CS-GV, Zusammenfassung

Die Aktionäre der Credit Suisse haben an der Generalversammlung am Freitag wie erwartet allen Anträgen des Verwaltungsrates zugestimmt. Es gab zwar reichlich Kritik und Empfehlungen zum Widerstand. Allerdings geniesst die Bank das Vertrauen der Grossaktionäre, weshalb es keine Überraschungen gab.

Besonders in der Kritik standen die Managerlöhne angesichts des Milliardenverlust 2015 und des angekündigten Stellenabbaus. Der Vergütungsbericht 2015 wurde jedoch mit knapp 80% abgesegnet. Das sei - wie angestrebt - höher als im Vorjahr, kommentierte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner.

Auch die Vergütungen für den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung wurden genehmigt. Für die Geschäftsleitung waren das: die kurzfristigen variablen Vergütungselemente für das Geschäftsjahr 2015 (81%), der fixe Teil für die Periode von der GV 2016 bis zur GV 2017 (85%) sowie die langfristigen variablen Vergütungselemente für das Geschäftsjahr 2016 (83%). Der maximale Betrag der Vergütungen des Verwaltungsrates von der GV 2016 bis zur GV 2017 erreichte 83% Zustimmung.

Rohner mit 92 Prozent bestätigt

Den Mitgliedern des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung wurde Entlastung erteilt (86%), und die VR-Mitglieder wurden im Amt bestätigt (alle je 93 bis 95%). Damit wurde auch Rohner als Präsident bestätigt (92%).

Einzig Sebastian Thrun stand wegen einer neuen Position innerhalb des Unternehmen nicht mehr zur Wiederwahl. Neu nehmen Einsitz im Gremium Alexander Gut (94%) - Sohn des ehemaligen Präsidenten Rainer Gut - sowie Joaquin Ribeiro (95%).

Genehmigt wurde auch die geplante Dividende für das Geschäftsjahr 2015 von 0,70 CHF je Aktie (97%) sowie die Erhöhung des genehmigten Kapitals. Letzteres, um die Wahldividende zu bedienen (89%) und in einem weiteren Schritt für künftige Akquisitionen (87%).

Zahlreiche Wortmeldungen

Zahlreiche Votanten meldeten sich am Freitag mit Anmerkungen und Fragen zu Wort. Die Abstimmung konnte daher erst rund vier Stunden nach dem Start des Anlasses starten. Auch während der Abstimmung gab es immer wieder Wortmeldungen.

Kritisiert wurde neben den Vergütungen und das Jahresergebnis auch wiederholt der Verfall des Aktienkurses. Auch das Eigenkapital und hohe Rückstellungen für Rechtskosten waren Themen. Mehrfach wurde gefragt, wieso die Ergebnisse zum ersten Quartal in diesem Jahr erst nach der Generalversammlung veröffentlicht würden. "Ich vermute, da gibt es noch böse Überraschungen", so ein Redner. Die Zahlen zum Jahresstart will die Bank am 10. Mai präsentieren.

Rohner verteidigt sich...

VR-Präsident Rohner verteidigte indes die Managerlöhne für das Geschäftsjahr 2015. Über das ganze Jahr sei die Credit Suisse operativ positiv gewesen, sagte er. Und es sei für ihn durchaus ein Unterschied, wenn ein Verlust wegen einer vor 16 Jahren geschehenen Transaktion anfällt. Die Bank musste im vierten Quartal 2015 den Goodwill im Investment Banking wertberichtigen wegen einer Übernahme im Jahr 2000.

Auch adressierte Rohner die Kritik oder Zweifel an der neuen Strategie. Letztlich habe man doch ein gemeinsames Ziel: "Wir wollen sicherstellen, dass die Credit Suisse ihr Geschäft langfristig erfolgreich für ihre Kunden betreiben kann, dass sie in den richtigen Märkten und Geschäftsbereichen tätig ist und dass sie nachhaltig eine angemessene Rendite für ihre Aktionärinnen und Aktionäre erwirtschaftet", sagte er.

Die Bank sei mit ihrem strategischen Plan auf dem richtigen Weg. Und: "Es ist ohne Alternative, diesen Weg zu gehen." Er könne sich nicht erinnern, dass er jemals derart enorme Veränderungen in der Finanzindustrie gesehen hätte, wie in dieser Zeit.

... und Thiam

Die Kursentwicklung der Aktie habe gezeigt, dass die Anstrengungen vom Markt noch nicht honoriert werden, so Rohner weiter. Und die Umsetzung der Strategie werde in den nächsten zwei Jahren nochmals viel von allen abverlangen, gestand er weiter ein. Tidjane Thiam sei aber der ideale CEO für die Aufgabe.

Thiam, der seit Juli 2015 als CEO im Amt ist, hielt einen grossen Teil seiner Rede am Freitag auf Deutsch, was bei den Aktionären durchaus positive Beachtung fand. Der frühere CEO der britischen Versicherers Prudential ist Staatsangehöriger Frankreichs und der Elfenbeinküste. Thiam übersetzte auch eine englische Antwort des Finanzchefs David Mathers auf Nachfrage aus dem Plenum.

Auch er warb für die in Angriff genommene Strategieumsetzung: Disziplin sei wichtig sowie die Konzentration auf Prioritäten - "jetzt mehr denn je", so Thiam. Es möge eine schwierige Aufgabe sein, die "Plattform für die Zukunft" zu bauen, "für die kurzfristig kaum Beifall zu erwarten ist". Es sei aber der einzige Weg, der langfristig zum Erfolg führe.

(AWP)

 

+++ 14:53 Verbindliche Abstimmungen über die Vergütung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung werden allesamt angenommen, mit Zustimmungen zwischen 80 und 85 Prozent.

+++ 14:40 Auch die Dividende wird mit 96,76 Prozent Ja-Stimmen deutlich akzeptiert. Somit wird, wie im letzten Jahr, 70 Rappen pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

+++ 14:32 Bevor über die Genehmigung der Dividende abgestimmt wird, übernimmt nochmals Struchen das Wort: "Herr Rohner, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was sie machen, so sind sie mir als Mensch doch sympathisch." Rohner erwidert das Kompliment.

+++ 14:22 Der Vergütungsbericht ist genehmigt, mit 79,39 Prozent Ja-Stimmen. Letztes Jahr gab es nur 67 Prozent Zustimmung.

+++ 14:20 Es ist soweit: Die Teilnehmenden stimmen über den Vergütungsbericht ab.

+++ 14:16 Mit Kleinaktionärin Ingeborg Ginsberg ergreift nicht nur die bisher einzige Frau das Wort, sondern auch die älteste Person. Sie ist 94 und schlägt damit Hermann Struchen um ganze 8 Jahre. Auch sie schliesst sich dem Tenor der anderen Voten an und kritisiert die Credit Suisse.

+++ 13:59 Die CS-Aktie taucht inzwischen minus 3,9 Prozent. Im Vergleich dazu liegt der Swiss Market Index 1,1 Prozent im Minus.

+++ 13:29 Viele Kleinaktionäre kritisieren die Credit Suisse und vor allem deren hohen Boni in der Geschäftsleitung.

+++ 13:08 Struchen findet aber auch kritische Worte: "Jedes Salär über eine Million Franken ist legalisierter Diebstahl."

+++ 13:04 Der 86-jährige Kult-Kleinaktionär Hermann Struchen ergreift das Wort. Das Beste an der Credit Suisse sei der Christbaum zu Weihnachten am Paradeplatz. Auch der Empfang an der GV mit Gipfeli, Kaffee und Kugelschreiber lobt er. Drittens freut er sich darüber, dass Thiam deutsch gesprochen hat. "Herr Dougan konnte das nicht." Abstimmungsempfehlung will Herr Struchen keine geben. Da Stimmrechtsvertreter Keller bereits 80 Prozent der Stimmen verträte, sei eigentlich sowieso alles schon gelaufen.

+++ 12:52 Ständerat Thomas Minder sieht bei der CS frappante Ähnlichkeiten zu den Geschehnissen bei der UBS. "Dass sich kurz- oder langfristig niemand für die Verluste verantwortlich zeigt, ist einfach kläglich." Es könne nicht sein, dass für ein solch desolates Geschäftsjahr noch Boni ausbezahlt werden.

+++ 12:42 Bevor über die Vergütung abgestimmt wird, halten noch immer einzelne Aktionäre kurze Reden. Die GV kann übrigens auch im Live-Stream mitverfolgt werden.

+++ 12:26 Kritische Worte auch von Rudolf Meyer, Präsident von der Aktionärsvereinigung Actares. Er sieht klare Fehlanreize im Vergütungssystem. Rohner trage die Verantwortung für all die Versäumnisse in letzter Zeit. Die Anreize seien falsch gestellt. Ändern werde sich dies nur mit einer massiven Senkung der variablen Vergütung. "Es kommt mir vor wie im Kindergarten, nur mit der Aussicht auf ein Schöggeli will man Leistung bringen; Das ist schon seltsam."

+++12:03 Dominique Biedermann, Präsident der Stiftung Ethos, prangert die Geschäftsleitung an. Sie hätten es in den letzten Monaten nicht geschafft, marktberuhigende Zeichen zu geben. Die CS bleibe eine ewige Baustelle. Desweiteren bestünde eine Inkonsistenz zwischen den Vergütungen im Verwaltungsrat und dem schlechten Geschäftsverlauf. Viele Aktionäre würden diese Praktiken nicht mehr verstehen. "Wir sind nicht mehr bereit, die Art und Weise, wie die Bank geführt ist, zu unterstützen."

+++ 11:48 Jetzt kommt Würze in die GV: Aktionär Hans-Jacob Heitz fordert, dass Ex-CEO Brady Dougan seine Boni zurückzahlen muss. Weiter erinnere ihn die CS "an ein vom Einsturz bedrohtes Bürogebäude". 

+++ 11:43 1600 Aktionäre sind an der GV anwesend.

+++ 11:39 Während Thiam zum Abschluss seiner Rede zum Gefallen der Aktionäre nochmals deutsch spricht, wird eine andere Nachricht von den Anlegern wohl weniger positiv aufgenommen: Die CS-Aktie verliert heute 3,4 Prozent.

+++ 11:33 Thiam warnt die Anleger vor Gegenwind im laufenden Geschäftsjahr. Die schwierigen Marktbedingungen des Jahres 2015 hätten im ersten Quartal 2016 angehalten.

+++ 11:24 Er hat es immerhin 5 Minuten durchgehalten. Thiam wechselt nun zu französisch und spricht davon, dass er und sein Management dasselbe Ziel verfolgen würden: Ein Marktführer im Private Banking und in der Vermögensverwaltung mit starken Kompetenzen im Investment Banking zu sein.

+++ 11:20 Tidjane Thiam startet seine Rede in gutem Deutsch, auch wenn er abliest. Zieht er das seine ganze Rede durch?

+++ 11:18 "Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem strategischen Plan auf dem richtigen Weg sind", gibt sich Rohner zum Abschluss seiner Rede nochmals selbstbewusst. Nach 50 Minuten schliesst er und übergibt CEO Tidjane Thiam das Wort.

+++ 11:05 "Wir wollen keinen Sprint gewinnen, sondern einen Marathon", Rohner lässt in seiner Rede seine Vergangenheit als Sportler durchblicken. Er war früher Hürdenläufer.

+++ 10:57 In seiner Rede stärkt Rohner CEO Tidjane Thiam den Rücken. Man brauche eine international erfahrene Führungspersönlichkeit an der Spitze der Bank. Und Thiam sei "der Ideale CEO für diese Aufgabe".

+++ 10:43 Rohner spricht von einem für die Finanzindustrie sehr schwierigen und anspruchsvollen Jahr, welches für die CS in den vergangenen Monaten sogar noch ereignisreicher als für die meisten anderen Institute war. Man habe jedoch seit vergangenem Herbst beachtliche Fortschritte erzielt. "Die Kursentwicklung der Aktien der Credit Suisse zeigt uns jedoch, dass unsere Anstrengungen vom Markt noch nicht honoriert wurden", so Rohner.

+++ 10:30 Pünktlich eröffnet CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner die GV und begrüsst die anwesenden Aktionäre.

+++ 10:14 Im Vorfeld der GV spricht Dominique Biedermann, Präsident der Stiftung Ethos, seine Unzufriedenheit mit der CS aus. Es sei nicht akzeptabel, so hohe Boni auszubezahlen und gleichzeitig Verluste zu machen, sagt er gegenüber AWP. Aus diesem Grund will Ethos an der heutigen GV der Credit Suisse ein Signal geben und erwartet in der kommenden Zeit gravierende Änderungen von der Grossbank. Man darf gespannt sein.

 

Vorschau:

Die Flitterwochen zwischen Credit-Suisse-Konzernchef Tidjane Thiam und den Aktionären der zweitgrössten Schweizer Bank sind endgültig zu Ende. Nach nur zehn Monaten an der Spitze des Traditionsinstituts muss der einstige Hoffnungsträger auf der Generalversammlung vom Freitag bereits um die Gunst der Eigner buhlen. Vor allem überraschende Verluste im Anleihengeschäft hat das Vertrauen in den ehemaligen Versicherungsmanager und McKinsey-Berater angekratzt. "Das ist einer der Nachteile, wenn man jemanden einstellt, der möglicherweise brillant ist, aber nicht 15 oder 20 Jahre Erfahrung im diesem Geschäft hat", sagt ein Investor, der seine Beteiligung kürzlich zurückgefahren hat.

Wie die Deutsche Bank und andere globale Geldhäuser sucht auch die Credit Suisse nach einem neuen Geschäftsmodell, um trotz den höheren Anforderungen der Regulatoren wieder viel Geld zu verdienen. Thiams Rezept: Das riskante Investmentbanking zurückstutzen und das Wachstum der Vermögensverwaltung mit den Reichen Asiens ankurbeln. Dazu hat sich die Bank bereits sechs Milliarden Franken an frischem Kapital geholt, weiteres Geld soll der für das kommende Jahr geplante Teil-Börsengang des Schweiz-Geschäfts bringen. "Er versucht, einige knifflige Dinge zu bewerkstelligen und das Vertrauen in ihn ist gering", sagte Hermes-Credit-Analyst Filippo Alloatti. Um die Anleger wieder für sich zu gewinnen, sei er auf eine Reihe guter Ergebnisse angewiesen. Kurzfristig sei das aber nicht zu machen. "Was Thiam jetzt braucht, ist Glück", erklärte Alloatti.

Seit dem Amtsantritt des Ivorers im Juli 2015 hat Credit Suisse an der Börse rund 40 Prozent an Wert verloren, weit mehr als die meisten Konkurrenten. Thiam selbst muss nicht darben. Auch nach einem freiwilligen Verzicht auf einen Teil seines Bonus streicht er immer noch 18,9 Millionen Franken ein und ist zur Zeit damit der bestverdienende Manager in der Schweiz. Dagegen regt sich nun Widerstand. Mit Glass Lewis, Ethos und zRating sprechen sich gleich drei Stimmrechtsberater dafür aus, bei Teilen oder allen vier Abstimmungen zu den Gehältern den "Nein"-Knopf zu drücken. Dank der Unterstützung des einflussreichsten Beraters, der amerikanischen ISS, dürfte sich die Bank-Spitze mit ihren Vorschlägen allerdings durchsetzen. Es sei das Recht jedes Aktionärs, sich eine Meinung zu bilden und öffentlich zu diskutieren, erklärte Credit Suisse.

Dabei könnte die Diskussion über Verluste im Anleihehandel neue Ungemach bringen, bis hin zu Rechtstreitigkeiten. Im Verlauf von knapp zwei Quartalen hat das Institut mit notleidenden Krediten und anderen Bereichen des Anleihengeschäfts rund eine Milliarde Dollar verloren. Thiam erklärte, er selbst und andere Top-Manager seien über die Handels-Positionen erst im Januar voll ins Bild gesetzt worden. Doch Anleger kritisieren, dass die Bank den Umfang der illiquiden Positionen bereits in Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung im November hätten offenlegen müssen.

"Ich glaube nicht, dass Credit Suisse das Thema so schnell hinter sich lassen kann, wie sie gerne hätten", erklärte Jupiter -Fondsmanager Guy de Blonay. "Ich glaube, dass es eine echte Chance eines Rechtsstreits mit Investoren gibt." Die Bank hält dagegen und erklärt, dass sie alle relevanten Informationen im Prospekt zur Kapitalerhöhung veröffentlicht habe. Auf die leichte Schulter nehmen die Investoren die Sache aber offenbar nicht: "Die Leute sind stocksauer, und wenn sie stocksauer sind, suchen sie nach Wegen, sich besser zu fühlen", sagte der erste Investor. "Aktionäre können sich mit Gerichtsverfahren in den eigenen Fuss schiessen, aber manchmal klagen Leute, um einen Punkt zu machen." 

(Mit Material von Reuters)