Die Nestlé-Aktien sind am Donnerstag nach den Jahreszahlen unter die Räder gekommen und büssten über 2 Prozent ein. Der Nahrungsmittelkonzern war  den hohen Erwartungen der Investoren nicht gerecht geworden,weil insbesondere das Wachstum und die Dividendenerhöhung tiefer als von Analysten prognostiziert ausfielen.

Im cash-Börsen-Talk bricht Thomas Steinemann aber eine Lanze für den Multi aus Vevey: "Es gibt kaum eine stabilere Firma in dieser Grössenordnung", sagt der Anlagechef der Zürcher Bellerive Bank. Unter dem Strich habe Nestlé kein schlechtes Ergebnis präsentiert. Das Unternehmen wächst pro Jahr zwischen fünf und sechs Prozent, und seit 1996 wurde die Dividende Jahr für Jahr erhöht. Und auch für die nähere Zukunft ist eine nachhaltige Dividendenzahlung garantiert.

Annähernd verdreifacht in 15 Jahren

Der Kursrückgang biete deshalb eine gute Einstiegsgelegenheit, sagt Steinemann. Nestlé sei eine klassische Buy-and-Hold-Aktie, die in jedes Depot gehöre. Und tatsächlich: In den letzten 15 Jahren hat sich der Wert des Nestlé-Titels beinahe verdreifacht - eine Performance, die nicht viele SMI-Titel übertreffen. 

Steinemann empfiehlt einen Kauf von Nestlé-Aktien umso mehr, weil er nach dem fulminanten Start ins neue Jahr nun eher holprigere Zeiten auf die Anleger zukommen sieht. "Defensive Werte wie Nestlé, Roche und Novartis sind eine gute Absicherung gegen höhere Schwankungen", sagt der Anlageprofi. 

Er rät aber davon ab, in den kommenden Wochen Positionen aufzulösen. "Wir stehen derzeit wohl am Ende einer ersten Phase der Börsenhausse", sagt Steinemann. Deshalb sollten Anleger bestehende Positionen halten oder diese gegebenfalls justieren, sagt Steinemann. Pharma- und Nahrungsmittelaktien seien am besten geeignet, um in schwierigeren Zeiten Verluste zu minimieren. 

Zykliker für zweite Aufwärtswelle

Für die zweite Welle der Aufwärtsbewegung sei es aber sinnvoll, wieder zyklische Titel ins Depot zu holen. Diese hatten bereits im Januar überdurchschnittlich performt und legen derzeit eine Verschnaufpause ein. Risikoaversen Anlegern rät Steinemann zu Schweizer Zykliker - unter ihnen auch zu Swatch.

Zwar droht dem Uhrenhersteller in den nächsten Jahren der Rauswurf aus dem Blue-Chip-Index SMI, weil das Unternehmen nicht mehr nach der internationalen Rechnungslegungsnorm IFRS bilanzieren will. Ein solches Szenario trifft in erster Linie die Inhaberaktie von Swatch, nicht aber die unterbewertete Namensaktie. "Wer Swatch kaufen will, sollte deshalb die Namensaktie kaufen", sagt Steinemann. So profitiere der Anleger kursseitig alleine schon von einer Annäherung der Bewertung, falls die Inhaberaktie aus dem SMI eliminiert würde.

Wer gerne mehr Risiko eingeht, sollte auf deutsche Banken setzen. "Die Commerzbank ist ein Restrukturierungsfall. Da Deutschland aber zwei grosse Institute benötigt, wird dies neben der Deutschen Bank ebendiese Commerzbank sein", sagt Steinemann. Die Aktie der Commerzbank hat seit Beginn der Finanzkrise im Sommer 2008 über 90 Prozent an Wert verloren und sich von den Tiefständen bislang kaum erholt. 
 

Im Börsen-Talk sagt Steinemann, wieso Aktien derzeit so günstig wie lange nicht mehr bewertet sind und warum er mit dem Begriff "liquiditätsgetriebene Hausse" nichts anfangen kann.