Das Bruttoinlandsprodukt von Grossbritannien sank im April um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistikamt ONS am Donnerstag in London mitteilte. Das ist der grösste monatliche Rückgang seit Oktober 2023. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Mini-Minus von 0,1 Prozent gerechnet.
Für den schwachen Auftakt in das zweite Quartal sorgte vor allem die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte im April hohe Importzölle für fast alle Länder verhängt, die später teilweise wieder ausgesetzt wurden. «Nachdem die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten in jedem der vier vorangegangenen Monate gestiegen waren, wurde im April der stärkste monatliche Rückgang der Warenexporte in die Vereinigten Staaten in der Geschichte verzeichnet», sagte ONS-Expertin Liz McKeown. Bei den meisten Warenarten habe es dabei einen Rückgang gegeben.
Die britische Wirtschaft war überraschend gut ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal wuchs sie mit 0,7 Prozent so schnell wie keine andere grosse Industrienation (G7). Zum Vergleich: Deutschland schaffte ein Plus von 0,4 Prozent. Die Bank of England rechnet für das Gesamtjahr 2025 mit einem Wachstum von 1,0 Prozent. Allerdings korrigierte die Zentralbank ihre Wachstumsprognose für 2026 auf 1,25 Prozent nach unten. Sie begründete das mit den Zöllen.
Die Bank of England entscheidet kommende Woche über ihren Leitzins. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass dieser trotz der schwächeren Konjunktur nicht gesenkt wird. Grund dafür dürfte die hartnäckig hohe Inflation in Grossbritannien sein.
(Reuters)