Schweiz oder Schweden, wer schafft es ins Viertelfinale an der Fussball-WM? Ganz Helvetien versammelt sich am Dienstag um 16 Uhr vor dem TV. Erwartet wird ein Kampf auf Augenhöhe. Denn es ist ein Duell zweier Länder, die sich nicht nur sportlich auf ähnlich hohem Niveau bewegen - darüber hinaus klingen sie auch noch fast gleich.

Hin und wieder führt dies zu eigenartigen Verwechslungen, wie jüngst in den USA geschehen: Als der schwedische Musikstream-Anbieter Spotify im April den Börsengang in New York vollzog, hisste die Börsenbetreiberin Nyse zur Begrüssung wie üblich die Flagge des Herkunftslandes. Bloss war es die Schweizer Fahne. Das Malheur wurde nach einigen Minuten bemerkt.

Schweiz - Schweden ist auch im wirtschaftlichen Vergleich ein Duell auf Augenhöhe. Doch sechs von cash sorgfältig ausgewählte Kriterien bringen unterm Strich den entscheidenden Unterschied:

  • Entwicklung an der Börse

Der Schweizer Leitindex SMI lahmt in diesem Jahr: Minus 9 Prozent sind es seit Jahresbeginn. Auf Sicht der letzten zwölf Monate liegt das Minus bei 6 Prozent. Die Abhängigkeit von den drei Schwergewichten Novartis, Roche und Nestlé ist sehr gross, deren schlechte Kursentwicklung zieht die ganze Börse runter.

Was für ein Steilpass für Schweden. Doch auch der schwedische Leitindex OMX Stockholm 30 durchläuft eine harzige Phase: Zwar sind es 2018 bisher lediglich minus 3 Prozent, doch ist die Performance auf 52-Wochen-Sicht wie beim SMI bei minus 6 Prozent. Runter gedrückt wird Schwedens Leitindex vor allem durch den Kleiderriesen H&M, der in den letzten 12 Monaten 36 Prozent am Wert verloren hat.

Zwischenstand: Es steht noch immer 0-0.

Kursentwicklung OMXS30 (rot) und SMI (grün) in den letzten 52 Wochen

Quelle: cash.ch

  • Firmen mit globaler Ausstrahlungkraft

Ikea, H&M und Volvo sind wohl die bekanntesten Marken aus Schweden. Deren Jahresumsätze betrugen 2017 ungefähr 40 Milliarden Franken (Ikea), 33 Milliarden Franken (Volvo) beziehungsweise 24 Milliarden Franken (H&M).

Doch auch die Schweiz hat ihre Exportschlager: Etwa die Schokolade von Lindt & Sprüngli oder Uhren und Schmuck von Swatch oder Richemont. Und die Umsätze der grösseren Schweizer Firmen stellen die Schweden-Unternehmen in den Schatten, wie Nestlé (90 Milliarden Franken), Roche (53 Milliarden) sowie Novartis (50 Milliarden) unter Beweis stellen. Heimatberechtigt in der Schweiz sind auch internationale Rohstoff- und Mineralölfirmen wie Glencore oder Vitol mit Umsätzen von je rund 155 Milliarden Dollar.

Zwischenstand: Die Schweiz führt 1-0.

  • Wirtschaftsleistung

Die Einzelfirmen aus der Schweiz überstrahlen die Schweden. Doch wie sieht es mit der Gesamtwirtschaft aus? Als verbreitetstes Mass, um die Wirtschaftsleistungen verschiedener Volkswirtschaften miteinander zu vergleichen, gilt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf.

Wie Daten des Internationalen Währungsfonds für das Jahr 2017 zeigen, kommt Schweden auf ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 53'218 Dollar. Im globalen Ranking reicht das für Rang 12. Die Schweiz hingegen leistet eindeutig mehr: 80'591 Dollar pro Kopf beträgt das BIP, das ist Rang 2. Geschlagen geben muss sich die Schweiz einzig von Luxemburg. 

Zwischenstand: Die Schweiz führt 2-0.

  • Frauen in der Wirtschaft

Bezüglich Gleichstellung der Frau im Wirtschaftsleben hinkte die Schweiz schon immer hinterher. Und im neusten "Glass Ceiling Index" der britischen Wochenzeitschrift "Economist" kommt die Schweiz einmal mehr schlecht weg. Der Index zeigt, wie gut Frauen in den Arbeitsmarkt eines Landes integriert sind. Berücksichtigt werden Kriterien wie Gehalt, Mutterschaftsurlaub, Schulbildung, Kosten für Kinderbetreuung und Frauenanteil in den Geschäftsleitungen. Die Schweiz belegt Rang 26, knapp vor der Türkei. Schweden hingegen ist Spitzenreiter. Wie der Economist schreibt, brillieren die Nordeuropäer vor allem in den Bereichen Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen (80 Prozent) und Anteil Frauen im Parlament (44 Prozent).

Zwischenstand: Schweden gelingt der Anschlusstreffer zum 2-1.

  • Ferientage

In der Schweiz stehen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern per Gesetz pro Jahr mindestens 20 bezahlte Ferientage zur Verfügung. Hinzu kommen mindestens sieben gesetzliche Feiertage. Besser habens hier die Schweden: Das gesetzliche Minimum liegt bei 25 Ferientagen pro Jahr plus mindestens neun gesetzliche Feiertage. Während der Hauptferienzeit von Juni bis August dürfen in Schweden sogar vier Wochen am Stück frei genommen werden.

Zwischenstand: Der Ausgleich, es steht 2-2.

  • Arbeitslosigkeit

Gemäss neuesten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) beträgt die Arbeitslosigkeit in der Schweiz 3,1 Prozent. Allerdings erfasst diese Methode nur Erwerbslose, die in einem der regionalen Arbeitsvermittlungsämter (RAV) offiziell registiert sind. Für internationale Vergleiche werden die Arbeitslosenzahlen gemäss den Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ermittelt. In diesen Statistiken hat die Schweiz eine Arbeitslosigkeit von 4,8 Prozent. Doch auch das reicht aus, denn in Schweden beträgt die Arbeitslosigkeit nach ILO-Normen 6,7 Prozent.

Der Schweiz gelingt das entscheidende 3-2. Die Schweiz trifft im Viertelfinale auf England oder Kolumbien.