An den Börsen regiert die Nervosität. Seit Wochen gleichen die Kursbewegungen an den wichtigsten Aktienmärkten einer Fahrt auf der Achterbahn. Es herrscht eine diffuse Unsicherheit, denn die klar definierbaren Bedrohungen fehlen. Gewiss, die Geldpolitik in den USA und in Europa zeigt in unterschiedliche Richtungen. Der tiefe Ölpreis stellt für viele Länder ein Problem dar und in China, den Schwellenländern sowie in anderen Regionen sind die Konjunkturaussichten verhalten.

Aber anders als 2008 – damals starteten die Börsen zuletzt ähnlich negativ ins Jahr – fehlt derzeit eine globale Gefahr, auf die sich die Anleger einigen könnten. Ganz ähnlich sieht die Situation hingegen bei den Aktien von Banken aus. Wie schon zu Beginn der Finanzkrise ist es dieser Sektor, der den Vertrauensverlust der Anleger am stärksten spürt. Am Dienstag hiess es aus Analystenkreisen, die Sorgen um Stabilität und Profitabilität des Finanzsektors sei für die Bankaktien weltweit eine Belastung.

Diese mangelnde Zuversicht ist auch in der Schweiz deutlich spürbar. Ein paar Beispiele: Der Bankenindex der Schweizer Börse ist im laufenden Jahr mit einem Minus von 30 Prozent der schlechteste Branchenindex hierzulande; die Grossbank Credit Suisse (siehe Chart) ist mit einem Minus von 40 Prozent gar die zweitschlechteste Aktie des gesamten Schweizer Marktes, geschlagen nur vom Derivate-Spezialisten Leonteq (-44 Prozent); hinzu kommen die Titel von UBS, EFG und Julius Bär, die seit Anfang Jahr ebenfalls mehr als einen Fünftel ihres Börsenwerts verloren haben.

Verlauf der CS-Aktie seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch

Doch es gibt in der Schweiz auch Banken, die in jüngster Zeit deutlich besser unterwegs sind als der Gesamtmarkt. Die Kantonalbanken aus Genf, dem Thurgau, Zug, oder Basel-Landschaft führen in diesem Jahr den Schweizer Bankenindex an und haben allesamt mehr als 2 Prozent zulegen können (siehe Tabelle). Zwar leiden auch sie unter dem Tiefzinsumfeld. Doch der Fokus auf das Schweizer Geschäft macht sie weniger von globalen Unwägbarkeiten abhängig. Zudem verfügen die Kantonalbanken über zusätzliche Sicherheit durch Staatsgarantie und sind in der Regel komfortabel mit Kapital ausgestattet. Etwas, das Experten beispielsweise bei der CS immer noch als mangelhaft bezeichnen.

Das Beispiel der Glarner KB zeigt überdies, dass auch kleine Banken äusserst innovativ sein können –und müssen. Neben diversen digitalen Angeboten hat die GLKB jüngst eine ETF-Plattform für Investitionen ab 5000 Franken lanciert. Bereits etabliert ist die Vergabe von Online-Hypotheken. Ein Standbein, das zum wichtigsten Wachstumsmotor der Glarner geworden ist. 

Die Konjunktur-Seismographen

Das Gesamtbild des Bankensektors bleibt jedoch trüb. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits machen sich bevorstehende ökonomische Probleme beim Geschäftsgang von Banken in der Regel früh bemerkbar. Den Investoren dienen die Finanzinstitute sozusagen als Konjunktur-Seismographen. Banken, die eine verhältnismässig grosse Investmentbank betreiben, sind zusätzlich exponiert, wenn die Börsen zickzack fahren. Hinzu kommt, dass vielerorts strengere Kapitalvorschriften gelten als noch vor ein paar Jahren und manch eine Bank saftige Bussen schultern muss.

Für die hiesigen Banken kommt hinzu, dass die von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor einem Jahr eingeführten Negativzinsen die Herausforderungen im klassischen Zinsdifferenzgeschäft noch verschärfen. Durch den SNB-Strafzins sinken in diesem Geschäft die Margen und Besserung ist nicht in Sicht. Denn die SNB dürfte noch lange mit einer Zinserhöhung zuwarten.

Im Fall von Credit Suisse, UBS oder Leonteq sorgten in den letzten Tagen unternehmensspezifische Negativüberraschungen für zusätzlichen Vertrauensverlust. Gerade im Fall der Credit Suisse wurde deutlich, wie gross die Abhängigkeit vom Investmentbanking immer noch ist und wie viel Umbauarbeit der Führungsmannschaft um CEO Tidjane Thiam bevorsteht.

 

Die besten und schlechtesten Schweizer Bankaktien

Top-Bankaktien 2016 Flop-Bankaktien 2016
Bq. Cant. Geneve +4% Credit Suisse -40%
Zuger KB +2,5% EFG Int. -31,5%
Thurgauer KB, BLKB +1,5% UBS -30%
Graubündner KB, GLKB +1% Julius Bär -25%
Luzerner KB +0,5% Vontobel -22%

Quelle: cash.ch, Stand 9.2.16 (15 Uhr)