Für Aktionäre von SFS gleicht die Zeit seit dem Börsengang des Unternehmens einer Berg- und Talfahrt. Anfang Mai 2014 betrat der Industriezulieferer aus dem St. Galler Rheintal mit einem Aktienpreis von rund 66 Franken das Börsenparkett und erreichte nach wenigen Monaten die Marke von 80 Franken. Doch dann schlug zuerst der erstarkte Schweizer Franken und später die Wachstumsverlangsamung in China voll auf die Geschäftszahlen durch.

Besondere Bekanntheit erlangte SFS auch als Lieferant kleinster Schrauben für iPhones. Weil aber die Telefone von Apple wie der gesamte Elektronikmarkt eine gewisse Sättigung erreicht haben, sind in diesem Bereich die Aussichten nicht mehr so rosig. Darunter leiden auch andere Apple-Zulieferer wie der Chip-Hersteller AMS.

Geschäften in der neuen Realität

Positiv zu werten ist, wie die SFS-Konzernleitung auf den Umsatz- und Gewinnrückgang im zurückliegenden Geschäftsjahr reagierte: Fokussierung auf Geschäftsaktivitäten mit hoher Wertschöpfung, Upgrade der Produkteportfolios und Umsetzung von Verbesserungsprogrammen.

Mittlerweile plant SFS mit einem Euro-Franken-Kurs bei Parität, wie CEO Jens Breu unlängst in einem Interview mit "Finanz und Wirtschaft" sagte. Sukzessive hat sich das Unternehmen entsprechend an die Frankenstärke angepasst und Ende Juli eine Steigerung der Profitabilität vermeldet. Seither ist die SFS-Aktie um 10 Franken auf den aktuellen Stand von 81 Franken geklettert – notabene ein Allzeithoch, wie die folgende Grafik zeigt.

Aufholjagd in den letzten Monaten: SFS-Aktie seit Börsengang (Quelle: cash.ch)

SFS ist spezialisiert auf die Kaltmassivumformung von Metallen und beliefert mit den Produkten verschiedene Industrien, darunter die Auto-, Bau- und Elektronikindustrie. Vor knapp einem Monat verschaffte sich SFS mittels Akquisition Zugang zu einem weiteren Markt: die überdurchschnittlich wachsende Medizinaltechnik. Mit Tegra Medical wurde ein führender Entwicklungs-, Produktions- und Lieferpartner in den USA übernommen.

Das Segment Medical dürfte somit in Zukunft einen noch bedeutenderen Beitrag zum Konzernumsatz beisteuern. Michal Lichvar, Analyst der Bank Vontobel, rechnet mit einem Umsatzanteil von 7-8 Prozent. Tegra gilt in Expertenkreisen als hochprofitabel und wuchs in den letzten drei Jahren rund 10 Prozent pro Jahr.

Aktie ist teuer geworden

Die Frage ist nun, wieviel Wachstumspotenzial der ergriffenen Massnahmen im Aktienkurs bereits enthalten ist. Die Zürcher Kantonalbank erwartet durch die Tegra-Übernahme einen jährlichen positiven Effekt von 3-5 Prozent für den Gewinn pro Aktie. Doch der starke Kursanstieg der letzten Monate hat die SFS-Aktie teuer gemacht. Für das kommende Geschäftsjahr berechnen Marktbeobachter ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25.

Die Kursavancen von SFS müssen auch in einem weiteren Kontext gesehen werden. Viele Schweizer Nebenwerte sind in den letzten Monaten stark angestiegen. Teils weil sie auf operativer Ebene zu überzeugen wussten, teils weil sie zuvor vom Markt vernachlässigt wurden.

Noch ist unklar, ob dieser "Boom" auch in einem Umfeld allmählich steigender Zinsen anhält. SFS-Aktionäre dürften aber gut beraten sein, ihr Engagement weiterhin langfristig zu betrachten. Noch ist das Unternehmen "erst" 22 Prozent teurer als beim Börsengang.