Die Korrektur, die sich seit rund drei  Wochen an den Märkten vollzieht, ist heftig. Und sie ist kurz. Die nackten Zahlen zeigen es: Dow Jones seit Mitte Februar: -31 Prozent. Eurostoxx 50: -32 Prozent. Swiss Market Index (SMI): -28 Prozent. Das Coronavirus hält die Weltwirtschaft derart fest im Würgegriff, wie es sich noch vor wenigen Wochen kaum jemand vorstellen konnte. Die Anleger reagieren panisch und werfen praktisch alles auf dem Markt, was nicht Cash ist. Sogar Gold kommt unter die Räder.

Allein der Blick auf die Performance der SMI-Titel seit dem 24. Februar, als der Börsenabsturz begann, bietet ein Bild des Grauens. Die schlechteste Aktie in diesem Zeitraum, die Credit Suisse, hat mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren.

Performance der SMI-Titel seit dem 23. Februar 2020. Stand: 18.03.20, 12 Uhr. Quelle: Bloomberg

Doch allmählich werden am Markt Stimmen laut, die langsam eine Bodenbildung voraussagen. Optimistisch macht zum einen, dass China das Corona-Problem offenbar in Griff bekommen hat. Der Tenor: Sobald auch in Europa die Infektionsrate rückläufig ist, geht es an den Börsen wieder hoch. Dabei setzen Anleger auch auf das tonnenschwere Geschütz, das Notenbanken und vor allem die Regierungen auffahren.

Geldpolitik ist essentiell

Dabei zeigt sich: Grossangelegte fiskalpolitische Massnahmen von Regierungen sind in dieser Krise noch wichtiger als die Geldpolitik. "Wir haben es mit einem realwirtschaftlichen Schock zu tun, dieser ist anders als der Schock in der Finanzkrise 2008", sagt Caroline Hilb, Leiterin Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank, gegenüber cash. Daher sei es nicht verwunderlich, dass geldpolitischen Massnahmen alleine derzeit nicht greifen, so Hilb. "Es ist enorm wichtig und richtig, dass die Staaten jetzt alles tun, um die Einbussen der Unternehmen abzufedern."

Tatsächlich zeigen die Regierungen in der Krise grosse Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Vergangene Woche kündigten viele Länder umfassende Massnahmenpakete an, die einem fiskalpolitischen "whatever it takes" gleichkommen. Es werden Bürgschaften ausgestellt, Steuerstundungen gewährt und Staatskredite vergeben – in Deutschland sogar "unbegrenzt", wie die Bundesregierung zuletzt verkündete. Die Schweiz stellt 10 Milliarden Franken Soforthilfe zur Verfügung, betont aber gleichzeitig, dass dies nur der Anfang sei.

Corona-Folgen «zum grossen Teil eingepreist»

Können sich Anleger jetzt langsam aus der Deckung wagen und am Aktienmarkt aktiv werden? Für Thomas Heller, Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank, könnte die Zeit für Aktienkäufe bald gekommen sein. Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien einschneidend und eine Rezession entsprechend kaum zu vermeiden.

"Die Fiskalpolitik stemmt sich verstärkt gegen das Virus und die Geldpolitik unterstützt nach Kräften. Das müsste zu einem grossen Teil in den aktuellen Kursen eingepreist sein", bestätigt Heller gegenüber cash.

Zudem sei positiv zu werten, dass die Bewertungen an den Aktienmärkten durch die Korrektur nun deutlich gesunken sind. Und: "Die Marktstimmung ist klar negativ, was oft ein Kontraindikator ist".

Neuinfektionen als Knackpunkt

Anastassios Frangulidis, Chefstratege von Pictet Asset Management, sieht ebenfalls einen enorm "überverkauften" Aktienmarkt, der regelrecht zum Kaufen einlade. "Rein vom Sentiment her verstehe ich, dass Anleger jetzt zugreifen wollen", sagt Frangulidis gegenüber cash. Allerdings rät er dazu, noch so lange abzuwarten, bis eine Abflachung der Neuinfektionsrate absehbar ist.

Zudem hat die Geldpolitik laut Frangulidis noch lange nicht alle Massnahmen ausgeschöpft. "Die Fed hat im Vergleich zu früheren Krisen erst etwa 50 bis 60 Prozent ihres Anpassungsprozesses vorgenommen." Erst wenn die Notenbanken bei etwa 80 Prozent angelangt sind, sollten Anleger wieder mehr Risiken eingehen, so Frangulidis. Was heisst das? Neben bereits erfolgten Zinssenkungen und der Ausweitung der Bilanz erwartet der Pictet-Experte vor allem noch weitere Massnahmen bei der Quantitativen Lockerung.

Bodenbildung in ein paar Wochen?

Nähern wir uns der Bodenbildung? "Sicher ist nur: In den nächsten beiden Wochen ist die Bodenbildung nicht abgeschlossen", sagt Hilb. Danach rechnet die Anlagestrategin allerdings mit einem Rückgang der Neuansteckungen, was sich positiv auf die Märkte auswirken dürfte. "Unser Vorteil ist, dass wir bereits seit Monaten beobachten können, wie China mit dieser Krise umgeht. Daraus konnten wir lernen und dementsprechend früher agieren."

Doch es gibt auch deutlich skeptischere Stimmen am Markt, wenn es um das Thema Einstieg in den Aktienmarkt geht. Für Stefan Frischknecht, Leiter Aktien Schweiz beim Fondsmanager Schroders, sind Zukäufe momentan noch mit extremen Unsicherheiten verbunden. Derzeit gebe es so viele verschiedene Kräfte, die an den Märkten ziehen, dass der richtige Punkt zum Einstieg schlicht nicht abzuschätzen sei. "Jeder, der sagt, er hätte die goldene Regel gefunden, betreibt – etwas überspitzt ausgedrückt – Scharlatanerie," sagt Frischknecht gegenüber cash.

Trotzdem sieht auch er Chancen am Markt. Die Panikindikatoren sind nahe an den Höchstständen. Das könne als "contrarian signal" verstanden werden, so Frischknecht, allerdings dürfe man sich nicht allein darauf verlassen. Zudem bergen die niedrigen Bewertungen grosses Potenzial am Aktienmarkt. "Jetzt einen Teil hinzuzukaufen, ist sicherlich nicht falsch. Wichtig ist aber, die Käufe über einen längeren Zeitraum zu tätigen", so der Fondsmager. 

Teilkäufe nicht falsch

Was heisst das für Anleger? cash empfiehlt insbesondere vorsichtigen Anlegern noch eine Weile abzuwarten. Erst wenn sich in Europa und in den USA eine Entspannung in der Corona-Krise abzeichnet, kann man guten Gewissens einsteigen. Für Anleger mit einem längeren Anlagehorizont von mehr als zehn Jahren könnte es sich aber bereits jetzt lohnen, in einzelnen Dosen Zukäufe zu tätigen.

Für langfristige Investitionen sind die niedrigen Bewertungen am Aktienmarkt bereits jetzt ein valables Kaufargument. Es empfiehlt sich dabei, über einen längeren Zeitraum in kleineren Schritten sukzessive nachzukaufen. Dafür eignen sich vor allem Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen, die im nicht-zyklischen Konsum tätig sind.

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