An der Konzernspitze von Ascom kommt es zu einem überraschenden Wechsel. Fritz Mumenthaler tritt als Konzernchef zurück. Fünf Jahre lang leitete er das Telekommunikationsunternehmen aus Bern.

Offiziell heisst es, Mumenthaler wolle sich beruflich neuen Herausforderungen stellen. Doch ob das die volle Wahrheit ist, bleibt wie immer bei solchen Formulierungen fraglich. Denn bei Ascom lief in letzter Zeit nicht alles ganz so rund.

Anfang Dezember liess eine einschneidende Gewinnwarnung den Aktienkurs innerhalb weniger Tage um gut einen Viertel einbrechen. Das Ende Januar veröffentlichte Jahresergebnis blieb weitestgehend ohne Überraschungen, wurde von der Börse aber ebenfalls mit Kursverlusten abgestraft. Als Sorgenkind erweist sich vor allem der Bereich Network Testing. Bis Ende Jahr soll darüber entschieden werden, ob dieser Geschäftszweig verkauft oder abgespaltet sind.

Auf Druck aus dem Aktionariat?

In den letzten Tagen ist die Ascom-Aktie erneut unter Verkaufsdruck geraten. Alleine seit Mitte April hat sie knapp 10 Prozent an Wert verloren - und das in einem über weite Strecken freundlichen Gesamtmarkt.

Druck für eine Rochade an der Konzernspitze könnte auch aus dem Aktionariat kommen. Neben dem Tessiner Financier Tito Tettamanti - er kontrolliert über seine Beteiligungsgesellschaft Sterling gut 3 Prozent - hat sich in den vergangenen Monaten auch Veraison eingekauft. Der Vermögensverwalter hat seine Beteiligung zuletzt auf 5,02 Prozent ausgebaut. Gründungsmitglied von Veraison ist kein geringerer als der ehemalige Sonova-Chef Valentin Chapero. Chapero ist bei Ascom denn auch zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen.

Tage von Network Testing wohl gezählt

Der berufliche Werdegang des Nachfolgers von Ascom-Chef Fritz Mumenthaler lässt tief blicken. Holger Cordes war zuletzt nämlich in einer leitenden Funktion für die Cerner Group, einer Anbieterin von Informationstechnik im Gesundheitswesen, tätig.

Genau in diesen Bereich fällt auch Wireless Solutions, das erklärte Kerngeschäft von Ascom. Für Analysten hat der Wechsel an der Konzernspitze des Telekommunikationsunternehmens damit Signalwirkung in Bezug auf die Zukunft des Sorgenkinds Network Testing.

Dieser könnte unter dem neuen Chef jetzt rascher abgespaltet oder verkauft werden, so heisst es. Unter diesem Aspekt ist der Abgang Mumenthalers, so überraschend dieser auch kommen mag, Branchenkennern zufolge positiv zu werten.