Die Märkte schwanken heftig, der SMI hat allein diese Woche wieder deutlich über und unter der Marke von 8500 Punkten ausgeschlagen. Auch Profis können die News-Lage derzeit nur schwer interpretieren, sagt cash-Guru Alfred Herbert im Börsen-Talk. Mit den Sorgen um Chinas Wirtschaftsleistung, den Rätselraten um die Zinswende in den USA und dem vor kurzem publik gewordenen Skandal um den deutschen Volkswagen-Konzern sei die Lage unübersichtlich und verwirrend.

Eine Besserung ist wohl nicht so schnell in Sicht: "Wir werden diese Situation leider noch eine Weile haben - ein Traum zwar für einen Trader, aber ein Alptraum, wenn er falsch liegt", sagt Alfred Herbert. Einschätzungen über Trends - also beispielsweise eine Prognose eines SMI, der 10'000 Punkte erreicht - will Herbert nicht anstellen. Für eine baldige Jahresend-Rallye fehlten derzeit schlicht die Impulse.

Solide Schweizer Aktien weiter kaufen

Bei einzelnen Schweizer Aktien ist Herbert aber durchaus zuversichtlich. Den Versicherer Zurich hält er trotz einer durchzogenen Newslage - die Übernahme der britischen Royal & Sun Alliance RSA ist abgeblasen worden, und es wird von Problemen im US-Sachgeschäft berichtet - ein gutes Investment. Zurich sei dabei, operative Probleme zu bereinigen, habe eine gute finanzielle Basis und sei generell gut unterwegs. Ausserdem dürfen sich die Anleger laut Herbert von der Aussicht auf eine erkleckliche Dividende leiten lassen: "Ich habe in den letzten Tagen noch etwas dazugekauft." 

Eine der Lieblingsaktien von Alfred Herbert ist Syngenta. Nachdem sich Konkurrent Monsanto Ende August aus einem mehrmonatigen Poker um den Agrochemiekonzern zurückgezogen hatte, fiel der Kurs deutlich. Seitdem habe Syngenta zum Traden eingeladen, sei aber auch ein gutes Langfrist-Investment, sagt Herbert.

Etwas Sorgen macht sich der cash-Guru über den Kursverfall bei Glencore: "Wer nach dem Börsengang Glencore gekauft hat - also auch viele Schweizer Pensionskassen - stehen nun mit heruntergelassener Hose da." Die Ertragskraft des Unternehmens sei aber gegeben, deswegen hält er auch diese Aktie für ein valables Investment. 

Ganz klar sagt Herbert aber auch: "Je grösser die Volatilität ist, desto mehr muss man mit konkreten Limiten arbeiten." Dies gelte nicht nur für Glencore. Kein Kauf allerdings sei trotz eines Kursverfalls VW. Vom deutschen Autokonzern, der in einen schwerwiegenden Skandal um manipulierte Abgaswerte verstrickt ist, fühlt sich Herbert "beleidigt". Sein Verdikt: "Diese Aktie will ich nicht." Ein Kauf sei VW allenfalls, wenn sich die Lage beruhigt habe, aber das sie noch nicht erreicht. Das Management des Autobauers lasse eine klare Richtung vermissen: "Ich glaube nicht, dass diese Leute schon wissen, wie es weitergehen wird." 

Kein gutes Wort für Yellen

Hart ins Gericht geht Alfred Herbert mit der amerikanischen Notenbank, die Mitte September die seit langem erwartete Zinswende in den USA erneut verschoben hat. Die Federal Reserve, kurz Fed, unter Chairwoman Janet Yellen lasse eine klare Führung vermissen. "Wenn man oben an der Spitze führerlos ist, kann auch die Herde nicht bewusst weitergehen", sagt Herbert. Unklare Aussagen über die Zinswende nützten niemandem etwas.

Inzwischen sagte Yellen, dass bis Ende Jahr mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei. Herbert rechnet auch damit, mahnt aber auch Zweifel an. Sein Kommentar, auf Janet Yellen und den Zeitpunkt der Zinswende bezogen: "Weiss sie es überhaupt?" Dass die US-Notenbank die Zügel anziehe, ist laut dem cash-Guru überfällig. 

Im cash-Börsen-Talk erläutert Alfred Herbert auch, warum der Skandal um den deutschen Autobauer VW mit seinem Grossaktionär, dem Teilstaat Niedersachen, eine politische Komponente hat. Zudem sagt er, was er von der demnächst anlaufenden Berichtsaison zum dritten Quartal erwartet.