Eine drohende Strafanklage, eine mögliche Busse in Milliardenhöhe, eine Finanzministerin, die überraschend in die USA reist: Bei der Grossbank Credit Suisse ist zurzeit Feuer im Dach. Die USA verlangen laut Medienberichten von der CS ein Schuldgeständnis wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung sowie Namen und Unterlagen zu amerikanischen Steuersündern.

Andreas Venditti, Chefanalyst der Bank Vontobel, glaubt, dass die Amerikaner mit ihrem Vorgehen vor allem ein Drohszenario und viel Druck aufbauen. "Die USA wollen möglichst viel Geld herausholen", sagt Venditti im Video-Interview. Kommt es zu einer Vergleichszahlung, wird es für die Credit Suisse mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr teuer.

Schätzungen gehen von einer Summe von bis zu drei Milliarden Dollar aus. Venditti glaubt nicht, dass die bislang von der CS wegen des Steuerstreits zurückgestellte Summe von 900 Millionen Franken reichen wird. Die Bank hat bislang zu diesem Fall keine Stellung bezogen. Die Aktie der Credit Suisse fällt am Montag an der SIX in Zürich um rund 3 Prozent.

Lizenzentzug unwahrscheinlich

Mit einem Lizenzentzug, der Höchststrafe für eine Bank, rechnet Venditti allerdings nicht. "In der Regel achten die USA darauf, dass bei solchen Prozessen keine US-Arbeitsplätze verloren gehen." Und das wäre bei einem Lizenzentzug der Fall - die CS beschäftigt in den USA rund 10'000 Personen.

Für die traditionsreiche Bank Wegelin bedeutete eine Klage das Todesurteil; sie musste unter dem Druck der USA ihr Nicht-US-Geschäft an die Raiffeisen-Gruppe verkaufen.

Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf war am letzten Donnerstag in die USA gereist, um mit dem amerikanischen Justizminister Eric Holder über Fragen des Bankenprogramms und den Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA zu sprechen. Dabei soll auch die CS Thema gewesen sein.

Im Video-Interview sagt Andreas Venditti auch, was er CS-Aktionären rät und was der "Fall CS" für andere Banken bedeutet.

(mit Material von AWP)