Aus dem Zusammenschluss von Holcim und Lafarge ist im Juli 2015 der mit Abstand grösste Baustoffhersteller der Welt entstanden - mit Hauptsitz im eher beschaulichen Rapperswil-Jona. Doch anstatt das neue Mega-Unternehmen der Baubranche abzufeiern, stiessen Aktionäre in den Folgemonaten den Titel reihenweise ab.

Von Juli 2015 bis Februar 2016 büsste die Aktie beinahe 50 Prozent ihres Wertes ein, mit dem Tiefpunkt Mitte Februar bei 34 Franken. Zwangsverkäufe, um kartellrechtliche Probleme zu vermeiden, und sehr durchzogene Unternehmenszahlen zogen den Kurs in eine Negativ-Spirale.

Doch der Boden war dann auch erreicht. Die von Aktionären herbeigesehnte Trendwende ist in der Folge tatsächlich gekommen, wie folgende Grafik zeigt:

Kursentwicklung der LafargeHolcim-Aktie seit Juli 2015. Quelle: cash.ch

Seit dem Tiefststand am 11. Februar 2016 ging die Aktie um über 50 Prozent nach oben - alleine in den letzten drei Monaten betrug der Wertzuwachs 17 Prozent. Die Stimmung ist ins Positive gekippt: Wie die Zahlen für das zweite Quartal zeigten, hat sich die Rentabilität des Unternehmens deutlich verbessert. Hauptgründe hierfür sind höhere Absatzpreise, tiefere Energiekosten und einsetzende Synergien durch die Fusion.

Und der französische-schweizerische Konzern feilt weiter am Operativen: Mitte September gab LafargeHolcim den Abbau von 250 Stellen bekannt. Die damit verbundene Vereinfachung der Struktur wurde von den Aktionären positiv aufgenommen. Darüber hinaus sind in den vergangenen Monaten die Preise weiter angehoben worden, wie CEO Eric Olsen vergangenen Freitag in einem Interview mit der Finanz und Wirtschaft betonte. Das soll mehr Marge und Gewinn bescheren.

Der wichtigste Markt für LafargeHolcim bleiben die Schwellenländer - deren aufgrund des raschen Wachstums viel Potential attestiert wird. Die dortige Krise im letzten Jahr hatte sich auch deutlich im Resultat des Konzerns niedergeschlagen. Aktuell läuft es aber wieder etwas runder. Vor allem in Indien und China sind die Aussichten wieder besser – wobei Rückschläge natürlich nie ausgeschlossen werden können.

Optimisten sind in der Überzahl

Optimistisch zeigt sich die Mehrheit der Analysten: Von den 17 Banken, welche LafargeHolcim gemäss den von AWP gesammelten Analystenkommentaren abdecken, empfehlen immerhin deren neun ein Kauf. Sechs haben den Titel auf Halten gesetzt und zwei raten zum Verkauf.

Gemäss der Neuen Helvetische Bank würden sich die Kosteneinsparungen und Synergien nun tatsächlich positiv auszuwirken beginnen. Auch die Priorität auf eine verbesserte Preissetzung sei sichtbar. Der Analyst geht für den Rest des Jahres von einer weiter verbesserten Gewinndynamik aus. Etwas weniger euphorisch die Sicht der Zürcher Kantonalbank: "Damit wir nachhaltiges Vertrauen in die Aktie fassen, ist mehr als ein gutes Quartalsergebnis notwendig", schreibt ein Analyst der Bank.

Noch pessimistischer sehen die Berenberg Bank und Société Générale LafargeHolcims Zukunft: Erstere setzt das Kursziel auf 40 Franken (aktueller Kurs 52,45 Franken) und betont, dass die im zweiten Quartal durchgesetzten Preiserhöhungen nicht von Dauer seien. Die Société Générale sieht die Aktie in den nächsten 12 Monaten sogar auf 37 Franken fallen und macht Anhaltspunkte für rückläufige Absatzpreise in Schlüsselmärkten wie Brasilien oder Indonesien aus, wie der cash Insider heute berichtet.

Wer hat nun recht? Eine erste Antwort darauf dürfte es am 4. November geben. Dann präsentiert LafargeHolcim die Ergebnisse zum dritten Quartal. Zwei Wochen später findet dann der Investorentag statt.