Die Rally ab Mitte Jahr bescherte den Börsen in diesem Jahr weltweit satte Kursgewinne. Der Swiss Market Index (SMI) kletterte seit Anfang Juni 20 Prozent und durchbrach kurz die 7000-Punkte-Marke. Beim Deutschen Aktienindex (DAX) sind es gar 30 Prozent.

Doch es geht noch höher, viel höher. Die venezolanische Börse etwa hat im 2012 eine schier unglaubliche Performance von 300 Prozent aufs Parkett gelegt. Damit belegt der Handelsplatz wie schon im vergangenen Jahr unangefochten den ersten Rang (siehe Tabelle unten). Doch die Hausse trügt.

Am Handelsplatz in Caracas gibt es fast nichts mehr zu kaufen. Der Präsident des lateinamerikanischen Staates, Hugo Chavez, hat einen Grossteil der Wirtschaft verstaatlicht. Nur eine Handvoll Unternehmen sind noch an der Börse gelistet - die meisten Titel führen nur noch ein Schattendasein. Die Tagesvolumen betragen oft nur wenige Tausend Franken.

Attraktive Börse am Bosporus

Weit interessanter für Investoren ist hingegen der zweitplatzierte Handelsplatz. Der türkische ISE-100-Index haussierte im 2012 rund 60 Prozent. Der Anstieg überrascht, denn die türkische Wirtschaft ist zuletzt nur noch um 1,6 Prozent gewachsen, die niedrigste Expansionsrate seit der tiefen Rezession im Jahr 2009.

Der Börsen-Exploit am Bosporus hat vor allem zwei Gründe: Zum einen hat die Börse Nachholbedarf. Im 2011 rauschte der Markt 22 Prozent in die Tiefe. Zum anderen steht die türkische Volkswirtschaft auf stabileren Säulen als noch im vergangenen Jahr. So konnte das knapp 80 Millionen Einwohner zählende Land letztes Jahr zwar mit einem Wachstum von 8,5 Prozent auftrumpfen. Der Schub basierte aber primär auf der Binnen- und Importnachfrage. Die Folge: Das Leistungsbilanzdefizit nahm mit 10 Prozent bedrohlich Masse an. Die Anleger kehrten der Börse den Rücken.

Türkei neu mit Investment-Grad-Status

Die Türkei ist aber auf gutem Wege, die Differenz zwischen heimischer und ausländischer Nachfrage auszubalancieren. Das Leistungsbilanzdefizit wird für 2012 noch auf 7 Prozent geschätzt.  Hinzu kommt: Die türkische Wirtschaft beginnt, die engen Bande mit der EU zu lockern und beliefert verstärkt auch Märkte ausserhalb Europas. Im nächsten Jahr soll deswegen das Wachstum auf 4 Prozent anziehen.

Diese Bemühungen veranlasste die Ratingagentur Fitch vor einem Monat der Türkei den lang ersehnten Investment-Grade-Status zu verleihen mit Ausblick „stabil“. Nun wird erwartet, dass auch Standard & Poor’s und Moody’s nachziehen. Dies würde der türkischen Industrie Türen zu mehr Kapital öffnen mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Börse.

Zypern steckt im Rezessionssumpf

Im Tal der Tränen hingegen liegen wie schon letztes Jahr die ukrainische und die zypriotische Börse mit Abschlägen von 40 beziehungsweise 62 Prozent (siehe Tabelle). Die Bonität Zyperns wurde jüngst von Standard & Poor’s um zwei Stufen auf CCC+ gesenkt. Die sehr schlechte Bewertung dürfte die Finanzierung des Landes über die Märkte nun noch mehr erschweren.

Der zypriotische Finanzminister Vassos Shiarly beziffert den finanziellen Bedarf des Inselstaates auf 17,5 Milliarden Euro. Das Land ist aufgrund seines starken Engagements bei griechischen Banken in den Strudel der Griechenlandkrise geraten und steckt tief im Rezessionssumpf. Um die Finanzspritze vom Internationalen Währungsfonds zu kriegen, hat das zypriotische Parlament am Donnerstag harte Sparmassnahmen beschlossen.

 

 Top-Indizes 2012
 
Rendite in %
Venezuela Stock Market Index298
Türkei ISE National 100 Index60
Ägypten EGX 30 Index42
Psei – Philippine SE Index40
OMX Tallinn (Estland)39
Thailand Stock Exchange38
Karachi 100 Index (Pakistan)37
Nigeria Stock Exchange36
Nairobi All Share36
Laos Composite Index35

Quelle: Bloomberg

 

Die 10 schlechtesten Börsenplätze 2012

Flop-Indices Rendite in %
General Market Index (Zypern)-62
Urkrainian Equities Index-38
MSE Top 20 (Mongolei)-20
Sri Lanka Colombo All Shares-20
Kazakhstan Stock Exchange-16
Lusaka Stock Exchange (Sambia)-14
Mauritius Stock Exchange-13
Masi Free Float Index (Marokko)-11
JSE Market Index (Jamaica)-10
Slovak Share Index-9

Quelle: Bloomberg