Die Swatch Group legt ihren Zahlenkranz für das vergangene Geschäftsjahr um einiges früher als erwartet vor. Doch nicht nur der Zeitpunkt der Ergebnisveröffentlichung überrascht, sondern auch das Ergebnis selber.

Sowohl beim Nettoumsatz als auch beim Reingewinn werden selbst die pessimistischsten Annahmen verfehlt. Letzterer liegt mehr als 10 Prozent unter dem, was Analysten im Durchschnitt erwartet hatten.

Die Aussagen für das neue Jahr sind zwar von Optimismus geprägt. Dennoch muss der Luxusgüterkonzern aus Biel bei der Dividende zurückbuchstabieren. Gerade die Dividendenkürzung kommt bei den Anlegern verständlicherweise gar nicht gut an. Nachdem die Swatch-Inhaberaktie im frühen Handel vorübergehend um 5 Prozent abgewatscht wurde, gewinnt sie zur Stunde sogar 2,3 Prozent auf 358,60 Franken. Auch Aktie des Rivalen Richemont legt um 1,1 Prozent zu und notiert bei 76,70 Franken.

Wenig überrascht zeigt sich der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst. Seines Erachtens hatten die schwachen Schweizer Uhrenexporte bereits einen Umsatzrückgang im vorliegenden Umfang angekündigt. Der wie erwartet starke operative Hebeleffekt habe dann entsprechend zu einem unter den Konsensschätzungen liegenden operativen Gewinn (EBIT) und Reingewinn geführt, so schreibt er in einem Kommentar.

Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes sieht der Experte bei seinen Schätzungen für 2017 auf den ersten Blick allerdings keinen Anpassungsbedarf nach unten. Er selber geht deshalb nur von einer leicht negativen Reaktion aus und stuft die Inhaberaktie wie bis anhin mit "Übergewichten" ein.

Rekordhohe Warenbestände sorgen für Unbehagen

Sichtlich enttäuscht zeigt sich sein Berufskollege von der UBS Investmentbank. Nach dem besser als erwartet ausgefallenen Resultat des Genfer Rivalen Richemont hatte er sich - wie die meisten anderen Beobachter auch - auf einen solideren Zahlenkranz eingestellt. Er klammert sich bei der Swatch Group deshalb vor allem an den von Zuversicht geprägten Ausblick und hält vorerst am "Neutral" lautenden Anlageurteil sowie am 12-Monats-Kursziel von 281 Franken fest.

Für Gesprächsstoff sorgt in Expertenkreisen einmal mehr der schon seit Jahren zu beobachtende Anstieg bei den Warenvorräten. Im Zuge eines rückläufigen Nettoumsatzes sind diese mit 6,3 Milliarden Franken mittlerweile bei knapp 84 Prozent des Jahresumsatzes angelangt. Das entspricht Analysten zufolge einem traurigen neuen Rekordwert. Das Unternehmen selber erklärt sich diese Entwicklung mit Investitionen in Diamanten für Harry Winston sowie mit dem Ausbau der Vertriebskanäle.

Ist die Dividendenkürzung völlig unnötig?

In einem Kommentar der Deutschen Bank ist sogar von der "schwächsten operativen Marge seit 20 Jahren" die Rede. Allerdings weiche diese mit 10,7 Prozent nicht allzu stark von den bankeigenen Schätzungen von 11,3 Prozent ab, so ergänzt der Autor. Was die Umsatz- und Gewinnentwicklung der nächsten Jahre anbetrifft, gibt sich der Experte weiterhin zuversichtlich.

Klare Worte findet man bei der Zürcher Kantonalbank für die überraschende Dividendenkürzung: Vor dem Hintergrund des starken Liquiditätspolsters wäre diese sicher nicht nötig gewesen, so lautet das Urteil. Auch bei anderen Banken wird in diesem Zusammenhang auf die 1,3 Milliarden Franken an Nettobarmitteln per Ende Dezember verwiesen. Wie die Luxusgüteranalystin von Morgan Stanley ergänzt, entrichtete die Swatch Group seit 2013 Jahr für Jahr eine stabile Ausschüttung.

Der Berufskollege von Kepler Cheuvreux macht nicht zuletzt die Kapitalbindung bei den rekordhohen Warenlagern und das Aktienrückkaufprogramm für die Dividendenkürzung verantwortlich. Er empfiehlt die Inhaberaktie schon seit Monaten mit "Reduce" und einem Kursziel von 300 Franken zum Verkauf.