Am 15. Januar 2015 veränderte Thomas Jordan die Schweiz gleich auf zweifache Weise. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verkündete damals nicht nur die überraschende Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Er führte auch erstmals einen Negativzins in der Höhe von -0,75 Prozent auf Girokontoguthaben ein.

Heute kann man etwas süffisant resümieren: Jordan hat mit diesem Strafzins vor allem die SNB-Aktionäre reicher gemacht. Denn die SNB-Aktie hat in den letzten drei Jahren mehr als 270 Prozent zugelegt, wie Daten der Börsenbetreiberin SIX zeigen. Damit ist die SNB-Aktie der bestperformende Titel aller börsenkotierten Schweizer Unternehmen seit Mitte Januar 2015 (siehe Tabelle am Artikelende).

Der Höhenflug der SNB-Aktie ging aber erst im Sommer 2016 so richtig los. Davor dümpelte die SNB-Aktie jahrelang zwischen 800 und 900 Franken herum. Zwischen Januar und Dezember 2017 hat sich ihr Wert dann mehr als verdoppelt, heute steht der Titel bei 4210 Franken.

Die SNB-Aktie ist in mehrfacher Hinsicht ein Spezialfall. Sie ähnelt eigentlich eher einer Obligation, denn die Dividende beschränkt sich auf maximal 15 Franken pro Aktie. Eigentümer der Nationalbank sind die Schweizer Kantone und Kantonalbanken, nur gerade ein Viertel der ausstehenden Aktien befinden sich in Privatbesitz. Dementsprechend ist der Titel schlecht handelbar – im Dezember lag das tägliche Durchschnittsvolumen bei 80 Aktien. Offenbar liessen sich dennoch einige Anleger auf den wilden Ritt mit der SNB-Aktie ein. Diese wurde gar in deutschen Börsenbriefen zum Kauf empfohlen, was wohl wesentlich zum Anstieg beigetragen hat.

Das Beispiel der SNB-Aktie zeigt aber vor allem, wie stark die negativen Zinsen das Investment-Umfeld verschärft haben. In der Schweiz sind die Zinsen schon lange tief, die Renditen zehnjähriger Bundesobligationen sind aber erst am 15. Januar 2015 unter Null gefallen und seither mehrheitlich dort geblieben, wie der folgende Chart zeigt.

Ungleich attraktiv: Rendite zehnjähriger Bundesobligationen (rot) und die SNB-Aktie (grün) in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Negative Renditen auf Staatsobligationen: Damit betraten viele Investoren Neuland. Sie wandten sich stattdessen vermehrt anderen Anlageklassen zu, darunter Aktien, Immobilien oder Alternativen Anlagen wie Private Equity. Von dieser Neuorientierung profitierten in der Schweiz kleine und mittelgrosse Unternehmen überdurchschnittlich: Aktien wie Temenos, Bobst oder Kardex konnten ihren Börsenwert in den letzten drei Jahren mehr als verdreifachen.

Das kräftige Kursplus alleine auf die veränderten Anlegerpräferenzen abzuschieben, wäre allerdings zu einfach. Viele exportorientierte Small und Mid Caps richteten ihr Geschäft aufgrund des starken Schweizer Frankens noch effizienter aus und wurden dafür an der Börse belohnt: Beispiele sind Gurit (+170 Prozent), Comet (+140 Prozent) oder Bossard (+111 Prozent).

Schwierige Zeit für Banken und Big-Pharma

Für viele Finanztitel brach mit dem Strafzins-Regime indes eine schwierige Zeit an. Banken und Versicherungen erlebten einen Margenschwund, der ihnen auf die Profitabilität drückte. Die CS-Aktie zum Beispiel verlor seit Mitte Januar 2015 fast 10 Prozent, der Vermögensverwalter GAM 7 Prozent und Zurich 4 Prozent. Dem gegenüber stehen Finanzfirmen, die in besonderem Masse vom Boom des Hypothekargeschäfts profitieren konnten: Glarner Kantonalbank (+73 Prozent), Hiag (+45 Prozent) oder Zug Estates (+43 Prozent).

Ganz hinten in der Rangliste stehen mehrheitlich Biotech-Titel. Das schwache Abschneiden von Firmen wie Relief Therapeutics (-87 Prozent), Evolva (-69 Prozent) oder Santhera (-62 Prozent) steht im Gegensatz zum Überflieger Bachem (+218 Prozent) und illustriert die Schwierigkeit, im Bereich der Biotech-Startups auf das richtige Pferd zu setzen - Anlagenotstand hin oder her.

Ein weiterer Trend der vergangenen drei Jahre war die relative Schwäche der defensiven Schwergewichte Novartis (-14 Prozent) und Roche (-9 Prozent). Das ist insofern erstaunlich, als dass die Pharmariesen in der Vergangenheit aufgrund ihres stabilen Geschäftsmodells und den konstanten Dividendenzahlungen gerne als Obligationen-Ersatz bezeichnet wurden. Auch hier waren aber unternehmensspezifische Gründe mitverantwortlich für die Underperformance. So zum Beispiel auslaufende Patente für Medikamente oder unrentable Unternehmensteile.

Überhaupt sind die Vertreter aus dem Swiss Market Index (SMI) unter den besten Negativzins-Aktien spärlich gesät. Zwar konnten auch Sika und Lonza mehr als 150 Prozent zulegen. Doch diese beiden Titel sind erst seit vergangenem Jahr im Leitindex enthalten. So sind es bloss ABB (+39 Prozent), Julius Bär (+36 Prozent), SGS (+28 Prozent), Geberit (+23 Prozent) und Givaudan (+23 Prozent), die den breiten Aktienmarkt in Form des Swiss Performance Index (SPI, +22 Prozent in den letzten drei Jahren) schlagen.

Schweizer Aktien seit dem Frankenschock im Januar 2015

Die zehn besten AktienDie zehn schlechteseten Aktien
TitelPerformance 3 Jahre, in %TitelPerformance 3 Jahre, in %
SNB+273Züblin-92
Temenos+255Relief Therap.-87
Bobst+232Myriad-83
Bachem+218LumX-80
Kardex+202Evolva-69
Interroll+183Perfect Holding-67
Gurit+169Santhera-62
Straumann+167Newron-53
Sika+167Kuros-53
Also+153Aryzta-50

Quelle: SIX, Stand 08.01.18, berücksichtigt wurden nur Aktien, die während der ganzen Periode kotiert waren