Die Credit Suisse weist einen Nettoverlust von 700 Millionen Franken aus. Das ist deutlich mehr als von Analysten prognostiziert wurde. Diese hatten mit einem Verlust von 598 Millionen gerechnet (AWP-Konsens). Das ist der höchste Verlust seit der Lehman-Krise von 2008. Die Geldstrafe für Beihilfe zur Steuerhinterziehung belastete das Ergebnis dabei allein mit 1,6 Milliarden Franken.

Die Aktie der CS geht mit einem Minus von 1,7 Prozent in den Dienstagshandel. Dies in einem positiven Gesamtmarkt (SMI +0,4 Prozent). Konkurrentin UBS gewinnt derweil 0,1 und Julius Bär 2,3 Prozent.

Im Investmentbanking (IB) schnitt die Bank im Berichtszeitraum mit einem Vorsteuergewinn von 752 Millionen Franken über den Erwartungen ab. Das Ergebnis im Investment Banking im zweiten Quartal 2014 spiegele eine rege Emissionstätigkeit, anhaltend starke Entwicklung im Geschäft mit Kredit- und verbrieften Produkten sowie verbesserte Kapitaleffizienz, hiess es von der Bank. Der guten Entwicklung in bestimmten Bereichen des Anleihengeschäfts und im Emissionsgeschäft hätten ein durch schwierigere Handelsbedingungen geprägtes Aktiengeschäft und eine anhaltend schwache Entwicklung im Bereich Global Macro Products gegenübergestanden.

Mehr Neugelder

Im Private Banking (PB&WM), wo sich auch die Busse niederschlägt, erwirtschaftete die CS einen Vorsteuerverlust von 749 Millionen Franken (VQ 1'012 Millionen). Durch eine weitere Steigerung der Kosteneffizienz im strategischen Geschäft im ersten Halbjahr 2014 konnte das Aufwand-Ertrag-Verhältnis auf 68 Prozent nach 71 Prozent im ersten Halbjahr 2013 verbessesrt werden. Die Bruttomarge betrug 99 Basispunkte, womit sie sich im Vergleich zum Vorquartal um 5 BP verringerte. Der Rückgang der Bruttomarge im Bereich Wealth Management Clients sei auf den Anstieg der verwalteten Vermögen, die Verschiebung in der Zusammensetzung der Kundenbasis, die tieferen gebührenabhängigen Erträge und den leicht tieferen Zinserfolg zurückzuführen, so die Credit Suisse.

Bei den Netto-Neugeldern übertraf die Bank die Erwartungen der Analysten. Im zweiten Jahresviertel flossen der Division insgesamt neue Kundengelder im Umfang von netto 10,1 Milliarden Franken zu. Im strategischen Geschäft waren es 11,8 Milliarden, trotz der Abflüsse von 2,9 Millionen Franken im grenzüberschreitenden Geschäft in Westeuropa aufgrund von erheblichen Fortschritten bei der steuerlichen Regularisierung von Kundengeldern. Per Ende Juni verwaltete der Konzern Vermögen im Umfang von total 1'330 Milliarden verglichen mit 1'293 Milliarden per Ende März 2014.

"Nicht wirklich gut"

Das Ergebnis sei zwar weniger schlecht ausgefallen als erwartet, schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) in einem Analysten-Kommentar. "Aber es ist auch nicht wirklich gut." Positiv sei hingegen das starke Nettoneugeldwachstum. "Das Kundenvertrauen scheint wegen der US-Busse nicht gelitten zu haben", so die ZKB-Experten.

Das Analysten-Team der Bank Vontobel sieht ebenfalls Licht und Schatten bei den CS-Zahlen. Insbesondere müsse die CS die Quote des harten Eigenkapitals in Richtung 11 Prozent steigern, "um als solide kapitalisiert gelten zu können".

Wegen der Schuldbekenntnisses im US-Steuerstreit und die dabei angefallene Busse an die US-Behörden sank die Quote des harten Eigenkapitals (CET1 nach Basel III, look-through) per Ende Juni um 50 Basispunkte zum Vorquartal auf 9,5 Prozent. Bis Ende 2014 dürften 10 Prozent überschritten werden, hiess es dazu.

Bezüglich eines Ausblicks bleib die Bank vage. "Wir sind daran, unsere angekündigten Kapitalmassnahmen umzusetzen, und werden unsere Quote des harten Kernkapitals (CET1) auf Look-through-Basis voraussichtlich bis Ende Jahr auf über 10 Prozent steigern - dies unter Berücksichtigung der laufenden Abgrenzung für die Ausschüttung einer Bardividende für 2014", lässt sich CEO Brady Dougan zitieren. "Nach Erreichen einer Quote von 10 Prozent und während wir unsere Kapitalbasis weiter stärken, um unser langfristiges Ziel einer Quote von 11 Prozent zu erreichen, beabsichtigen wir, über unsere jährlichen Ausschüttungen ungefähr die Hälfte unserer Gewinne den Aktionären weiterzugeben."

Deutlichere Worte findet der Experte der Neuen Helvetischen Bank: "Die Credit Suisse ist und bleibt eine Geschichte ohne Happy End. So sind die zahllosen Probleme sowohl innerhalb wie ausserhalb der Gruppe ein Hemmschuh von fast gigantischem Ausmass, um irgendjemanden diese Aktie als gutes Investment empfehlen zu können", schreibt er in einem Marktkommentar.

Raus aus dem Handel mit Rohstoffen

Zudem hat CS-CEO Bready Dougan bekannt gegeben, aus dem Rohstoffhandel auszusteigen. "Damit können wir unsere Kapitaleffizienz voraussichtlich weiter steigern und unsere Kosten sowie das Leverage Exposure noch stärker reduzieren. Die Kapitalrendite von 18 Prozent für das zweite Quartal und von 20 Prozent für das erste Halbjahr sind Ausdruck der Stabilität unseres diversifizierten strategischen Geschäfts", kommentiert Dougan diesen Entscheid in einer Mitteilung.

Beim Sparprogramm und beim Umbau des Konzerns machte die Bank kaum Fortschritte. Die Kostenersparnis lag Ende des zweiten Halbjahres auf dem Niveau per Ende des ersten Quartals. Das Kostensenkungsziel bis Ende 2015 liegt weiterhin bei 4,5 Milliarden (Basis: H1 2011).

Die Analysten der Bank J. Safra Sarasin begrüssen diesen Schritt. Sie schreiben in einem Kommentar: "Die Entscheidung, das Makro-Geschäft zu reduzieren, ist positiv, weil es wenig profitabel war."

(Reuters/AWP/cash)