An den Börsen läuft in diesem Jahr vieles nicht so, wie man es hätte erwarten können. Erstaunen mag dies natürlich nicht angesichts des Ukraine-Krieges, der Zinswende, Rezessionsgefahren und der noch immer nicht verschwundenen Corona-Thematik.

Auch an der Schweizer Börse gibt es viele Überraschungen. Eine Bestandesaufnahme zeigt aber, dass es nicht ausschliesslich negative sind. Sechs Fakten zum hiesigen Aktienmarkt Mitte Juni 2022.

Fakt 1: Nicht alle Schweizer Aktien notieren im Minus

Klar, das Börsenjahr 2022 ist angesichts einer Minusperformance von 15 Prozent des Swiss Performance Index (SPI) bislang zum Vergessen. Doch immerhin fast 50 von den 221 im SPI gelisteten Aktien verzeichnen einen Anstieg, rund zehn Aktien haben gar einen zweistelligen Prozentzuwachs. Darunter befinden sich Aktien wie Schlatter (22 Prozent), Mobilezone (15 Prozent) oder Burkhalter (12 Prozent). 

Fakt 2: Investoren bevorzugen Aktien von Kantonalbanken

Unter den dreissig besten Schweizer Aktien in diesem Jahr befinden sich nicht weniger als neun Kantonalbanken. Das sind fast alle der insgesamt 13 kotierten Institute. Die Walliser Kantonalbank schneidet mit einer Performance von 13 Prozent am besten ab. Die Kantonalbanken profitieren im derzeitigen Umfeld von ihrer Binnenorientierung, der relativen Stabilität des Geschäftsmodells und von ihrer Staatsgarantie.

Fakt 3: Die beste Schweizer Aktie 2022 feiert ein Comeback

Mit einer Performance von plus 34 Prozent ist U-Blox die beste Schweizer Aktie 2022. Im März hatte der Sensorenhersteller mit den Jahreszahlen positiv überrascht. Richtigen Aufschwung erhielten die Titel dann aber erst durch die Erhöhung der Jahresziele Ende Mai. Zuvor waren die Aktien während fast vier Jahren weit weg von ihren Höchstständen, die zwischen 2015 und 2018 erreicht wurden. Auch auf dem heutigen Stand bei knapp 100 Franken sind die U-Blox-Aktien noch einiges vom Rekord bei 248 Franken entfernt.

Fakt 4: Die Pharmazulieferer sind die Verlierer-Aktien des Jahres

Pharmazulieferer zieren das untere Ende des SPI-Tableaus. Damit geben diese viele Gewinne ihrer teils kometenhaften (und wie sich nun auch zeigt: übertriebenen) Anstiege der Corona-Jahre 2020 und 2021 wieder preis. Unter Titeln befinden sich prominente Namen wie Bachem (minus 52 Prozent), Tecan (minus 51 Prozent), Polypeptide (minus 48 Prozent), Siegfried (minus 35 Prozent) und Lonza (minus 34 Prozent). Die Aktie von Bachem notiert aber immer noch doppelt so hoch wie vor dem Corona-Ausbruch Anfang 2020.

Fakt 5: Defensive Titel dominieren an der SMI-Spitze

Lediglich vier von 20 Aktien des Swiss Market Index notieren in diesem Jahr im Plus. Branchenmässig ist keine einheitliche Richtung erkennbar, aber es sind die defensiven Aktien, die dominieren: Zurich Insurance (plus 7 Prozent), Swisscom (plus 4 Prozent) und Novartis (plus 1 Prozent), dazu gesellt sich der Zykliker Holcim (plus 1 Prozent). 

Das Ende des SMI zieren die baunahen Titel Geberit (minus 35 Prozent) und Sika (minus 39 Prozent). Schlusslicht ist aber Partners Group (minus 42 Prozent). Der Vermögensverwalter hat jahrelang vom Private-Equity-Boom profitiert, der sich aus dem Tiefzinsumfeld und dem Anlagenotstand ergeben hatte.

Fakt 6: Der SMI ist kein «sicherer Hafen» mehr

In turbulenten Börsenzeiten ist der SMI wegen seiner grossen Gewichtung defensiver Aktien (Nestlé, Novartis, Roche) normalerweise ein Zufluchtsort für verunsicherte Investoren und Investorinnen. Dies gilt in diesem Jahr nicht. Der SMI wie auch der Dow Jones befinden sich mit einer Jahresperformance von minus 16 Prozent international im biederen, unteren Mittelfeld. Besser abgeschnitten haben der deutsche Dax (minus 15 Prozent) wie auch die asiatischen Gradmesser Nikkei und Hang Seng (je minus 9 Prozent).

Zurückzuführen ist die magere SMI-Leistung vor allem auf Roche (minus 19 Prozent) und Nestlé (minus 16 Prozent), die im SMI mit je rund 20 Prozent gewichtet sind. Auch der Kursrückgang von zuvor hoch bewerteten "Corona-Gewinner"-Aktien wie Lonza tragen zum hohen SMI-Minus bei.

Von den international wichtigen Leitindizes schliesst übrigens der FTSE 100 am besten ab (minus 2 Prozent im 2022). Der englische Leitindex profitiert in diesem Jahr von seiner Zusammensetzung aus defensiven Pharma- und Nahrungsmittelaktien sowie von einigen Rohstofftiteln.