Grosse Ambitionen sind in der Welt der Kryptowährung nicht rar. Und doch sticht das Vorhaben bei Worldcoin als besonders ehrgeizig hervor: Die Schöpfer des neuen Kryptogelds wollen bis es bis 2023 einer Milliarde Menschen zur Verfügung stellen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen alle Menschen auf der Welt eigene "Worldcoins" ausbezahlt bekommen.

Ein zentrale Rolle spielt dabei die Iris. Sie ist bei jedem Menschen unterschiedlich und soll daher als Unterscheidungsmerkmal für Worldcoin dienen: Wer "Coins" bekommen will, muss sich die Augen scannen lassen. Mit den biometrischen Daten wird anschliessend ein Zahlencode mit einer Identifikationsnummer generiert, ein "Hashtag", der auf dem Smartphone erscheint - ähnlich wie ein Corona-Impf-Zertifikat.

Um die digitalen Münzen zu verteilen, hat Worldcoin einen Augenscanner entwickelt, den "Orb". Derzeit wird das Gerät in fünf Ländern getestet: Freiwillige sind auf den Strassen unterwegs und scannen mit diesen Orbs die Augen von Tausenden von Leuten. Das Projekt ist reichlich kompliziert. 

Aber mehrere klingende Namen aus dem Silicon Valley sind von Worldcoin überzeugt, unter den Investoren ist die legendäre Venture-Capital-Firma Andreessen Horowitz und Reid Hoffmann, der Co-Gründer von Linkedin. Das Startup wird bereits mit einer Milliarde Dollar bewertet.

Worldcoin gründet eine Stiftung in Zug

Der Firmensitz ist in Berlin, aber die Trägergesellschaft ist seit neustem schweizerisch: Worldcoin hat nähmlich eine Stiftung in Zug gegründet, die "Worldcoin Foundation".

"Wir haben unsere Stiftung wegen der politischen und wirtschaftlichen Stabilität des Landes in der Schweiz etabliert", begründet Worldcoinden Schritt. Das breite Angebot an gutqualifizierten Arbeitskräften und die klare Regulierung spielten bei dem Entscheid ebenfalls mit ein.

Die Zuger Stiftung werde die Weiterentwicklung von Worldcoins Technologie und des Ökosystems rund um die Kryptowährungermöglichen. Worldcoin baut dabei auf der Blockchain der populären Kryptowährung Ether auf.

Idealismus mit Profitstreben verknüpft

Die Gründer von Worldcoin verfolgen idealistische Ziele. "Worldcoin entstand aus einer Diskussion heraus, die um die globale Bedeutung von  bedingungslosen Grundeinkommen drehte. Der Zugang zur Internetwirtschaft wird künftig viel wichtiger als heute", sagte CEO Alex Blania dem Tech-Blog "Techcrunch". Worldcoin sieht die Cyberwährung als Instrument, um weltweit bedingungslose Grundeinkommen zu etablieren und das globale Reichtum gerechter zu verteilen.

Etwas "Business" ist dennoch dabei - schliesslich kommen die Gründer aus dem Silicon Valley: Von der Kryptowährung soll es dereinst total 20 Milliarden Einheiten geben. Zehn Prozent der "Coins" sind für das Unternehmen reserviert, weitere zehn Prozent fliessen an die Investoren. Und nur achtzig Prozent der Worldcoinswerden verteilt.

Falls das kühne Projekt tatsächlich aufgeht, werden die Gründer also viel Geld verdienen. Etwas skeptisch über die Erfolgsaussichten sind aber selbst sie: "Noch nie wurde etwas vergleichbares realisiert, und es ist sehr unsicher, ob das Vorhaben gelingt", schreibt Worldcoin auf seiner Internetseite.

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Die Kryptowährung Worldcoin lässt sich im Kanton Zug nieder"