Nach Monaten eines erbitterten Kampfes mit den Baissiers haben die Haussiers am deutschen Aktienmarkt seit Jahresbeginn fest das Zepter in der Hand. Innerhalb nur weniger Wochen kletterte der Deutsche Aktienindex (DAX) um knapp 25 Prozent auf über 12000 Punkte. Damit belegt das Börsenbarometer im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz.

In Präsentationsunterlagen lässt der Leiter der Aktienanalyse von Bankhaus Lampe durchblicken, dass der DAX sogar auf 21000 Zähler steigen könnte. Vom aktuellen Stand aus wäre das ein weiteres Aufwärtspotenzial von knapp 75 Prozent. Dies allerdings nur, falls die Risikoprämie für Aktien auf den langfristigen Durchschnitt zurückfällt.

Wie hoch ist die Bewertung beim DAX wirklich?

Von einem solchen Szenario geht man bei der vor über 150 Jahren gegründeten Traditionsbank dennoch nicht aus. Wie der Analyst weiter schreibt, herrscht in Expertenkreisen eine rege Diskussion, wie weit die Risikoprämie für Aktien noch fallen werde. Mehr als Schätzungen dazu abgeben könne er selber aber nicht.

Der Präsentation lassen sich jedoch gleich mehrere Argumente entnehmen, die gegen einen deutlichen Rückgang der Risikoprämie sprechen. In diesem Zusammenhang verweist der Leiter der Aktienanalyse auf die weltweit hohe Verschuldung, den sich abzeichnenden Kurswechsel bei der amerikanischen Geldpolitik sowie auf die noch immer ungelösten strukturellen Probleme in Europa.

Darüber hinaus werde die risikofreie Verzinsung durch die Geldpolitik führender Zentralbanken manipuliert. Es sei vor allem dieser Umstand, welcher Anleger davon abhalten werde, ihr ganzes Geld in Aktien zu investieren.

Stolz bewertet

Absolut betrachtet hält der Analyst den heimischen Aktienmarkt für stolz bewertet. Eine weitere Höherbewertung deutscher Aktien schliesst er zwar nicht aus, sieht diese dann aber in eine klare Übertreibung übergehen.

Es ist kein Geheimnis, dass die Aktienmärkte schon seit Jahren von den historisch tiefen Zinsen profitieren. Die Einführung von Negativzinsen in Europa hat den Renditedruck für Anleger in den letzten Monaten ins Unermessliche steigen lassen. An Aktien scheint es deshalb kein Vorbeikommen zu geben. Allerdings steigen und fallen die Aussichten für Aktien mit der zukünftigen Entwicklung der Zinsen.