Vom Januar-Effekt ist die Rede, wenn Anleger auf eine breite Erholung am Aktienmarkt oder eine Fortsetzung der Weihnachtsrallye setzen. Anlagen werden auf den Jahresbeginn neu geordnet; Aktien, die zuletzt unter Druck gewesen sind, winken zum Einstieg. Im SMI könnten dies in den kommenden Wochen folgende Titel sein:

Roche: Von den beiden Schweizer Pharma-Schwergewichten hat Roche mit einem Plus von 8 Prozent deutlich das schlechtere Jahr hinter sich als Novartis (plus 30 Prozent). Alleine im Dezember betrug das Minus nach schlechten News zu zwei Produktkandidaten 7 Prozent. Aufholpotenzial ist also reichlich vorhanden, und auch die Nachrichten rund um die Basler sind wieder besser. Erstens wurden zwei Krebsmedikamente zugelassen. Zweitens forscht Roche an vorderster Front an einem Ebola-Test, der bereits teilweise bewilligt ist. Kommt hinzu, dass die Analysten von J.P. Morgan dem Genussschein einiges zutrauen. Sie haben am Montag das Rating auf "Overwight" angehoben und das Kursziel bei 300 Franken angesetzt, was ein Potenzial von fast 4 Prozent bedeutet.

Richemont: Die Luxusgüterbranche litt zuletzt unter der Korruptionsbekämpfung in China, was vor allem den Absatz teurer Uhren beeinträchtigte. Der Richemont-Gruppe, die solch illustre Namen wie Jaeger-LeCoultre, IWC, Cartier, Montblanc oder Dunhill vereint, erging es nicht anders mit wechselvollen Folgen für den Aktienkurs. Seit Mitte Dezember ist der Kurs allerdings um 4 Prozent gestiegen. 2015 dürfte der SMI-Konzern vom starken Dollar, luxushungrigen Touristen und brillianten Aussichten auf dem Schmuckmarkt profitieren. Zudem könnte sich die Aktie in Richtung Dividendentitel bewegen: Die (noch eher magere) Ausschüttung ist in zwei Jahren immerhin von 55 Rappen auf 1,40 Franken pro Titel gestiegen.

Swisscom: Als im Dezember bekannt wurde, dass Orange Schweiz einen neuen Inhaber bekommt, brach die Swisscom-Aktie innert weniger Stunden um mehr als 5 Prozent ein. Grund waren Sorgen um einen verschärften Wettbewerb auf dem Schweizer Telekommarkt. In den letzten vier Wochen steht ein Minus von 13 Prozent auf 512 Franken zu Buche. Das bietet Einstiegschancen. Denn der Telekom-Riese mit impliziter Staatsgarantie wird seine Vormachtstellung noch lange behaupten, und zuletzt zeigte auch das Sorgenkind Fastweb erfreuliche Tendenzen. Zudem bietet die Aktie seit Jahren eine konstant hohe Dividende, weshalb sie von vielen Anlegern auch "Obli-Aktie" genannt wird.

Auch am breiten Markt gibt es Aktien, die stark verloren haben, aber die man deswegen nicht aufgeben sollte - im Gegenteil:

Bravofly: Der Börsenneuling (IPO April 2014) präsentiert sich bislang als Tiefflieger. Seit der Publikumsöffnung hat Bravofly rund 64 Prozent an Wert verbrannt – ein Sturz auf 16 Franken. Schon seit Monaten macht dem Online-Reiseanbieter der immer intensivere Wettbewerb durch Metasuchmaschinen zu schaffen. Kein Wunder, dass das Tessiner Unternehmen gegen Ende Jahr noch zusätzlich unter sogenannten Bereinigungsverkäufen litt. Analysten glauben trotzdem an eine Gegenbewegung. Die Experten von UBS und CS halten ein Kursziel von 36 respektive 23,50 Franken für möglich. Zu einer Erholung könnte auch der tiefe Ölpreis beitragen. Einerseits wird dadurch der allgemeine Konsum und somit auch die Reisetätigkeit angekurbelt. Andererseits könnten sich durch die günstigeren Treibstoffkosten auch die Flugpreise verbilligen.

Burckhardt Compression: Den Kolbenkompressorenbauer aus Winterthur trifft wegen seiner Kunden im Energiegeschäft zwar der fallende Ölpreis mehr als andere Industrieunternehmen. Allerdings hat sich das schon im Kurs gespiegelt, der zwischen Anfang Juli und Mitte Dezember um 25 Prozent gesunken ist. In den vergangenen drei Wochen stieg der Wert der Burckhardt-Aktie wieder um 6,5 Prozent. Warum bei der Industriegruppe, die über eine robuste Finanzlage verfügt und deren Wachstumsstrategie als erfolgsversprechend gilt, nicht auf eine weitere Gegenbewegung setzen? Die aktuellsten Kursziele liegen zwischen 400 und 460 - bei einem aktuellen Wert von 380 Franken.

Carlo Gavazzi: Die Aktie des Elektrokomponenten-Herstellers hat innert Monatsfrist knapp 4 Prozent verloren. Eine gewisse Belastung für den Titel ist der mit 68 Prozent hohe Umsatzanteil der europäischen Märkte, die im Zuge der neuesten Wirbel um Griechenland wieder etwas unsicherer geworden sind. Weiterer Nachteil: Die Aktie ist nicht sonderlich liquide. Carlo Gavazzi baut aber den Umsatzanteil vor allem in Asien und Amerika aus. Die solide finanzierte und finanziell gut gepolsterte Gruppe belohnt zudem ihre Aktionäre mit einer satten Ausschüttung – die Dividendenrendite per Ende 2014 beträgt 5,7 Prozent. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,40 ist die Aktie zudem recht tief bewertet.