Die oft zitierte und streitbare Börsenregel "Sell in May and go away" traf in diesem Jahr nicht zu. Der Swiss Performance Index (SPI) stieg im Wonnemonat um rund 3 Prozent an. Der Blick auf die Titelebene offenbart starke Schwankungen. Hier die Extreme:

Der Biotech-High-Flyer: Von allen Titeln im Swiss Performance Index belegen zwei Biotechtitel die ersten beiden Plätze, drei weitere figurieren in den Top Ten. Mit einer Kursperformance von rund 429 Prozent schwebt ein Unternehmen in einer anderen Sphäre: Santhera (siehe Tabelle). Die Liestaler Biopharmafirma, von fast allen schon tot gesagt, überzeugte jüngst mit vielversprechenden Studiendaten zur Behandlung von Muskelkrankheiten. Mit solchen Erfolgen ist Santhera attraktiv für Übernahmen durch "Big Pharma" und somit ein Kandidat für weitere Kursavancen.

Innerhalb einer Woche haben sich die Cytos-Titel zudem verdoppelt. Allein am Mittwoch schoss die Aktie fast 35 Prozent hoch. Doch dabei dürfte es sich nur noch um die letzten Kurs-Zuckungen eines sterbenden Unternehmens handeln, nachdem der letzte Hoffnungsträger in der Forschungs-Pipeline, wie Mitte April kommuniziert, in einer Phase-2b-Studie keinen Erfolg gezeigt hatte. Daraufhin krachte der Kurs von gut 3 Franken auf 13 Rappen.

Der Fall Cytos zeigt: die meisten Biotechaktien sind heisse Eisen. Enttäuschende Studiendaten und ausbleibende Marktzulassungen können rasch zu einem empfindlichen Kurstaucher führen. So geschehen diverse Male bei Santhera selbst, was den Aktienkurs seit der Kotierung Ende 2006 von 130 auf 1,30 Franken abschmelzen liess. Derzeit notieren die Valoren bei 28 Franken.

Kursperformance der Santhera-Aktie im Mai.

Das Basler-Pharma-Duell: Über viele Monate entwickelten sich die Kurse der beiden Pharma-Schwergewichte Roche und Novartis im Gleichschritt. Doch seit April hat Novartis die Nase vorn, und auch im Mai entwickelten sich die Valoren deutlich besser als jene von Roche. Mit einer Mai-Performance von knapp 6 Prozent ist Novartis der beste SMI-Titel.

Aus dem Markt werden denn auch verstärkte Switch-Operationen zu Gunsten von Novartis gemeldet. Laut einem aktuellen Marktbericht der Zürcher Kantonalbank liegt der faire Wert neu bei 106 Franken - ein Upside von 32 Prozent.

Die Turnaround-Kandidaten: Nach zwei roten Jahren schrieb der Stahlproduzent Schmolz+Bickenbach im ersten Quartal des laufenden Jahres endlich wieder schwarze Zahlen. Der Ausblick hat das Management an der Bilanzmedienkonferenz am 22. Mai bestätigt, worauf der Aktienkurs über 15 Prozent kletterte. Insgesamt beträgt die Monatsperformance 17 Prozent. Die kommenden Quartale werden zeigen, wie nachhaltig der Turnaround ist. Überkapazitäten im Markt und eine sich abschwächende Bautätigkeit könnten den Luzerner Stahlhersteller wieder ausbremsen.

Im laufenden Jahr den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen will auch der Bekleidungskonzern Charles Vögele. Wie Anfang April bekannt wurde, verzeichnete das Luzerner Unternehmen im Geschäftsjahr 2013 zwar eine Trendwende, der Konzernverlust konnte deutlich gesenkt werden. Die Aktie befindet sich seither im Steigflug – Kursperformance im Mai: +13 Prozent. Aber von einer Wertgenerierung ist man noch weit entfernt. Das negative Marktwachstum in den Kernmärkten Deutschland und Schweiz belastet nach wie vor die Umsatzentwicklung. Um das Vertrauen der Anleger nachhaltig zurückzugewinnen, braucht es hier Verbesserungen. Spätestens zum Halbjahresabschluss im August wird sich zeigen, ob der ambitionierte Kurs gehalten werden kann.

Die Braut, die sich bald traut?: Der Übernahmekampf um den Verzeichnisdienst local.ch der Werbevermarkterin Publigroupe scheint sich am Mittwoch entschieden zu haben. Swisscom und Tamedia werden die Plattform nun gemeinsam betreiben - der Aktienkurs verlor daraufhin deutlich. Allerdings beträgt das Mai-Plus immer noch gut 13 Prozent. Vielleicht wirft sich die Publigroupe gar noch einem Dritten um den Hals. Im Markt machen Gerüchte über einen ausländischen Interessenten die Runde. Träfe dies ein, wäre der Bieterkampf wieder neu lanciert.

Im Markt kursieren Berechnungen, die den Wert von Publigroupe bei 230 bis 240 Franken je Aktie sehen. Am Mittwoch gingen die Titel bei knapp 200 Franken aus dem Handel.

Bankaktien im Tal der Tränen: Am unteren Ende des SPI-Spektrums tummeln sich auffällig viele Bankwerte (siehe Tabelle). So sackten die Valoren der EFG International, der St.Galler Kantonalbank und der Bank Vontobel zwischen 6 und 11 Prozent ab. Unter Druck steht auch der Partizipationsschein der Basler Kantonalbank. Mit knapp 72 Franken notieren die Titel so tief wie seit 6 Monaten nicht mehr. Auf dem Basler Institut lastet die noch unbekannte Busse in der Causa US-Steuerstreit schwer. Bislang reservierte das Bankinstitut Gelder in der Höhe von 109 Millionen Franken.

Kursperformance des Basler-KB-PS im Mai.

Ob dies ausreicht, ist fraglich, fiel doch die Busse bei der Credit Suisse deutlich höher aus als erwartet. Auch bei der Julius Bär gehen Marktbeobachtern nun von über 1 Milliarde Strafe aus. Die Julius-Bär-Aktie notiert Ende Monat rund 1 Prozent tiefer. Allgemein sollten sich Anleger bei Bankwerten zurückhalten. Es besteht die latente Gefahr, dass die Geldhäuser von neuen Skandalen heimgesucht werden, die milliardenhohe Bussen nach sich ziehen könnten. Auch der Druck auf die Margen wird weiter zunehmen. Da sollte man sich auch nicht von Kaufempfehlungen blenden lassen, wie jene der Deutschen Bank, welche die CS-Aktie auf "Buy" hochstufte.

Taktfrequenz verlangsamt: Die rote Laterne unter den SMI-Titeln fasste Swatch. Die im Markt viel beachtete französische Grossbank Société Générale hat am Mittwoch das Rating für die Papiere auf "Hold" von bisher "Neutral" gesenkt und auch das Kursziel reduziert. Begründet wird der Schritt mit tieferen Schätzungen für das organische Wachstum im laufenden Jahr. Der Kurs der Aktie rutschte daraufhin über 2 Prozent ab. Auf den Valoren lastet die Ungewissheit über die wirtschaftliche Entwicklung in China, wo Swatch fast 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Bessere Konjunkturdaten würden die Aktie deutlich anschieben.

Zu harsch abgestraft? Das Airline-Catering-Unternehmen Gategroup legte Mitte Mai die Zahlen für das erste Quartal 2014 vor. Die Erwartungen auf Stufe EBITDA, EBIT und Reinergebnis wurden verfehlt, worauf die Aktie nach einem schlechten Monatsstart nochmals nachgab. Insgesamt beträgt das Mai-Minus 11 Prozent.

Womöglich haben die Anleger hier aber etwas überreagiert. Denn das erste Quartal gilt üblicherweise als das schwächste, da es bloss etwa 15 Prozent zum Gesamtjahr beisteuert. Mit einem KGV 2014 von 13 ist die Aktie nicht überbewertet. Risikotoleranten Anlegern bieten sich somit durchaus Einstiegsmöglichkeiten.

 

Die besten Titel im Mai SPI

Unternehmen Kursperformance
Santhera Pharma +429%
Cytos +138%
Norinvest +39%
Addex Therapeutic +22%
Basilea Pharmaceutic +19%
Groupe Minoteries, Schmolz + Bickenbach +17%
Orascom, Mikron, Swisslog +16%
Newron +15%
Publigroupe, Cosmo, Tornos, Charles Vögele +13%
Evolva +12%

Quelle: cash.ch, Stand: 28. Mai 2014

 

Die schlechtesten Titel im Mai SPI

Unternehmen Kursperformance
Air Tech Group -14%
Zwahlen&Mayr -12%
GategroupEFG International -11%
Accu, Perrot Duval, Banque Profil de Gestion -9%
Adval -8%
Swatch, St. Galler KB -7%
BCV, Vontobel, Conzzeta, Calida -6%
Schlatter, LEM, Berner KB, Vetropack, Bossard, Basler KB, Inficon, Zuger KB -5%

Quelle: cash.ch, Stand: 28. Mai 2014