Tiefe Zinsen und teilweise stark ansteigende Vermögen haben den internationalen Kunstmarkt in den letzten Jahren in eine Boom-Phase versetzt. Laut Angaben des Kunst-Indexanbieters Artprice.com beläuft sich der Wertzuwachs von Werken, die mindestens 100'000 Euro kosten, auf 12 bis 15 Prozent im Jahr.

Werke von Pablo Picasso oder Amedeo Modigliani, die für dreistellige Millionenbeträge versteigert werden, sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Ein Gemälde von Paul Gauguin soll im letzten Jahr gar für 300 Millionen Dollar nach Katar verkauft worden sein. Der Besitzerwechsel ist unbestätigt, doch deutet er auf einen Trend der jüngsten Zeit: Die Basis der Käufer ist internationaler und breiter geworden. Im Nahen Osten, in China oder Russland sind grosse Sammlungen entstanden, auch weil Investitionen in Sachwerte in politisch unsicheren Ländern beliebt sind.

Paul Gauguin: "Nafea faa ipoipo?"; vermutlich das teuerste Gemälde der Welt; Quelle: Wikipedia

Doch jüngst mehren sich die Anzeichen, dass den Preisphantasien langsam die Luft ausgeht. Erstmals seit langem gingen die Erlöse an Kunstauktionen im letzten Jahr zurück. Auch fehlen im laufenden Jahr neue Rekordwerte bei Versteigerungen, so dass Sotheby's, Christie's & Co. ihre Preisschätzungen nach unten revidiert haben.

Trotzdem sind die Renditen und Auktionspreise im langfristigen Vergleich immer noch verlockend. Doch der Kunstmarkt ist für Privatanleger riskant. Er gilt als intransparent, die Preisbildung als wenig durchschaubar mit grossen Vorteilen für Insider.

Online-Kunsthandel als Alternative

Einen neuen Weg beschreitet dabei das Technologie-Startup Artstaq. Über die Handels-Plattform Artex 500 können Kunstwerke von verschiedenen Künstlern gekauft und verkauft werden. Artstaq behauptet von sich, eine genaue und faire Berechnung der Preise vorzunehmen. Wichtig ist ein eigener Algorithmus, der traditionelle Parameter wie Technik, Dimensionen und Material sowie Medienberichte, Handelspreise oder Auktionsresultate laufend mitverfolgt.

Derzeit sind bei Artex 500 vor allem unbekanntere Künstler aus dem osteuropäischen und südamerikanischen Raum vertreten. Ihre Wachstumsraten liegen zwischen plus 23 und minus 9 Prozent. Die Preise variieren zwischen wenigen hundert und mehreren zehntausend Dollar.

Nach dem Kauf eines Kunstwerks kann es entweder direkt eingelagert und möglichst schnell wieder verkauft werden. Oder aber man lässt es sich nach Hause und schicken und hängt es an die Wand. Angesichts der Tatsache, dass die Bilder nicht vor Ort angeschaut werden können, richtet sich das Angebot von Artstaq allerdings eher an Trader und nicht an Kunstliebhaber.

Kunst-Aktien: Riskante Wetten

Eine weitere Möglichkeit, um am Kunstmarkt teilzunehmen, ist der Kauf von börsenkotierten Kunstunternehmen. Boomt der Markt müsste es auch mit den involvierten Firmen aufwärts gehen – so zumindest die Theorie. Ein Blick auf die Aktie von Sotheby's zeigt allerdings, dass dieser Zusammenhang so nicht gilt.

Das amerikanische Auktionshaus musste im ersten Quartal 2016 erneut einen Umsatzrückgang hinnehmen, die Aktie verlor im Laufe des Vorjahres 46 Prozent an Wert. Zudem ist der Markt für Auktionen mittlerweile hart umkämpft und die Häuser müssen ihren Kunden Mindestpreise garantieren. Kommt hinzu, dass Kunst in tiefer und mittlerer Preislage längst nicht so populär ist wie die Rekord-Werke, von denen in den Medien zu lesen ist. Doch just dieses Segment ist für die meisten Kunsthändler das Hauptgeschäft.

Doch seit einigen Wochen geht es mit der Sotheby's-Aktie wieder aufwärts. Die Amerikaner treiben den Konzernumbau voran und konnten im ersten Quartal auch die Marge steigern. Seit dem Tiefpunkt Mitte Februar ist der Titel um 67 Prozent angestiegen (siehe Chart).

Starke Erholung im laufenden Jahr: Aktie von Sotheby's, Quelle : cash.ch

Ein Beispiel einer Schweizer Kunst-Aktie ist die Messebetreiberin MCH Group. Sie organisiert nicht nur die Art Basel, sondern auch die Pendants in Miami und Hongkong sowie Ausstellungen in den Bereichen Uhren und Schmuck. Zwar musste MCH im vergangenen Geschäftsjahr einen Rückgang des Ertrags und des Gewinns hinnehmen. Allerdings galten die Vorjahre als sehr messestark. Trotzdem wird an der Dividende festgehalten.

Für einen Kursschub sorgte jüngst die Meldung, wonach das Messegelände in Lausanne eine neue Ausrichtung erhält. Die MCH-Aktie kommt in diesem Jahr auf ein Plus von 4 Prozent, in den letzten 52 Wochen auf eines von 11 Prozent. Weitere Kunst-Aktien sind Artnet, Artprice (Online-Datenbanken, und –Auktionen) oder Poly Culture Group (asiatisches Auktionshaus).