"Dieser Krieg bringt grosse Herausforderungen. Für unsere Gesellschaft. Aber auch für unser Unternehmen", sagt Vorstandschef Markus Steilemann in einer am Mittwochabend veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung, die am 21. April stattfindet. "Die langfristigen Folgen sind heute noch nicht absehbar. Ebenso wie die Konsequenzen für die Energieversorgung." Klar sei aber, dass die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringert werden müsse, insbesondere die von russischem Gas. Steilemann warnte wie schon andere Vertreter aus der Chemiebranche vor ihm, dass ein sofortiges Gasembargo nicht nur die chemische Industrie, sondern auch alle nachgelagerten Branche treffe. "Es könnte zum Zusammenbruch kompletter Produktions- und Lieferketten führen. Es würde Hunderttausende Arbeitsplätze gefährden."

Für das laufende Jahr stellte der Covestro-Chef für sein Unternehmen ein "hohes Ergebnisniveau" in Aussicht. Die bisherige Prognose, die einen operativen Gewinn (Ebitda) für 2022 von 2,5 bis 3,0 (Vorjahr: 3,1) Milliarden Euro vorsieht, wiederholte er in der Rede nicht. Ein Covestro-Sprecher betonte allerdings, die Prognose habe weiter Bestand.

Mehrere Bankhäuser hatten in den vergangenen Wochen die Bewertungen und Kursziele für Chemieunternehmen, darunter auch Covestro, wegen der Folgen des Kriegs in der Ukraine, steigenden Energiekosten und Unterbrechungen der Lieferketten, nach unten gestuft. Der Chef des weltgrössten Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, hatte gewarnt, dass ein Embargo von russischem Gas die deutsche Volkswirtschaft in die "schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs bringen" könnte.

(Reuters)