Die Schweizer Börse gibt in diesem Jahr ein gemischtes Bild ab. Auf einen äussert schlechten Jahreswechsel und einen noch mieseren Januar folgten ab Mitte Februar etwas stabilere Kurse. Seit Anfang April nun ist der breite Aktienmarkt mehrheitlich im Steigen begriffen. Der Swiss Performance Index (SPI) kommt mittlerweile auf eine Jahresbilanz von -5 Prozent, für die letzten vier Wochen beträgt das Plus 5 Prozent.

Gerade in den letzten Wochen, in diesem steigenden Gesamtmarkt, stachen einige Aktien positiv heraus, die viele Anleger mit schlechten Nachrichten assoziieren dürften. Das tönt erst einmal unlogisch, macht aber im Einzelfall durchaus Sinn. So lautet eine gängige Börsenweisheit "Buy on bad news, sell on good news". Der Gedanken dahinter: Man setzt auf unterbewertete Unternehmen mit guten Aussichten für die Zukunft.

cash nimmt eine Handvoll Sorgen-Aktien unter die Lupe und beurteilt ihre Perspektiven:

Charles Vögele: Warten auf den Turnaround

Der Aktienkurs des Kleiderkonzerns gleicht derzeit einer Fahrt auf der Achterbahn. Übernahmegerüchte gaben dem Titel jüngst mächtig Schub, nachdem er sich im zurückliegenden Jahr mehr als halbiert hatte. Schlechte Jahreszahlen machten einen Teil des Gewinns wieder zunichte. Dennoch bleibt ein Performance-Plus von 15 Prozent aus den letzten vier Wochen. Charles Vögele macht seit Jahren Verlust und Analysten erwarten nicht vor 2019 schwarze Zahlen. Gelingen soll der Umschwung mit einem neuen Ladenkonzept und einem vehementen Tritt auf die Kostenbremse.

Fazit: Der Turnaround wird noch einige Zeit brauchen. Der Titel bleibt nur etwas für spekulative Anleger.

Credit Suisse: Geduld ist gefragt

Mit Abstand die schlechteste Aktie im Swiss Market Index (SMI) in den letzten 52 Wochen. Damit ist schon viel über die Situation der Credit Suisse gesagt. Bei den Anlegern hat die Grossbank bereits viel Kredit verspielt: Die CS-Aktie ist nur noch halb so viel wert wie im letzten Sommer. Zunehmende Skepsis gegenüber der Finanzbranche, volatile Märkte, zurückhaltende Kunden, schwaches Investmentbanking, strategischer Zickzack-Kurs: Die Gründe für den Kriechgang sind vielfältig.

Und doch ist der Titel im letzten Monat 9 Prozent teurer geworden – allerdings im Gleichschritt mit anderen Bankaktien. Neu-CEO Tidjane Thiam will die Bank stärker auf die Schweiz und Asien ausrichten und gleichzeitig das Investmentbanking zurückfahren. Die Umsetzung der Strategie werde in den nächsten zwei Jahren nochmals viel von allen abverlangen, sagte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner am Freitag an der Generalversammlung.

Fazit: Die CS-Aktie bleibt eine Blackbox. Aktionäre brauchen noch eine Menge Geduld, bis der Titel wieder zum Lichtblick im Portfolio wird.

Sika: Hickhack-resistente Aktie

Über kaum ein Schweizer Unternehmen wird momentan so emotional debattiert wie über den Baustoffhersteller aus der Innerschweiz. Grund dafür ist ein seit Ende 2014 dauernder erbitterter Rechtsstreit zwischen dem Verwaltungsrat und den Familienaktionären um einen Verkauf an Saint Gobain. Aber die juristische und mediale Schlammschlacht lässt die Sika-Aktie kalt. Sie klettert munter von Allzeithoch zu Allzeithoch. Seit gut 18 Monaten übertrifft Sika regelmässig die Erwartungen. 2016 wird 6-8 Prozent mehr Umsatz und eine weitere Margenausweitung angepeilt.

Fazit: Die Übernahmeschlacht wird vor Gericht entschieden. Die Börse hat ihr Urteil aber längst gefällt: In ihrem jetzigen Zustand macht Sika jede Menge richtig.

Verlauf der Sika-Aktie in den letzten drei Jahren, Quelle: cash.ch

AFG: Zukunftshoffnung bereits auf Höhenflug

Bei Arbonia Forster liegt vieles im Argen: Der Bauausrüster ist seit längerem defizitär, langjährige Aktionäre haben praktisch ihr ganzes Geld verloren. Trotz einem erneuten Negativ-Resultat steigt die Aktie seit einigen Wochen stark an: Für die letzten vier Wochen beträgt das Plus 21 Prozent, für die letzten drei Monate sind es gar 38 Prozent. Anleger setzen ihre Hoffnungen in eine neue Führungsmannschaft, die mit einer neuen Strategie versucht, das Steuer herumzureissen.

Der Transformationsprozess, der lang und holprig wird, soll aber erst 2018 abgeschlossen sein. Die Zürcher Kantonalbank erwartet für 2016 einen Reingewinn von 5,1 Millionen Franken. Das ergibt derzeit ein stolzes Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als 100.

Fazit: Gut möglich, dass eine Menge Zukunftshoffnung schon eingepreist, die Aktie bereits "ausgepowert" ist.

Schmolz+Bickenback: (Zu) heisser Pennystock

Im August 2012 fiel der Aktienkurs von Schmolz+Bickenback erstmals unter 1 Franken. Kurz darauf übernahm der russische Investor Viktor Vekselberg die Kontrolle über den Luzerner Stahlproduzenten und erweiterte sein Portfolio mit Schweizer Industrieunternehmen. Seither bewegt sich die Aktie in der Region von wenigen Rappen.

Das heisst aber nicht, dass keine wilden Kursbewegungen möglich sind. Schmolz ist die beste Schweizer Aktie in diesem Jahr (+38 Prozent), in den letzten zwölf Wochen kommt sie auf ein Plus von 44 Prozent. Grund waren weniger die Jahreszahlen  (Schmolz rutschte in die roten Zahlen), sondern vor allem die gestiegenen Rohstoffpreise. Um das Etikett "Pennystock" abzustreifen, braucht es aber auch Konstanz in der Führungsmannschaft, die den Konzern mit weltweit mehr als 10'000 Mitarbeitenden effizienter macht.

Fazit: Vekselberg-Aktien sind immer heisse Wetten, bei denen man sich leicht die Finger verbrennen kann.