Die Aktie des Gesundheits- und Logistikunternehmens Galencia legte in den letzen zwei Wochen einen eindrücklichen Zwischenspurt hin. Mit einem Kursplus von 20 Prozent kletterte der Titel auf 751 Franken – so hoch wie nie zuvor. Auch am Freitag ziehen die Valoren stärker an als der Gesamtmarkt.

Auch von institutioneller Seite hat das Interesse an diesem Nebenwert zugenommen. Am Freitag sind 30'000 Aktien zu je 740 Franken umgesetzt worden, wie cash aus Händlerkreisen erfahren hat.

Hintergrund der neu aufgeflammten Kauflust ist die Erfolgsmeldung vom 26. Juli. Damals meldete Galenica, von der US-Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) die vollständige Zulassung für Injectafer erhalten zu haben. Das Medikament dient zur Behandlung von Eisenmangelanämie und wird bei erwachsenen Patienten eingesetzt, die nicht auf oral einzunehmende Eisenpräparate ansprechen oder diese nicht vertragen. In Europa ist das Medikament unter der Bezeichnung Ferinject schon seit 2007 im Umlauf.  

In den USA leiden gemäss Galenica ungefähr 7,5 Millionen Menschen an Eisenmangelanämie. Weltweit sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 700 Millionen Menschen davon betroffen.

«Shorties» kamen ins Schwitzen

Die Meldung über eine vollständige Zulassung des Medikaments hatte viele Leerverkäufer – im Börsenjargon auch "Shorties" genannt - auf dem falschen Fuss erwischt. Die Folge war ein so genannter "Short Squeeze". Das heisst: Anleger, welche die Galenica-Aktie leer verkauft hatten, mussten diese zurückkaufen, um ihre Verluste zu begrenzen. Dies trieb die Aktie zusätzlich in die Höhe.

Zu einem Short Squeeze kommt es dann, wenn Anleger die entsprechende Aktie in nennenswertem Umfang leerverkauft haben. Laut dem britischen Finanzmarktdaten-Anbieter Markit gehörte Galenica in den letzten Monaten zu den sechs meist geshorteten Aktien am Schweizer Markt.

Der nächste Kursimpuls wird am nächsten Dienstag erwartet, wenn Galenica Rechenschaft über das erste Halbjahr ablegt. Sollte der Semesterausweis die Umsatz- und Gewinnerwartung erfüllen oder gar übertreffen, werden einige Analysten über die Bücher gehen müssen und ihre Schätzung nach oben anpassen.

Erste Korrekturen haben bisher bereits die Bank Vontobel, der Broker Kepler Chevreux und die Deutsche Bank angebracht. Dies aufgrund der Zulassung von Injectafer in den USA. Dabei lehnt sich der Analyst der Deutschen Bank mit einem Kursziel von 850 Franken am weitesten aus dem Fenster.

Galenica nicht ohne Konkurrenz

Noch ist offen, wie weit Galenica das Marktpotenzial in den USA voll ausschöpfen kann. Denn mit Amag Pharmaceuticals mischt ein ernstzunehmender Konkurrent im selben Markt mit. Dass die Amerikaner dazu fähig sind, zeigte sich bei älteren Eisenpräparaten. So musste Galenica mit ihrem Vorgänger Venofer, Marktanteile an Amags Konkurrenzprodukt Feraheme abtreten. Hinzu kommt: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 19 für das aktuelle Jahr und gut 17 für 2014 ist der Titel nicht mehr allzu günstig bewertet.

Anleger sind gut beraten, nicht sofort auf den Zug aufspringen, sondern erst den nächsten Dienstag abzuwarten. Denn sollten die Ergebnisse unter den Erwartungen der Investoren ausfallen, droht ein Rückfall des Aktienkurses.