Der starke Franken ist und bleibt das grosse Thema in diesem Jahr. Zwar legte der Euro zum Franken nach der Ankündigung der SNB vom Mittwoch, den Kreis der nicht den Negativzinsen unterstellten Girokonten-Inhaber zu verringern, deutlich zu. Doch auch mit einem Wert zwischen 1,03 und 1,04 ist der Euro-Franken-Kurs immer noch sehr tief.

Für Sophia Wurm, Technische Analystin der Commerzbank, ist eine Entspannung der Lage noch in weiter Ferne. Eine solche könne eintreten, wenn der Kurs wieder auf über 1,08 gehen würde. Nach unten "würde ich davon ausgehen, dass die Schweizerische Nationalbank bei Parität eingreift", so Sophia Wurm im cash-Video-Interview. Mit Blick auf die nächsten Wochen und Monate sei mit einer Seitwärtsbewegung des Kurses im Bereich 1,00 bis 1,08 Franken zum Euro zu rechnen.

Wenig Gründe für schwachen Franken

Bisher habe der Druck nicht nachgelassen, der Euro sei eher noch schwächer geworden. Der Franken wiederum sei nicht nur gegenüber dem Euro erstarkt, sondern auch zum Dollar. "Insofern wird die Schweizerische Nationalbank aktiv bleiben müssen", glaubt Wurm.

Sophia Wurm wagt auch eine Prognose für Ende Jahr. Dann sieht sie den Euro-Franken-Kurs auf einem Level von 1,06 bis 1,08, aber "sicherlich nicht darüber". Die Rahmenbedingungen, die insbesondere den Euro schwächen, seien weiter gegeben. Die Europäische Zentralbank habe gerade erst mit dem Kaufprogramm angefangen, die Konjunkturdaten in Europa blieben schwach und die Zinsen würden auf einem niedrigen Level verharren. Deshalb sieht Sophia Wurm "wenig Gründe, weshalb sich der Euro gerade gegenüber dem Franken erholen sollte".

Entwicklung des Euro-Franken-Kurses in den letzten drei Monaten, Quelle: cash.ch

Anders sieht es am Schweizer Aktienmarkt aus. Der Swiss Market Index (SMI) erholte sich ziemlich schnell vom Schock der Mindestkursauflösung, kratzte in diesem Monat sogar an der 9500-Punkte-Marke. Am Mittwoch schloss er bei 9358 Punkten. Sophia Wurm sieht für den SMI ein positives Szenario. Die nächste wichtige Marke für sie als technische Analystin sei das Allzeithoch von 9550 Punkten aus dem Jahre 2007. "Und ich gehe davon aus, dass wir diese Widerstandsmarke von 9550 Punkten noch in diesem Jahr nach oben überwinden", ist die Chart-Expertin überzeugt.

Insgesamt seien die Aussichten für den SMI sehr günstig. Kurzfristig würden zwar Dividendenzahlungen, wie zum Beispiel diejenige von Nestlé, den Kurs belasten, doch "diese Konsolidierung ist eher gut, sie baut überkaufte Lager ab", so Wurm.

Verschiebung des Momentums nach Asien

Im internationalen Vergleich komme es zu einer Verschiebung. Das Momentum an den US-Aktienmärkten lasse nach, nachdem sich die USA in den letzten Jahren stark entwickelt haben. Aktuell "sehen wir das hohe Momentum insbesondere in Asien, dort vor allem in Japan und auch in China", führt Wurm aus. Allgemeiner betrachtet, könne man sagen, dass insbesondere die Aktienindizes dort gut laufen würden, wo die Notenbanken aktiv seien. In Japan komme hinzu, dass sich der Yen extrem stabilisiert habe. Würde man jetzt in japanische Aktien investieren, so bekäme man als Europäer oder Amerikaner die Kursgewinne quasi eins zu eins, ohne Wechselkursverluste.

Auch in Europa ist momentan viel im Gange. "Der britische Aktienindex FTSE 100 hat zuletzt ein neues Allzeithoch erreicht und auch in der Eurozone, vor dem Hintergrund dessen, dass die EZB gerade erst angefangen hat mit dem Kaufprogramm,  ist unter anderem der DAX einer der ganz grossen Gewinner", sagt Wurm.

Im cash-Video-Interview erklärt Sophia Wurm überdies, wie risikofreudig sie beim privaten Investieren ist und ob sie als Charttechnikerin bei Anlageentscheiden auch Fundamentaldaten berücksichtigt.

Das Interview wurde am Rande einer Veranstaltung in Zürich von der Commerzbank zum Thema «Technische Analyse» geführt.