Der Nasdaq-Composite-Index hat eine lange Aufholjagd hinter sich. Am Dienstag stieg der Index zum zweiten Mal in dieser Woche über 4000 Punkte – 13 Jahre nach dem letzten Mal im September 2000. Mit diesem jüngsten Anstieg ist der Nasdaq nicht alleine. Neulich schloss der Dow Jones über 16'000 Punkte. Und auch der deutsche Aktienindex (Dax) kletterte am Montag auf einen neuen Rekord, während die Börsen von Amsterdam und Helsinki zumindest neue Jahreshöchststände erreichten.

Aus dem Jahr 2000 stammt auch das Nasdaq-Allzeithoch, das bei 5049 Punkten liegt und am 10. März erreicht wurde. Seither hat sich viel getan. Damals – im Zuge der Dotcom-Blase – dominierten in erster Linie Unternehmen der Technologiebranche wie beispielsweise Cisco Systems den Nasdaq. Diese Einseitigkeit hat sich bedeutend verändert. So sind die heutigen Schwergewichte sind nicht mehr ausschliesslich Tech-Firmen, sondern auch Titel wie die Kaffeehauskette Starbucks.

Neue Hauptdarsteller

Mehrere dieser Titel haben den Nasdaq denn in den letzten Monaten in die Höhe getrieben. Allen voran der Elektroauto-Hersteller Tesla, dessen Aktie seit Januar 258 Prozent zugelegt hat. Starbucks gewann 50 Prozent und der Titel der Schnäppchenseite Priceline gar 80 Prozent. Zum Vergleich: Der über 3000 Titel umfassende Gesamtindex hat im selben Zeitraum rund 32 Prozent eingefahren.

Hinzu kommen Titel, die vor ein paar Jahren bloss eine Nebenrolle gespielt ahben. So machten Aktien aus der Gesundheitsbranche vor 14 Jahren erst 6 Prozent des Indexes aus. Heute liegt ihr Anteil bei 14 Prozent, und dieser Sektor hat in diesem Jahr bereits 54 Prozent zugelegt.

Daneben haben klassische Technologiewerte wie Cisco bloss noch 8 Prozent dazugewonnen. Das liegt laut Marktstimmen daran, dass Unternehmen zurzeit zögerten, Kapital einzusetzen. Und Technologiefirmen profitierten vor allem dann, wenn viel Geld für IT ausgegeben werde.

Dennoch gibt es auch Grossinvestoren, die Tech-Titel etwas zutrauen. Intel und Microsoft etwa würden eine Menge Bargeld in ihren Bilanzen aufweisen, was mit der Zeit zu einer Dividendenerhöhung führen dürfte, sagt ein Fondsmanager gegenüber Wall Street Journal Deutschland.

Neue Konkurrenz

Diese Umschichtung innerhalb des Nasdaq hat ihren Ursprung unter anderem in der zunehmenden Konkurrenz durch die New York Stock Exchange (Nyse). Laut Branchenkennern hat der holprige Börsengang von Facebook die Tech-Marktführerschaft der Nasdaq infrage gestellt und zu einem Umdenken geführt. Hinzu kommt, dass die Nyse ihre Regeln geändert hat und es Tech-Firmen leichter macht, ein Listing anzustreben.

War die Nasdaq während Jahren die Heimat von Technologiefirmen, hat die Nyse nun bei Börsengängen von Tech-Unternehmen erstmals die Konkurrenz überholt: Dieses Jahr haben bereits 19 Tech-Firmen die Nyse und erst 14 die Nasdaq für ihren Börsengang ausgewählt. Prominentestes Beispiel hierfür war der Twitter-IPO, der an der Nyse über die Bühne ging. Hinzu kam, dass dieses Jahr mehrere Unternehmen wie beispielsweise Oracle die Seite gewechselt haben.