Im laufenden Jahr feierten fünf Unternehmen ihre Premiere an der Schweizer Börse: Thurgauer Kantonalbank, Bravofly, SFS, Hiag und Glarner Kantonalbank. Rund 1,4 Milliarden Franken lösten die Schweizer Firmen dabei. Doch die Performance der Neulinge ist sehr unterschiedlich. Während der Reiseanbieter Bravofly 40 Prozent seines Börsenwertes vernichtet hat, sind die Aktien der Thurgauer Kantonalbank um 7 Prozent in die Höhe geklettert (siehe Tabelle).

Im den ersten zwei Quartalen des laufenden Jahres gingen weltweit 588 Börsengänge über die Bühne, wie das Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) in einer Studie festhält. "Damit erreicht der Run auf die Börsen wieder Vorkrisenhöhe", so die Autoren. Auch für den weiteren Jahresverlauf ist das IPO-Umfeld in der Schweiz und in ganz Europa günstig. EY rechnet deshalb im Herbst mit weiteren Kandidaten, die das hiesige Börsenparkett betreten werden.

Christian Katz, CEO der Schweizer Börse SIX, wollte neulich in einem Interview trotzdem nicht von einer IPO-Trendwende sprechen. Die auf lange Sicht immer noch rückläufigen Börsengänge sind ihm zufolge auf die Finanzkrise, den regulatorischen Wandel und übertriebene Transparenzanforderungen zurückzuführen. Die Schweizer Neulinge sind unterschiedliche in die Börsenwelt gestartet:

Thurgauer KB, eine illiquide Dividendenperle

Der Thurgauer Kantonalbank (TKB) ist der Start geglückt. In den gut drei Monaten seit dem IPO hat der Partizipationsschein 7 Prozent zulegen können. Die TKB sieht sich selber als eine Universalbank mit Fokus auf dem Hypothekar- und Kreditgeschäft. Rund 12,5 Prozent der Bank sind neu in der Hand von privaten Anlegern. Das Sagen behält aber weiterhin der Kanton. Deshalb sind die PS relativ illiquid und eignen sich kaum für einen regen Handel. Aber mit einer anvisierten Dividendenausschüttung von 40 bis 60 Prozent des Gewinns ist der Titel ideal für ein langfristig orientiertes Portfolio.

Der Absturz von Bravofly

Weniger gut lief es für die Tessiner Online-Reiseagentur Bravofly, die seit dem IPO auf Sinkflug ist. Anfang April sagte CEO Francesco Signoretti gegenüber cash noch: "Wir wollen ein führender Reise-Onlineanbieter in Europa werden." Doch seit dem Börsengang im April ist die Bravofly-Aktie bei Anlegern auf wenig Interesse gestossen – das Minus beträgt satte 40 Prozent. Grund dafür ist in erster Linie die verschärfte Konkurrenz durch kleine Online-Portale. UBS- und CS-Analysten sind mit ihren Kurszielen von 41 respektive 43 Franken zwar immer noch optimistisch für Bravofly. Derzeit notieren die Titel bei rund 27 Franken. Allerdings haben die beiden Banken die Online-Reiseagentur an die Börse begleitet und sind deshalb nicht ganz unbefangen. Der Kurssturz könnte Einstiegsmöglichkeiten bieten. Doch die Fallhöhe bei Internetfirmen ist stets gross, weshalb eine genaue Beobachtung unverzichtbar ist.

 

Performance der Bravofly-Aktie seit IPO

Quelle: cash.ch, Stand: 11.7.2014

 

SFS, Hummers Lieblingsaktie

Der ehemalige Wegelin-Inhaber Konrad Hummler nennt seine SFS-Beteiligung ein faszinierendes Investment. Grund dafür sei der Erfolg in einem sehr kompetitiven Markt. Beim Börsengang Anfang Mai waren die Aktien des Schraubenherstellers aus Heerbrugg denn auch mehrfach überzeichnet. Bisher hat sich der SFS-Börsenwert um 3 Prozent gesteigert und beträgt rund 2,5 Milliarden Franken. Die Analysten-Gemeinde traut der SFS-Aktie weiteres Potenzial zu. Die Experten der Bank Vontobel und der CS empfehlen die Titel zum Kauf bei einem Kursziel von 78 respektive 83 Franken. Am Freitag notierte die Aktie bei 68,5. Interessierte Anleger sollten allerdings beachten, dass die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 bereits teuer sind.

Kommt Hiag zu spät?

Die ersten Börsenschritte des Immobilienunternehmens waren noch zaghaft. Doch seither haben die Hiag-Aktien das Niveau des Ausgabepreises deutlich hinter sich gelassen und sind 5 Prozent in die Höhe geklettert. Das Geschäftsmodell der Basler besteht hauptsächlich aus der Umnutzung ehemaliger Industrieareale. Erst kürzlich hat Hiag seine Baulandreserven im Kanton Zug erweitert. Jüngst profitierten die Hiag-Titel von Kaufempfehlungen durch die Vontobel- und CS-Analysten. Beide Banken waren allerdings am IPO beteiligt. Immobilieninvestments sind zurzeit eine heikle Sache. Immer wieder wird hierzulande von einer Preisblase gesprochen. Kritiker meinen denn auch, der Hiag-IPO komme zu spät. Noch in guter Erinnerung ist auch der geplatzte Börsengang von Ledermann Immobilien. Die Hiag-Aktien sind auf jeden Fall nicht mehr billig (KGV 22).

GLKB frisst über den Hag

Die Glarner Kantonalbank (GLKB) ist das jüngste Mitglied an der Schweizer Börse und erst seit knapp drei Wochen mit von der Partie. Zuletzt notierten die Aktien leicht über dem Ausgabepreis von 17,50 Franken. Gerade für eine Kantonalbank gilt die GLKB als innovativ. So hat sie mit der Einführung von Online-Plattformen für Hypotheken und Sparkonten in der Branche für Aufsehen gesorgt. Weitere Internetprojekte sind in der Pipeline. Einerseits wird dadurch die mögliche Kundschaft vergrössert. Andererseits überschreiten die Glarner auch zunehmend die eigenen Kantonsgrenzen, was Fragen zur Risikoverteilung aufwirft. Wie schon bei der Thurgauer KB sind auch die GLKB-Aktien nicht sehr liquide. Deshalb gibt es in der Bankbranche spannendere Titel.

 

Börsengänge in der Schweiz 2014

Titel Datum IPO Performance seit IPO, % SPI-Performance seit IPO, %
Thurgauer  KB 7.4.14 +6,5 +2,5
Bravofly 15.4.14 -40 +3,5
SFS 7.5.14 +3,5 +1
Hiag 16.5.14 +4,5 -2
Glarner KB 24.6.14 +1 -2

Quelle: cash.ch, Stand 11.7.2014