Die amerikanischen Banken haben es in den letzten Tagen vorgemacht: Alle grösseren Insittute wie JP Morgan, Morgan Stanley oder Goldman Sachs haben im zweiten Quartal deutliche Gewinnsprünge verzeichnet. Allerdings sind beträchtliche Teile der Zuwächse auf buchhalterische Anpassungen zurückzuführen. So konnten dank der Erholung auf dem US-Immobilienmarkt gewisse Rückstellungen wieder aufgelöst werden.

Die Ergebnisse der US-Banken lassen deshalb für die bevorstehenden Zahlenpräsentationen der Schweizer Grossbanken nur bedingt Rückschlüsse zu, sagt Maurice Pedergnana im cash-Börsen-Talk. Der Bankenprofessor der Hochschule Luzern geht dennoch davon aus, dass sowohl die UBS wie auch die Credit Suisse ansprechende Zahlen bringen werden - allerdings mit Vorteil UBS. Den Auftakt macht die Credit Suisse am kommenden Donnerstag, die UBS folgt am 30. Juli.

UBS mit besserem Ergebnis im zweiten Quartal erwartet

"Bei der UBS erwarte ich ein deutlich stärkeres Ergebnis als bei der Credit Suisse", sagt Pedergnana. Dies aus zwei Gründen: Bei der UBS wird sich die Weiterentwicklung der Vermögensverwaltung positiv im Ergebnis niederschlagen, während die Credit Suisse im margenträchtigen Merger-&-Acquisitions-Geschäft mit den US-Banken nicht ganz mithalten konnte.

"Auch das Geschäft mit Börsengängen ist bei der Credit Suisse im zweiten Quartal nicht zufriedenstellend ausgefallen", sagt Pedergnana. Er geht davon aus, dass die UBS auch in den kommenden Quartalen mit ihrem restrukturierten Geschäftsmodell höhere Gewinne als die inländische Konkurrenz erzielen wird. Noch im ersten Semester dieses Jahres hatte die Credit Suisse mit einem Quartalsgewinn von 1,3 Milliarden Franken die Nase vorn gehabt. Die UBS erwirtschaftete in den ersten drei Monaten ein Plus von knapp einer Milliarde Franken.

Für den langjährigen Bankrat der Zürcher Kantonalbank ist deshalb klar: "Bei Schwächephasen die UBS-Aktie kaufen und lange liegen lassen." Und er hält an der Kursprognose fest, die er im Interview mit cash bereits nach den Erstquartalszahlen gemacht hatte. "Ich erwarte weiterhin die UBS-Aktie über 20 Franken - und auch bald deutliche und substanzielle Dividendenerhöhungen", so Pedergnana weiter.

In Wachstumsmärkten bestens positioniert

Von der fundamentalen Bewertung her sei die UBS-Aktie eine Beteiligung an einem Unternehmen, das mit der Redimensionierung der Investmentbank eine zukunftsgerichtete Strategie aufweise. Zudem habe das Management entscheidende Schlüsse aus vergangenen Fehlern gezogen. "Letzten Endes macht das globale Business im Wealth Management den Wert dieser Bank aus", sagt Pedergnana. In den Wachstumsmärkten im asiatischen Raum sei die UBS bestens positioniert. Er erwartet deshalb auch in den kommenden Quartalen hohe Nettoneugeld-Zuflüsse bei der UBS. Bereits im ersten Quartal waren der Bank 24 Milliarden Neugelder zugeflossen - so viel wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Dieses Wachstum zahlt sich für die UBS aus. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie darf sich die Bank wieder grösste Vermögensverwalterin der Welt nennen - mit 1705 Milliarden Dollar Assets under Management. Auf Platz zwei zurückgefallen ist der bisherige Spitzenreiter Bank of America mit 1674 Milliarden Dollar verwalteten Vermögen.

Credit Suisse top - Privatbanken flop

Überdurchschnittliches Kurspotenzial misst Pedergnana unter anderem auch dem Credit-Suisse-Titel zu. "Ich bin zuversichtlich, dass sich die meisten Bankentitel weiterhin besser als der Gesamtmarkt entwickeln", sagt der Bankenprofessor. Die schlimmste Phase bei den hiesigen Grossbanken läge hinter ihnen und die günstige Bewertung lasse künftige Kursgewinne zu. Im bisherigen Jahresverlauf haben die CS-Aktien mit einem Plus von 26 Prozent gegenüber jenen der UBS (+21 Prozent) noch die Nase vorn. Im Vergleich dazu hat der Gesamtmarkt 16 Prozent zugelegt.

Allerdings gibt es Bankenaktien, die Pedergnana nicht anfassen würde. Nämlich jene "von Privatbanken, die sich zu wenig klar und deutlich von der Vergangenheit lösen wollen eine nicht eine zukunftsweisende Strategie offenlegen und in der Regel einen starken Vermögensverwaltungszweig haben", so der Bankenexperte. Übersetzt heisst das: Aktien von Finanzinstituten wie Julius Bär oder Vontobel.

 

Im Börsen-Talk äussert sich Pedergnana ausserdem zu den Risiken bei Bankaktien und sagt, wieso die Credit Suisse mittelfristig dem UBS-Modell folgen muss.