Solid ist eben nicht gut. Und vor allem nicht gut genug für die seit über einem Jahr verwöhnten Aktien-Anleger. Das musste etwa die Credit Suisse erfahren, die am Donnerstag die Halbjahreszahlen veröffentlichte. "Solide Zahlen", kommentierten die Marktbeobachter, Gewinn und Vorsteuergewinn lagen über den Erwartungen.

Aber unter dem Eindruck der noch besseren Zahlen der UBS und der US-Konkurrenz hätten die Anleger gerne mehr erwartet. Resultat: Die CS-Aktie sank am Donnerstag deutlich. In den letzten zwölf Monaten hatte der Titel fast 80 Prozent zugelegt.

"Wenn die Anleger auf gute Nachrichten schlecht reagieren, ist dies meist ein Zeichen dafür, dass man müde ist an den Börsen", analysiert cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk die Reaktion der Märkte dieser Woche. Es werde tatsächlich immer härter für die Firmen, die Investoren nach den deutlichen Kursgewinnen der letzten Monate zu überzeugen. Die Tendenz zu Gewinnmitnahmen steige.

Allerdings ist auch Herbert, der traditionell kein Liebhaber von Bankaktien ist, von den Bankenresultaten nicht überzeugt. "Man muss eines sehen: Der grosse Gewinnzuwachs kommt von den Kosteneinsparungen", so Herbert. Das sei zwar ein Anfang, in den nächsten Quartalen müssten die Banken allerdings eindeutig mehr Erträge generieren.

Markt hat kein Momentum mehr

Enttäuscht und ein wenig ratlos ist Herbert beim Leistungsausweis von Sulzer, einer seiner Lieblingsaktien. Der Titel brach nach Bekanntgabe der Halbjahresresultate diese Woche regelrecht ein und befindet sich nach einem Minus von gegen 20 Prozent in dieser Woche wieder auf dem Stand von Oktober 2012. Sulzer verspricht zwar für das zweite Halbjahr eine Verbesserung durch das Einholen von Aufträgen mit höheren Margen und Kostensparmassnahmen. Die Unsicherheit bleibt aber. Für Herbert war das erste Halbjahr von Sulzer "ein böser Ausrutscher". Er meint aber, das Schlimmste sei beim Winterthurer Konzern vorbei.

Einige Unternehmensresultate trugen dazu bei, dass die letzte Juli-Woche per saldo eine negative war für den Swiss Market Index (SMI). Allerdings konnte der SMI seit dem 24. Juni über 8 Prozent zulegen - von 7250 bis in der Spitze auf über 8000 Zähler. Herbert hatte Ende Juni gesagt, dass die Börsen-Party vorbei sei. Und er steht trotz der insgesamt positiven letzten Börsenwochen weiterhin zu seiner pessimistischen Prognose.

"Der Markt hat kein Momentum mehr und ist gespielt. Ich sehe weiterhin keine grossen Chancen nach oben", so Herbert. Die SMI-Jahresperformance beträgt derzeit zwar 15 Prozent. Doch bereits Ende April wies der Schweizer Leitindex diese Performance aus. Dazwischen lagen volatile Märkte.

Nebst der Sättigung der Anleger hinsichtlich der Unternehmenszahlen sieht Herbert auch makroökonomische Bremsspuren. Er verweist auf die deutschen Exporte, die im Mai überraschend zurückgegangen waren - was signalisiert, dass die Schuldenkrise im Euroraum die Erholung in der grössten Volkswirtschaft Europas beeinträchtigt. Auch Sorgen um das Wachstumstempo Chinas drücken etwas auf die Stimmung.

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Herbert auch zu den Aktien von Novartis und Roche, zum Kurs der Swisscom nach dem Tod von Carsten Schloter, zum Goldpreis sowie zu seinem kürzlichen Besuch in Griechenland.