Termine im Kalender. Am Donnerstag wird das Bundesamt für Statistik die Konsumentenpreis-Statistik für den Juni und die Beherbergungsstatistik der Hotellerie im Mai bekanntgeben. Am Freitag werden die jünsten Devisenzahlen der Nationalbank publiziert. In einem ungewöhnlichen Vorgang hat Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer die Ausweitung der Bilanz der Währungshüter am Freitag kritisiert.

Ueli Maurer: «SNB-Bilanz ist an der Grenze des Erträglichen»

Dominiert wird die neue Handelswoche allerdings von US-Konjunkturdaten. Gleich am Montag steht der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe an. Am Donnerstag gibt dann der private Jobvermittler ADP einen Vorgeschmack auf die offiziellen Beschäftigungszahlen der US-Regierung am Freitag. Analysten der Commerzbank rechnen mit einem Zuwachs von 185'000 Stellen. Auch die Löhne werden ihnen zufolge leicht zulegen.

Aus den USA kommen zudem aktuelle Zahlen zum Autoabsatz. Wegen des Unabhängigkeitstags der USA bleibt die Wall Street am Mittwoch geschlossen.

(cash/Reuters)