"Wir sehen gute Gelegenheiten im Finanzsektor", sagt McGorrian, der für den Vermögensverwalter in Dublin als Investmentstratege arbeitet. Der "State Street Europe Value Spotlight Fund" enthält als einen der grössten Titel ausgerechnet die Credit-Suisse-Aktie.

Das erstaunt nicht wenig: Über kaum einen SMI-Firma wurde angesichts operativer und organisatorischen Probleme viel negatives geschrieben, von wenigen der grossen Schweizer Aktien wird so dringend abgeraten. Kein Wunder, der Titel liegt trotz genereller Markterholung immer noch 40 Prozent unter dem Wert vom Jahresanfang.

Für die Berenberg Bank etwa sind die Probleme bei der CS nach einer 6 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung noch immer dieselben, weil sich nach zwei verlustreichen Quartalen die Eigenkapitaldecke wieder ausgedünnt hat. Die Bank sieht die CS-Aktie in den kommenden Monaten auf 9 Franken tauchen.

State Street Global Advisors (SSGA) aber verfolgt mit dem auf Europa ausgerichteten Fonds den Value-Investing-Ansatz. Es ist eine Art Contrarian-Strategie, die in der Finanzwelt auch gerne mit Warren Buffett assoziiert wird. Die vorgehensweise des berühmten US-Grossanlegers wird auch "Schnäppchen-Strategie" genannt und orientiert sich an unterbewerteten Aktien. Buffett ist damit immerhin zu einer der reichsten Personen der Welt geworden.

«Down on their luck»

Die Orientierung an der Bewertung - bei der CS liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 13,6 - ist also laut SSGA ein Grund für den Kauf. Vor allem aber glauben McGorrian und sein Team, dass das Geschäft der zweitgrössten Schweizer Bank grundlegend solide ist.

"Wir nehmen eine fundamentale Analyse von Firmen vor", sagt McGorrian im cash-Video-Interview. SSGA suche nach qualitativ guten Unternehmen, die aber generell in Ungnade gefallen seinen, oder die "down on their luck" seien, also ein unglückliche Phase mit vielen Negativmeldungen durchliefen. "Wir willen aber die fundamentalen Treiber untersuchen", sagt er.

Zu diesen "Kellerkindern" gehören auch die grossen Banken Barclays und Standard Chartered in Grossbritannien oder Société Générale und BNP Paribas in Frankreich. Die Gelegenheiten sieht McGorrian eher im zyklischen Abschnitt des Marktes. Die zehntgrösste Position im Fonds ist derzeit ebenfalls ein Investment im Schweizer Markt, nämlich ABB (KGV: 21,7; Performance seit 1. Januar: +16 Prozent), aber auch Chemie-Firmen wie die deutsche BASF und die niederländische Koninklijke DSM.

Zu viel Finanz-Fernsehen und Twitter-Feeds

Diese Aktien seien im Fonds enthalten, weil sie über langfristige gute Gewinnaussichten verfügten, sagt McGorrian. "Bei den Bewertungen nehmen wir sowohl die Markt-Bewertungen als Grundlage, als auch unsere eigenen Betrachtungen. Wir überlegen dann, was ein vernünftiger Investor unter konservativem Anlagefokus bereit sein soll, für eine Aktie zu bezahlen."

Während Value Investment eher auf langfristiges Anlegen abstellt, vermisst McGorrian bei den Investoren manchmal die Geduld. In einer Welt, wo gebannt auf Finanz-Fernsehen, Twitter-Feeds und die neuesten Marktberichte geschaut werde, lasse die Bereitschaft zu zeitlich längeren Engagements nach. "Als echter Value-Investor muss man aber langfristig denken. Gehen Sie weg vom Lärm des Marktes und konzentrieren Sie sich auf die Fundamentaldaten von Firmen."

Im cash-Video-Interview äussert sich Conor McGorrian auch zu Haltefristen von Aktien und sagt dabei, was für eine Rolle der «Target Price» spielt, unter welchen Prämissen das Portefeuille verändert wird und wie viele Aktien der Fonds normalerweise enthält.