Um kurz vor 10 Uhr lädt die Zurich Insurance Group zum diesjährigen Investorentag. In einer vorab veröffentlichten Pressemitteilung lässt der Versicherungskonzern nun eine Bombe platzen: Kann das Überschusskapital von 3 Milliarden Dollar über die nächsten 18 Monate nicht operativen Zwecken zugeführt werden, soll es an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Über die reguläre Ausschüttung von 17 Franken je Aktie hinaus, winkt den Aktionären deshalb eine Sonderdividende von bis zu 18 Franken. Das wiederum entspräche aus heutiger Sicht einer Gesamtrendite von 11,5 Prozent, was die Zurich-Aktie zum dividendenstärksten Titel der ganzen Schweizer Börse machen würde.

Davon angetrieben gewinnt die Aktie an der Schweizer Börse SIX zur Stunde 0,7 Prozent auf 305,80 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen sogar bei 306,60 Franken. Händler berichten von guten Käufen aus dem Ausland.

Kapitalrückführung reines Mittel zum Zweck

Gerade beim für die Credit Suisse tätigen Analysten dürfte sich Genugtuung einstellen. Er hatte in den vergangenen Monaten als nahezu einziger seiner Berufsgattung eine Sonderdividende erahnt. Nun scheint er damit Recht zu bekommen. Der Experte rechnet für das Geschäftsjahr 2015 mit einer Ausschüttung an die Aktionäre von insgesamt 30,42 Franken pro Titel (siehe Kolumne vom 15. Mai).

Für die Zurich Insurance Group dürfte die grosszügige Kapitalrückführung entweder über eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm allerdings vor allem eines sein: Mittel zum Zweck, um bis Ende des nächsten Jahres das sich selber auferlegte Ziel einer operativen Eigenkapitalrendite nach Steuern von 12 bis 14 Prozent erreichen zu können. Denn im von historisch tiefen Zinsen geprägten Umfeld wirft das brachliegende Überschusskapital kaum etwas ab.

Müssen Analysten jetzt über die Bücher?

Die Dividendenerwartungen der Analysten für das laufende Geschäftsjahr liegen zwischen 17 und 18 Franken je Aktie. Gut möglich, dass der eine oder andere Experte seine Schätzungen im Anschluss an den diesjährigen Investorentag nach oben anpassen wird.

Grundsätzlich kommen die in der Pressemitteilung enthaltenen Fakten in Analystenkreisen gut an.

Für die Zürcher Kantonalbank gehen die neu angekündigten Informationen "in die richtige Richtung". Aus Aktionärssicht seien diese positiv, so schreibt der zuständige Experte in einem Kommentar. Er sieht Fantasien über ein baldiges Aktienrückkaufprogramm aufkommen. Allerdings sieht er auch das Risiko, dass die Zurich Insurance Group in absehbarer Zeit grössere Firmenzukäufe vornimmt. Dennoch hält er die Vorabinformationen zum Investorentag für positiv. Die Aktie wird bei der Zürcher Kantonalbank wie bisher mit "Marktgewichten" eingestuft.

Für den Berufskollegen von Baader Helvea stehen die geplanten Kosteneinsparungen im Vordergrund. Das mittelfristige Ziel von Einsparungen von bis zu einer Milliarde Dollar liege über seinen Erwartungen, so der Verfasser des Kommentars. Was die Aktienkursentwicklung anbetreffe, so sei die Verwendung des Überschusskapitals allerdings wichtiger. Der Analyst hofft, dass dieses Kapital an die Aktionäre zurückbezahlt wird und nicht in teure Übernahmen fliesst. Er hält bis auf weiteres an der "Hold" lautenden Anlageempfehlung sowie am Kursziel von 278 Franken fest.

Bei der Bank Vontobel heisst es, dass die Zurich Insurance Group auf einem guten Weg sei, die strategischen Ziele für 2016 zu erreichen. Neben Kostensenkungen stehe vor allem eine Verringerung des Eigenkapitals im Vordergrund. Der verantwortliche Experte rechnet mit einer positiven Marktreaktion, stuft die Aktie aber weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 310 Franken ein.