Vor genau einem Monat schien es nur noch eine Frage von Tagen oder gar Stunden, bis der Swiss Market Index (SMI) die 9500-Punkte-Marke überschreiten würde. Doch es kam anders: Die Börsen legten den Rückwärtsgang ein und erreichten ihren vorläufigen Negativhöhepunkt am Montag, dem 24. August. Damals stürzte der wichtigste Aktienindex Shanghais wegen enttäuschenden China-Wachstumsdaten um fast 9 Prozent ein. Die Finanzmärkte bebten weltweit.

So kam es, dass der Swiss Market Index (SMI) und auch sein Bruder Swiss Performance Index (SPI) in den letzten vier Wochen je 6 Prozent nachgaben. Und der September, dem sowieso der Ruf als schlechtester Börsenmonat überhaupt anhaftet, ist gerade mal zur Hälfte rum.

4-Wochen-Performance des SMI, Quelle: cash.ch

Am SMI haben nur die traditionell volatilen Titel von Transocean eine positive 4-Wochen-Performance erreicht. Diese beträgt 5 Prozent. SMI-"Gewinner" dieser Zeitperiode sind Actelion (-3 Prozent), SGS (-3 Prozent) und Swiss Re (-4 Prozent). Am schlimmsten traf es Julius Bär (-14 Prozent), Syngenta (-13 Prozent), Swisscom (-10 Prozent) und Richemont (-9 Prozent). Am breiten Markt ging es noch frivoler zu und her: Kuoni verloren 32 Prozent, Sunrise 27 Prozent und Gategroup 17 Prozent.

Sucht man nach die wahren Gewinner dieser Zeitspanne, so muss man die Lupe nehmen - und wird im SPI fündig. Dort gibt es die eine oder andere Aktie, deren Potential wahrscheinlich noch nicht mal ausgeschöpft sind:

Emmi: Das Ausland gewinnt an Bedeutung

Der grösste Schweizer Milchverarbeiter ist der deutliche Gewinner der letzten vier Wochen: Ein Performancezuwachs von über 28 Prozent. Auch der Stand vor Mindestkursauflösung hat Emmi bereits um fast 6 Prozent überboten. Die Hausse der letzten Wochen hat zu einem grossen Teil mit den positiven Semesterzahlen und der gleichzeitigen Erhöhung der Guidance durch Emmi selbst – eigentlich bekannt für eher vorsichtige Prognosen – zu tun. Derzeit stammen zwar noch immer 55 Prozent des Umsatzes aus dem Schweizer Markt, welcher als gesättigt gilt. Doch dieser Anteil sinkt, die Bedeutung des Auslands nimmt zu. Und dort setzt man zu einem wichtigen Teil auf hochpreisige Nischenmärkte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mittlerweile auf über 20 gestiegen, die Aktie ist teuer geworden.  

Fazit: Die Bewertung der Aktie ist inzwischen stattlich und die Dividendenrendite ziemlich mager. Der steile Kursanstieg dürfte bald ein Ende haben.

Kardex: Mit Disziplin zum Erfolg

Intuitiv hätte man einem Logistiker aufgrund des starken Frankens und einer generell eher schwierigen Wirtschaftslage kaum eine Jahresperformance von 45 Prozent zugetraut. Bei genauerer Betrachtung macht es aber durchaus Sinn: In Zeiten mit geringen Margen wollen Unternehmen möglichst effizient sein. Und da gehört eine kostensparende Logistik, die den Material- und Warenfluss optimiert, dazu. Doch Kardex profitiert nicht nur vom steigenden Kostenbewusstsein anderer Firmen, auch selbst hat man in den vergangenen Jahren wichtige interne Restrukturierungen vollzogen, die sich nun schon seit fast 4 Jahren mit steigenden Aktienkursen bemerkbar machen. Zusätzlich verfügt Kardex über liquide Mittel von beinahe 100 Millionen Franken – damit sind Akquisitionen und weitere schöne Dividendenausschüttungen möglich. 

Fazit: Die Aktie lebt zu grossen Teilen von den Dividendenaussichten. Sollte der Anstieg zu einem Ende kommen, setzt er sich spätestens wieder fort, wenn es auf die nächste Dividendensaison zugeht.

Partners Group: Durch nichts aufzuhalten

Die in der Private-Equity-Branche tätige Partners Group hat im ersten Halbjahr die Analysten mit einem sehr guten Ergebnis überrascht – trotz starkem Franken und der Geldschwemme in den Märkten, welche Unternehmen die Aufnahme von Fremdkapital erleichtert und für die Partners Group gleichzeitig Firmenkäufe erschwert. Zwar reicht es in der 4-Wochen-Performance nicht ganz in die Top 10, doch die Kursentwicklung von plus 5 Prozent ist ganz ordentlich. Partners Group hat eine goldene Nische gefunden, welche stabile Erträge ermöglicht. Und auch die Aussichten für die nächsten Jahre sind positiv, ein signifikantes Wachstumspotential soll weiterhin vorhanden sein. Der guten Nachrichten noch nicht genug, liess CFO Cyrill Wipfli letzte Woche an einer Analystenkonferenz anlässlich der Halbjahreszahlen verlauten, dass die Aktionäre mit stetig steigenden Dividenden an der positiven Entwicklung partizipieren sollen.

Fazit: Dem Erfolg scheint nichts im Wege zu stehen. Gutes langfristiges Investment.

Valiant: Die Regionalbank mit hohen Zielen

Seit Jahresbeginn legten die Titel der Retailbank um satte 37 Prozent zu. Vor allem im Zinsengeschäft konnten trotz des ungünstigen Umfeldes deutliche Fortschritte erzielt werden, gleichzeitig wurden die Kosten gedrückt. Valiant-CEO Markus Gygax hat hohe Mittelfristziele und will bis 2017 einen Konzerngewinn von rund 150 Millionen Franken erwirtschaften. Die Zürcher Kantonalbank hält dieses Ziel jedoch für etwas gar hoch gesteckt und rechnet in einem Bericht mit einem Gewinn von 127 Millionen Franken. Sollte der Aufwärtstrend des Titels zu einem Ende kommen, dann verbleibt dem Anleger immerhin eine schöne Dividendenrendite von über 3 Prozent. Letzten Freitag konnte Valiant auch endlich den Steuerstreit mit den US-Behörden ad acta legen, die Aktien gaben als Folge jedoch leicht nach.

Fazit: Gute Alternative zu den Kantonalbank-Aktien. Aber der Kursanstieg stösst wie bei Emmi wohl bald an seine Grenzen.

Santhera: Kommt das Kursfeuerwerk?

Der Medikamente-Entwickler Santhera bekam letzte Woche die Zulassung für Raxone in der EU. CEO Thomas Meier zeigte sich hocherfreut über diesen "Meilenstein" in der Geschichte Santheras, welcher die Aktien seither um über 8 Prozent in die Höhe schnellen liess. Die Markteinführung soll nun bis Ende 2015 umgesetzt werden. Dieser Durchbruch könnte bei den sich seit ziemlich genau einem Jahr seitwärts bewegenden Aktienkursen für den nötigen Schwung sorgen – zuvor kam es bis zum August 2014 zum schon fast surreal anmutenden Kurssprung von 2600 Prozent in nur drei Monaten. Im cash-Forum wird heiss darüber diskutiert, ob ein Kurssprung folgt oder die News bereits eingepreist sind. Und wie der cash Insider letzten Donnerstag vermeldete, wird bei Analysten in den nächsten 12 Monaten sogar eine Kurs-Verdreifachung für möglich gehalten.

Fazit: Kein "sicheres" Investment. Aber wer das Risiko liebt, kann hier zugreifen.

Top 10 der Schweizer Aktien über die letzten 4 Wochen

Titel Performance, in %
Emmi +28
VZ Holding +15
Gurit +12
Valiant +11
Santhera +11
Tecan +10
CI COM +10
Kardex +9
Air Tech +7
Dätwyler +7

Quelle: cash.ch, Stand 11.09.2015