Endlich kommt Bewegung in den Steuerstreit mit den USA. Seit Montagabend ist bekannt, dass sich die Tessiner Privatbank BSI als erste Schweizer Bank aus der Kategorie 2 mit der Justizbehörde einigen konnte. Neben einem Schuldeingeständnis sieht der Vergleich eine Busse in der Höhe von 211 Millionen Dollar sowie die Einführung eines Kontrollsystems vor.

Die vorliegende Einigung könnte den Damm brechen lassen, werden von amerikanischer Seite her doch schon in naher Zukunft weitere Einigungen unter dem vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufenen Programm in Aussicht gestellt.

Busse im Rahmen der Erwartungen

Die Berenberg Bank rechnet nun damit, dass eine Bank nach der anderen einen Vergleich mit der amerikanischen Justizbehörde finden wird. Damit falle für die kleineren und mittelgrossen Schweizer Banken ein gewaltiger Unsicherheitsfaktor weg, so der verantwortliche Analyst.

Seines Erachtens liegt die von BSI zu bezahlende Busse im Rahmen der bankeigenen Erwartungen und deckt sich mehr oder weniger mit den in der Vergangenheit getätigten Rückstellungen. In einem Kommentar zu diesem Thema schreibt der Verfasser, dass es im Rahmen des von den Behörden auferlegten Programms klare Vorgaben für die Höhe der drohenden Vergleichszahlungen gebe. Diese sei für die betroffenen Banken daher mehr oder weniger abschätzbar.

Für diese Banken wird es teuer

Etwas vorsichtiger ist diesbezüglich sein für die MainFirst Bank tätiger Berufskollege. Er hält die Aussagekraft der Einigung von BSI im Steuerstreit mit den USA auf andere Banken für sehr begrenzt. Die meisten der 80 bis 90 unter die Kategorie 2 fallenden Banken sollten bis Ende Jahr einen Vergleich erzielt haben, so der Analyst.

Er hält die von EFG International, der Liechtensteinischen Landesbank und der Valiant Holding getätigten Rückstellungen für ausreichend und hält zusätzliche Belastungen für unwahrscheinlich. Bei der BCV rechnet der Analyst hingegen mit zusätzlichen Kosten im Umfang von 50 Millionen Franken. Bislang habe die waadtländische Kantonalbank erst geschätzte 50 Millionen Franken zurückgestellt.

Für die in der Kategorie 1 angesiedelten Traditionsbank Julius Bär könnte es gemäss MainFirst Bank hingegen teuer werden: Der Analyst rechnet auch nach dem Vergleich von BSI mit einer Busse im Umfang von 1 Milliarde Franken. Da die amerikanische Behörde bei den Banken der Kategorie 2 vorwärts machen würden, könnte sich eine Einigung bei Julius Bär allerdings vom zeitlichen Aspekt her in die Länge ziehen, so die Befürchtung des Analysten.

Weg frei für Zusammenschlüsse?

Dieses pessimistische Szenario teilt sein Berufskollege von der Berenberg Bank jedoch nicht. Er schätzt die Vergleichszahlung auf gerademal 300 Millionen Franken. Allerdings betont der Analyst, dass die Zürcher Bank bislang noch keine Rückstellungen für einen solchen Vergleich getätigt habe.

Die Berenberg Bank geht von einer Beschleunigung der Konsolidierung im Schweizer Bankensektor aus, sobald die Unsicherheiten rund um den Steuerstreit mit den USA einmal weggefallen sind. Banken wie EFG International, Julius Bär und Vontobel sollten dann eine aktive Rolle im Konzentrationsprozess übernehmen, so schreibt sie im Kommentar. Als Gewinner sieht der Verfasser des Kommentars vor allem EFG International aus diesem Prozess hervorgehen. Er empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 14,50 Franken zum Kauf. Aktuell steht der Kurs bei ziemlich genau 12 Franken.