"Never fight the Fed!", lautet eine alte Börsenregel. Im übertragenen Sinn heisst das soviel wie: Versuche als Anleger nie, gegen die Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken zu spekulieren.

In den letzten zwei Wochen bot sich Anlegern deshalb ein ungewohntes Bild: Obschon die Europäische Zentralbank (EZB) seit März diesen Jahres monatlich für 60 Milliarden Euro Wertpapiere kauft, purzelten die Kurse von Anleihen beliebter Schuldner wie dem deutschen Bund. Die Zinsen stiegen.

Gerade wegen der ultralockeren Zins- und Geldpolitik der EZB rechnen viele Experten über die kommenden Wochen wieder mit rückläufigen Zinsen. Nicht so die Aktienstrategen der Credit Suisse. Für sie steht fest: Die Anleihenmärkte stehen am Anfang einer Baisse.

Steigende Zinsen nicht zwangsläufig schlecht

Innerhalb nur weniger Wochen stieg die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen zeitweise von 0,17 auf 0,69 Prozent. Auch in der Schweiz kletterten die Zinsen zehnjähriger Anleihen der Eidgenossenschaft vom negativen vorübergehend wieder in den positiven Bereich. Anders in den USA - dort fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen als Folge enttäuschender Nachrichten aus der Wirtschaft auf 2,2 Prozent.

Unter Berufung auf ihre für Anleihen verantwortlichen Berufskollegen, sehen die Aktienstrategen der Credit Suisse die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen bis Ende 2016 auf 2,8 Prozent steigen. Jene deutscher Staatsanleihen mit derselben Laufzeit sollten immerhin auf 1,1 Prozent klettern, so schreiben die Experten.

Auf konjunkturabhängige europäische Aktien setzen

Unmittelbare Gefahren für die Aktienmärkte sieht man bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken jedoch nicht. Solange die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen nicht über den Schwellenwert von 2,8 Prozent steige, müsse man sich als Anleger keine Sorgen machen.

In einer frühen Phase steigender Zinsen rechnen die Experten mit einer überdurchschnittlichen Entwicklung europäischer Aktien. Sie raten den eigenen Anlagekunden zum Kauf konjunkturabhängiger Aktien wie beispielsweise solche von Technologieunternehmen und Banken. Als Verlierer werden bei der Credit Suisse hingegen dividendenstarke und von der Konjunktur weitestgehend unabhängige Aktien gehandelt. Dazu zählen solche von Versorgungsunternehmen sowie aus den am Schweizer Aktienmarkt prominent vertretenen Sektoren Pharma und Nahrungsmittel.