Die seit einigen Monaten steigenden Aktienkurse verschiedener Schweizer Banken und Vermögensverwalter deuten es an: In der Branche macht sich wieder vermehrt Optimismus breit. Auch die ersten Geschäftszahlen 2017 zeigen gestiegene Aktivitäten der Bankkunden im zweiten Halbjahr, was die Erträge bei den Finanzinstituten ansteigen lässt.

Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen nicht grundlegend geändert: "Das Umfeld für Banken wird in diesem Jahr herausfordernd bleiben", sagt Marc Steinkat, CEO der Commerzbank Schweiz, im cash-Video-Interview. "Wir haben auf der einen Seite weiter steigende Aufwendungen für die Regulationen, auf der anderen Seite die tieferen Margen", so Steinkat. Insofern heisse es für jede Bank am Bankenplatz Schweiz, den Mehrwert aufzuzeigen, und dies "bei möglichst geringen Kosten."

Die Digitalisierung hat auch die Bankenbranche fest im Griff. Sie ist laut Steinkat dafür mitverantwortlich, dass die Commerzbank Schweiz ihre vor fast fünf Jahren gesetzten Ziele beim Mitarbeiterbestand nicht realisierte. Damals, als Steinkat seinen CEO-Posten antrat, wollte man die Zahl der Mitarbeiter mittelfristig vom Niveau von 100 verdoppeln. Heute hat die Commerzbank Schweiz immer noch gleich viele Mitarbeiter. "Wir können mit den rund 100 Mitarbeitern das Wachstum weiter stemmen", ist Steinkat überzeugt.

Die Commerzbank Schweiz, die 2009 das Privatkundengeschäft verkaufte und sich seit 2011 auf das Geschäft mit Firmenkunden und auf das Investmentbanking konzentriert, gewann 2017 laut Steinkat 230 neue Firmenkunden. 2016 waren es 270, im Jahr zuvor 600. Die Bank hat in der Schweiz nun 1800 Firmenverbindungen. Sie ist laut früheren Angaben von Steinkat noch nicht profitabel. Schwarze Zahlen sollen erst in etwa drei Jahren geschrieben werden könnnen. 

«Schweizer Unternehmen sind qualitätsverwöhnt»

Im Hintergrund spielt natürlich immer auch die wechselhafte Entwicklung bei der Konzernzentrale in Frankfurt eine Rolle. Die Commerzbank steckt in einer Transformation und will mit dem Abbau von 9600 Vollzeitstellen bis 2020 die Kosten langfristig senken. 2300 neue Jobs werden parallel aufgebaut, etwa um die Digitalisierung voranzutreiben. Die Bank hatte sich beim Kauf der Dresdner Bank 2009 übernommen und musste im Zuge der Finanzkrise vom deutschen Staat gerettet werden. Er besitzt noch immer 16 Prozent an der Commerzbank. 

In den letzten Monaten gab es wieder vermehrt Übernahmenspekulationen. Interesse an der Commerzbank wurde dabei neben der Deutschen Bank auch den französischen Banken BNP Paribas und Crédit Agricole sowie der UBS nachgesagt. Die Commerzbank-Aktie stieg seit dem Herbst 2016 von rund 6 Euro auf fast 16 Euro heute. 

Doch weshalb sollte eine Schweizer Firma ausgerechnet als Firmenkunde bei der Commerzbank anklopfen? Steinkat rückt dabei die Erfahrung der Commerzbank für exportorientierte Unternehmen in den Vordergrund.  Rund 30 Prozent des gesamtdeutschen Exportes werde durch die Commerzbank abgewickelt. "Schweizer Unternehmen sind qualitätsverwöhnt. Das heisst, wir müssen Qualität gepaart mit einem Mehrwert aufzeigen", sagt Steinkat.

Im Video-Interview mit cash äussert sich Marc Steinkat auch zur Zukunft des Bankenplatzes Schweiz. Das Gespräch mit Marc Steinkat fand am Rand des Alpensymposiums in Interlaken statt.