Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Qingdao Haier will in diesem Jahr bis zu 460 Millionen Aktien an der China Europe International Exchange (Ceinex) in Frankfurt notieren lassen und das erste chinesische Unternehmen werden, das sogenannte D-Aktien anbietet. Der von Qingdao angestrebte Emissionserlös von rund einer Milliarde Euro ist ein starkes Vertrauensvotum für ein grösstenteils ignoriertes Projekt zwischen Börsen in China und Deutschland.

Das Joint Venture zwischen der Shanghai Stock Exchange, der Deutsche Börse und der China Financial Futures Exchange hat sich seit seinem Start 2015 schwer getan, Investoren anzulocken. Der tägliche Handelsumsatz lag per 31. März bei 16,6 Millionen Yuan (2,21 Millionen Euro). Gelistet sind 70 Wertpapiere, zumeist börsennotierte Fonds (ETF).

Ceinex ist nach eigenen Angaben bestrebt, chinesische Unternehmen zu gewinnen, und die Börsennotierung von Haier könnte bereits im Juli erfolgen. Der chinesische Spirituosenhersteller Kweichow Moutai Group hatte im letzten Jahr angekündigt, er plane eine D-Aktiennotierung einer seiner Tochtergesellschaften, nannte aber noch keinen Zeitplan.

Vertrauen schaffen

Die Ausgabe von D-Aktien in Frankfurt könnte dazu beitragen, die regionale Wahrnehmung zu verändern, sagt Lars-Gerrit Lüssmann, Partner der Anwaltskanzlei Taylor Wessing.

"Vertrauen zu schaffen ist sicherlich einer der Gründe, warum chinesische Unternehmen diesen Schritt in Erwägung ziehen, denn es gibt in Asien genug Geld", sagt er. "Sie wollen dem Markt zeigen, dass sie nach seinen Regeln spielen können, und dass sie als Käufer und Geschäftspartner transparent und vertrauenswürdig sind."

D-Aktien-Listings stehen vor mehreren Hürden. Stefan Müller, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Wertpapieranalyse, sagt, ein Mangel an Transparenz bei der chinesischen Corporate Governance könnte Investoren abschrecken. Und für Wu Kan, in Shanghai ansässiger Fondsmanager bei Shanshan Finance, ist ein Mangel an Liquidität in den Ceinex-Listings ein wahrscheinliches Hindernis.

In einer Mitteilung zu Haiers D-Aktien-Listing im letzten Monat erklärte Ceinex, sie biete internationalen Investoren Zugang zu Handel und Investments in chinesische Unternehmen mit hoher Qualität.

Bevorzugtes Ziel

Europa war laut von Bloomberg zusammengestellten Daten in den vergangenen fünf Jahren die führende Region für Auslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen. Von den 660 Milliarden Dollar an Auslandsakquisitionen chinesischer Unternehmen in diesem Zeitraum beliefen sich die Transaktionen in Europa auf 219 Milliarden Dollar, während Nordamerika auf 160 Milliarden Dollar kam.

Einige der prominenten Deals in Europa waren auf politische Hindernisse gestossen: So war vor zwei Jahren der Plan der Midea Group - einer von Haiers grössten Rivalen in China - den deutschen Roboterhersteller Kuka zu übernehmen auf Widerstand von deutschen Regierungsvertretern gestossen.

Das deutsche Wirtschaftsministerium hat der Akquisition schliesslich zugestimmt. Auch der Erwerb einer Beteiligung in Höhe von 7,3 Milliarden Euro an der Daimler in diesem Jahr durch Zhejiang Geely Holding Group sorgte für Aufregung vor Ort und führte zu Fragen der Finanzaufsicht BaFin.

"Die geplante D-Aktien-Emission wird uns helfen, unsere Markensichtbarkeit in Europa zu erhöhen" erklärte Xing Xiaoming, Sprecher der Wertpapierabteilung von Haier, per E-Mail auf Fragen. "Wir werden unsere Geschäftsaktivitäten in Europa danach durch organische Entwicklung und komplementäre M&A erweitern."

(Bloomberg)