Nachdem die Wirtschaften der Schwellenländer über längere Zeit als Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft galten, mehren sich jüngst die Anzeichen, dass den aufstrebenden Regionen die Luft ausgehen könnte. Chinas wichtigster Aktienindex, der SSE Composite Index, hat seit Jahresbeginn mehr als 4,5 Prozent verloren, der brasilianische Bovespa-Index gar knapp 20 Prozent.

Im Mai wuchsen Chinas Exporte so schwach wie seit Jahresfrist nicht mehr und die chinesischen Importe gingen sogar zurück. Ebenso haben sich die Währungen Brasiliens, Indiens oder Südafrikas abgeschwächt. Schliesslich sind seit Anfang Mai auch die Anleihe-Renditen vieler Schwellenländer angestiegen.

Trotz dieser Schwächezeichen bleiben die Schwellenländer-Märkte für Anleger attraktiv. Denn die Emerging Markets sind für global tätige Unternehmen weiterhin von entscheidender Bedeutung. Mittlerweile machen die Schwellenländer mehr als die Hälfte des globalen Wachstums aus. Davon profitiert beispielsweise Nestlé. Der Umsatz in Schwellenländern kletterte 2012 auf 43 Prozent des Gesamtumsatzes – mehr als 50 Prozent sollen es in den nächsten sieben bis acht Jahren sein.

"Unternehmen mit Wachstumspotenzial"

Dieses Wachstumspotenzial machen sich verschiedene Fondsanbieter zunutze. Die Fonds konzentrieren sich auf europäische Firmen, die einen wachsenden Anteil ihrer Produkte in Schwellenländern absetzen. Denn Fondsmanager Matthias Born vom Allianz Europe Equity Growth Fonds ist skeptisch, dass es in Europa bald ein Aufschwung kommen wird: "Das tiefe europäische Wirtschaftswachstum wird anhalten", sagte er kürzlich an einer Präsentation in Zürich.

Doch trotz des widrigen Umfelds gebe es "Unternehmen mit Wachstumspotenzial". Dazu zählt Born unter anderem Titel wie den Softwareanbieter SAP, Carlsberg oder Richemont. Das Genfer Unternehmen profitiert sehr vom Luxusboom in Asien und machte 2012 im asiatischen Markt 41 Prozent des Gesamtumsatzes.

Gemeinsam sei den Titeln seines Fonds, dass einerseits ihr Umsatz in hohem Masse positiv vom Wirtschaftswachstum in Schwellenländern beeinflusst werde, so Born. Andererseits stelle die hohe Qualität der hergestellten Produkte für Konkurrenten eine Eintrittsbarriere in den Markt dar. Beide Aspekte garantierten ein überdurchschnittliches Wachstum. Während der Allianz-Fonds in den letzten zwei Jahren eine annualisierte Performance von 14,5 Prozent erreichte, kam der MSCI-Europe-Index 5,4 Prozent.

Traditionell stark verankert in Schwellenländern sind also europäische Firmen aus dem Konsumgüter- und Luxusbereich. Anleger, die am Aufschwung in Schwellenländern partizipieren wollen, sollten jedoch beachten, dass die dortigen Volkswirtschaften stark mit den weltweiten Entwicklungen korrelieren. Vor zwei Wochen senkte die Weltbank ihre globale Wachstumsprognose: Nicht nur in Europa, auch in den Schwellenländern soll sich die Wirtschaft langsamer als erwartet entwickeln.