Ein einziger Satz in der Medienmitteilung zum Jahresergebnis 2013 der Bellevue Group hat gereicht, um die Aktie regelrecht abstürzen zu lassen. "Basierend auf unserer Dividendenpolitik beantragt der Verwaltungsrat der kommenden Generalversammlung eine Dividende von 1 Franken je Namensaktie." Was nicht erwähnt wurde: Das entspricht einer Halbierung der letztjährigen Dividende, die Rendite von aktuell knapp 10 Prozent wird somit auf einen Schlag um 50 Prozent gekürzt. 

Der Vorschlag wurde an der Börse regelrecht abgeschmettert. Der Bellevue-Titel, der in den letzten Monaten auch wegen der hohen Dividende um gut 80 Prozent in die Höhe kletterte, fiel in einem gehaltenen Handel zeitweise um 13 Prozent.

Dieses Beispiel zeigt: Dividenden bleiben bei den Aktionären das Reizthema – gerade jetzt in der laufenden Berichtssaison. Ein tieferer Gewinn oder ein gesunkener Umsatz mag zwar kurzfristig bei den Anlegern für Verstimmung sorgen. Eine Kürzung der Gewinnausschüttung wird hingegen oftmals weit harscher bestraft.

Dividende ist wieder wichtiger geworden

Dieser Unbill über tiefere Dividenden lässt sich einfach erklären. Weil die Börsen 2014 trotz Tiefzinsumfeld und Geldspritzen der Notenbanken nicht mehr wirklich vom Fleck kommen, ist die Bedeutung der Gewinnausschüttungen wegen den kleiner gewordenen Kursgewinne wieder markant gestiegen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, eine nachhaltige Dividendenpolitik zu verfolgen.

Welche weiteren Schweizer Unternehmen könnten mittelfristig ebenfalls ihre Gewinnausschüttungen zurückfahren? cash hat die Spitzen-Dividendenzahler unter die Lupe genommen und nennt mögliche Kandidaten.
 

Publigroupe (Dividendenrendite 9,2 Prozent): Die Medienvermarkterin nimmt jeweils eine Spitzenposition ein, wenn es um die Dividendenrendite geht. Doch wie lang kann Publigroupe diese noch garantieren? 2012 erzielte das Lausanner Unternehmen einen zweistelligen Millionengewinn und zahlte pro Aktie eine Dividende von 10 Franken aus. Allerdings ist Publigroupe 2013 wieder in die roten Zahlen zurückgefallen. Erwartet wird ein Jahresverlust von gegen zehn Millionen Franken. Eine Anpassung der Dividende nach unten ist somit wahrscheinlich.

Valora (6,2 Prozent): Zu den regelmässig guten Dividendenzahlern gehört auch der Gemischtwarenladen Valora. Vor einem Jahr erhöhte der Betreiber der Kiosk- und Brezelkönig-Kette die Dividende um einen Franken auf 12,50 Franken, obschon der Gewinn 2012 deutlich einbrach. Für 2013 erwartet das Unternehmen ein solides Ergebnis. Vermutlich wird Valora für 2014 eine unveränderte oder leicht höhere Dividende auszahlen.

Dennoch bleiben mittelfristige Fragezeichen. Einerseits läuft noch immer der Verkleinerungsprozess im Kioskbereich. Der Pressevertrieb soll verkauft oder ausgelagert werden. Zudem ist fraglich, wie gross der "Panini"-Effekt dieses Jahr ausfallen wird. Jeweils in den Jahren der Fussball-Europa- oder Weltmeisterschaften, wenn Tausende von Schweizern wie wild Fussballbildchen sammeln, erhöht Valora den Jahresgewinn. Allerdings hat die Jagd nach Panini-Bildchen zuletzt deutlich nachgelassen.

Basler Kantonalbank (4 Prozent): Die Basler Staatsbank gab bereits letzte Woche bekannt, dass sie für 2014 die Ausschüttung an die Inhaber der Partizipationsscheine um 20 Rappen auf 3,10 Franken kürzen werde. Das ist die Folge des massiven Gewinneinbruchs, verursacht durch die US-Steuerthematik, Sonderbelastungen für die Pensionskasse und Buchverluste auf dem eigenen Partizipationsscheins. Je nach Ausgang des Steuerstreits und der weiteren Entwicklung des PS-Titels sind für die kommenden Jahre weitere Dividendenkürzungen möglich.

BKW (4 Prozent): Die Schweizer Strombranche kommt aus den Sorgen nicht heraus. Zuerst hatte das Schlagwort der Energiewende Unternehmen wie die BWK vor neue Realitäten gestellt. Nun sind nach dem Ja zur SVP-Initiative auch Gespräche über ein EU-Stromabkommen sistiert worden. Dies gefährdet eine rasche und rechtlich abgesicherte Anbindung der Schweiz an den europäischen Energiemarkt. Trotz Wertberichtigungen und Rückstellungen zahlt beispielsweise die BKW noch immer eine gleich hohe Dividende wie im Vorjahr aus. Eine Kürzung ist wohl eine Frage der Zeit.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch eine Analyse der Privatbank Rahn & Bodmer. Die Energie- und Versorgerbranche drohen Dividendenkürzungen, da diese bereits in den letzten Jahren nicht mehr mit dem freien Cash Flow finanziert werden konnten.

Immobilienaktien (3 bis 6 Prozent): Immobiliengesellschaften halten ihre Anleger ebenfalls dank den hohen Dividendenrenditen bei Laune. Titel wie jene von von Intershop, Mobimo und Allreal rentieren derzeit mit vier bis sechs Prozent. Tiefe Zinsen haben die Nachfrage nach Häusern und den Bauboom hoch gehalten. Das spülte den Unternehmen Geld in die Kasse. Inzwischen haben sich die Vorzeichen aber leicht geändert. Die Zinsen am langen Ende haben wieder angezogen, und die Unsicherheiten über die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative könnte die Bautätigkeit eindämmen.

Eine sinkende Nachfrage nach Immobilien könnte also bereits 2014 die Gewinnzahlen – und damit die Ausschüttung an die Aktionäre – beeinträchtigen. Noch gehen Experten davon aus, dass die fünf grossen Anbieter Allreal, Intershop, Mobimo, PSP und SPS ihre Dividende vorerst halten können. Ab 2015 sind negative (Dividenden)-Überraschungen aber nicht mehr ausgeschlossen.