Es folgen die wichtigsten Fragen zu Siemens Healthineers:

Wofür steht Healthineers?

Das im Mai 2016 vorgestellte Kunstwort für die vorher schlicht Siemens Healthcare genannte Sparte sorgt immer noch für Rätselraten. "Health" (Gesundheit), "Engineer" (Ingenieur) und "Pioneer" (Pionier) verbirgt sich dahinter. Die internationalen Kunden fänden den Namen gut, argumentiert man bei Siemens. Einen Weg zurück gibt es ohnehin nicht: Die neuesten Produkte sind bereits unter diesem Namen zugelassen.

Was macht Healthineers?

Der grösste Bereich ist die "diagnostische Bildgebung": Röntgen-, Computertomographie (CT)- und Magnetresonanztherapie-Geräte (MRT) machen mehr als die Hälfte des Umsatzes von 13,8 Milliarden Euro aus. Hier sieht sich Healthineers unangefochten als Weltmarktführer. Die Nummer zwei weltweit ist Siemens in der Labordiagnostik, der Auswertung etwa von Blut- und Urintests. Sie macht 30 Prozent vom Umsatz aus. "Advanced Therapies" heisst der kleinste Bereich. Dabei geht es um technische Hilfsmittel für Operationen und die Behandlung von Krankheiten. Mit 47.000 Mitarbeitern erwirtschaftet Healthineers 13,8 Milliarden Euro Umsatz und einen operativen Gewinn (Ebita) von 2,5 Milliarden Euro.

Woher kommt Healthineers?

Schon 1844 linderte Firmengründer Werner von Siemens die Zahnschmerzen seines Bruders (vorübergehend) mit Stromstössen über einen sogenannten "Volta-Induktor". Die eigentlichen Wurzeln der Sparte liegen aber in der 1886 gegründeten Firma Reiniger, Gebbert & Schall (RGS). Kurz nachdem Wilhelm Conrad Röntgen 1895 die nach ihm benannten Strahlen entdeckt hat, beginnt Max Gebbert mit dem Bau von Röntgengeräten - und liefert auch an Röntgen selbst. 1925 übernimmt Siemens & Halske die Firma, als sie nach Fehlspekulationen am Abgrund steht. RGS wird in Siemens-Reinigerwerke AG umbenannt. 1966 geht sie mit Siemens & Halske und Siemens-Schuckertwerke in der Siemens AG auf. 1967 kommt das erste Ultraschallgerät auf den Markt, 1971 folgt der Computertomograph, 1981 das MRT. Die Labordiagnostik wird in den 2000er Jahren mit milliardenschweren Zukäufen ausgebaut. Auch Herzschrittmacher, Hörgeräte und Zahnbohrer kommen zeitweise aus dem Hause Siemens.

Warum der Börsengang?

Medizintechnik-Unternehmen sind zumeist höher bewertet als die Industrie. Siemens hofft, dass sich das auch im Börsenkurs widerspiegelt. Mit den Aktien kann Healthineers auch Zukäufe finanzieren, ohne den Konzern um Geld bitten zu müssen. Nach dem Windkraftkonzern Siemens Gamesa wird Healthineers die zweite Siemens-Tochter, die separat an der Börse gelistet wird. Der Zugtechnik-Konzern Siemens Alstom soll nach der Fusion folgen. Mittelfristig sieht Konzernchef Joe Kaeser das Konglomerat Siemens als Flottenverbund weitgehend eigenständiger Unternehmen, die vor allem die Marke verbindet.

Welche Rolle spielt Healthineers an der Börse?

Lange war offen, wo Healthineers an die Börse gehen würde. Am Ende entschied man sich doch für Frankfurt, weil Siemens die Argumente für New York ausgingen. Fusionspläne mit einem US-Rivalen zerschlugen sich, die strengen Börsenregeln in den USA schreckten ab. London kam wegen des Brexit schon vorher nicht mehr in Frage. Zudem hat Healthineers in Frankfurt gute Chancen auf einen Einzug in den Leitindex Dax. Siemens will 15 bis 25 Prozent der Aktien verkaufen. Bei einem Börsenwert von bis zu 40 Milliarden Euro könnte die Emission damit sechs bis zehn Milliarden Euro schwer werden. 

(Reuters)