Ein mächtiger, berühmter Grosskunde kann Fluch und Segen für seine Zulieferer sein. In guten Zeiten spült er regelmässig Geld in die Kassen, kleinere Firmen können sich im Scheinwerferlicht des internationalen Vorzeigeunternehmens präsentieren. Laufen die Geschäfte allerdings schlecht, verstärkt sich der Druck umso heftiger. Wegen jeder noch so kleinen Negativmeldung droht die Sippenhaft.
 
Ein solches Zulieferer-Unternehmen ist die in Österreich beheimatete, aber an der Schweizer Börse kotierte AMS. Der Halbleiterhersteller beliefert den amerikanischen Technologieriesen Apple mit Sensoren. Zwar hat AMS dies nie offiziell bestätigt, aber Apple gilt als grösster Abnehmer von AMS-Sensoren mit einem Anteil von rund 20 Prozent am Umsatz.
 
AMS galt lange Zeit als Anlegerliebling. Im Mai 2015, auf dem Höhepunkt der Beliebtheit, stieg die Aktie auf knapp 60 Franken. Doch seither beendeten viele Börsianer ihre Beziehung zu AMS. Im vergangenen April tauchte der Titel bis auf 22,50 Franken. Im Laufe dieser Talfahrt wurde die Abhängigkeit von Apple allzu deutlich, wie auch der Vergleich der beiden Aktienkurs zeigt.
 
Zwei Aktien im Gleichschritt: AMS und Apple seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch
 
Zum Beispiel am 26. April 2016. AMS meldete einen Rückgang beim Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2016. Analysten zeigten sich aber auch vom Ausblick enttäuscht, so dass der Aktienkurs in einem stabilen Gesamtmarkt regelrecht einbrach. 
 
Der Zufall wollte es, dass Apple nur ein paar Stunden später ebenfalls Quartalszahlen vorlegte: Der iPhone-Verkauf ging zum ersten Mal überhaupt zurück und der Gewinn sank um 22 Prozent, worauf die AMS-Aktie nochmals korrigierte.
 
Aktie ist mittlerweile günstig
 
Nun haben etliche Analysten ihre Schätzungen und Bewertungen unter die Lupe genommen und revidiert. Das hat dazu geführt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2017 auf tiefe 12 gesunken ist. Offenbar ist AMS auf diesem Niveau für viele Neueinsteiger wieder attraktiv. Denn in der letzten Handelswoche konnte die Aktie um satte 15 Prozent zulegen.
 
Ist das nun eine nachhaltige Neubelebung oder nur ein Zwischenhoch? Aus technischer Sicht könnte die Erholung noch bis in Richtung von 31 Franken weitergehen, schreiben die Analysten der Privatbank Rahn+Bodmer in einem aktuellen Kommentar (am Dienstagmittag stand der Titel bei 27,30 Franken). Negativ zu erwähnen sei, dass sich auch "Shortstrategen" in diesem Mid-Cap tummelten. Gegenwärtig machten solche Positionen gut 8 Prozent der ausstehenden Titel aus.
 
AMS bleibt zweifellos auch in Zukunft von Grosskunden abhängig (Samsung soll 10 Prozent des Umsatzes ausmachen). Doch die Wachstumschancen sind durchaus intakt, auch weil Sensorlösungen eine grosse Zukunft vorausgesagt wird. So gehört auch die Automobil- und Medizintechnik-Industrie zu den Abnehmern von AMS-Produkten. Um in der Innovation führend zu bleiben, will der Konzern unter anderem jährlich fast 20 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung einsetzen. 
 
Andere Zulieferer sind gesprächiger
 
Die Attraktivität der AMS-Produkte hat sich schon lange herumgesprochen, sodass auch immer wieder Übernahmegerüchte die Runde machen. Der historisch tiefe Aktienkurs begünstigt solche Fantasien natürlich. Kommt ein solcher Deal zustande, könnte risikofreudigen Anlegern eine stolze Ausstiegsprämie winken.
 
Nicht alle Apple-Zulieferer sind übrigens in ihrer Kommunikation so zurückhaltend wie AMS. Der Rheintaler Schraubenhersteller SFS zum Beispiel macht daraus kein Geheimnis. Und der Gehäusehersteller Catcher Technology bestätigte jüngst sogar Gerüchte, wonach die nächste iPhone-Generation auf Glasgehäuse setzen soll. Dieser Wechsel hätte schwerwiegende Folgen für das taiwanesische Unternehmen.