Die schlechte Nachricht traf vergangene Woche die Credit Suisse: Die Deutsche Bank senkte die Aktien-Einstufung von 'buy' auf 'hold'. Die Analysten des Frankfurter Geldhauses sind bei ihren Schätzungen zur Nummer Zwei der Schweizer Banken generell vorsichtiger geworden und fürchten schlechte Einflüsse auf den Kurs, falls der neue CEO Tidjane Thiam – er sitzt seit Anfang Monat auf dem Chefsessel am Paradeplatz – die Neuausrichtung der Investmentbank nicht entscheidend vorantreibt.

Thiam wird die Ergebnisse des letzten Quartals vorstellen, für das noch sein Vorgänger Brady Dougan verantwortlich gewesen ist. Für den Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) ist aber wichtiger als die Zahlen die künftige Ausrichtung der Bank. Er geht jedoch davon aus, dass Thiam noch nichts konkretes dazu sagen wird.

Kapitalbasis könnte schrumpfen

Möglich ist auch, dass die CS per Ende Juni mit einer leicht schwächeren Kapitalbasis dasteht, weil sie Aktienpakete gekauft hat, die in Form von Boni an Mitarbeiter fliessen. Bei den Netto-Zuflüssen von Neugeld könnten sowohl die UBS wie auch die CS relativ solide Zahlen am unteren Ende der jeweiligen Zielbandbreiten vorlegen, sagt Andreas Venditti, Bankenanalyst bei Vontobel: "Bei der CS war das erste Quartal leicht enttäuschend gewesen, daher erwarte ich lediglich einen geringen Rückgang für das zweite Quartal; Die UBS war beim Neugeld im ersten Quartal sehr stark, daher dürften die Zweiquartals-Werte stärker rückläufig sein."

Das zweite Quartal zeige aber saisonal bedingt meistens einen Abschwung, wobei dieser nicht dramatisch ausfallen würde. Die Zahlen von Julius Bär hätten gezeigt, dass sich auch Mai und Juni gar leicht positiv entwickelt hätten, sagt Venditti.

Der saisonale Effekt wird bei den Grossbanken generell eine Rolle spielen: Nach einem relativ starken ersten Quartal dürfen die Margen im zweiten Quartal in der Vermögensverwaltung geschrumpft sein. Deswegen interessieren sich die Analysten weiter dafür, ob die Banken ihre Kosten gesenkt haben. Bei der Höhe der verwalteten Vermögen drückt die Frankenstärke auf die Bilanz.

Aktienhandel nützt UBS

Im Investmentbank-Geschäft dürften die Schweizer Banken trotz eines globalen Rückgangs des Geschäfts dank ihres Geschäftsmodells besser als der weltweite Schnitt dastehen, vor allem, weil der Aktienhandel gut lief. Dies vor allem bei der UBS – bei der Credit Suisse sehen die Prognosen einen Einnahmenrückgang beim - gebenüber der UBS grösseren - Geschäft mit festverzinslichen Papieren, Währungen und Rohstoffen (FICC). Konkret erwartet die Deutsche Bank im Investmentbanking 13 Prozent weniger Einnahmen bei der UBS und 16 Prozent weniger bei der Credit Suisse (in Dollar gerechnet).

Die Deutsche Bank schliesst aber nicht aus, dass gerade die CS-Aktie profitieren könnte, wenn sich der Franken abschwächen sollte und die Zinsen noch dieses Jahr angehoben werden. Stabilere Finanzmärkte und anlagefreudigere Kunden würden die Margen verbessern.

Generell steht die UBS-Aktie bei den Experten besser da als das Papier der CS: Bei Kaufempfehlungen für die grösste Schweizer Bank sind die Analysten etwas weniger zurückhaltend als bei ihrer Konkurrentin. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die UBS dank stärkerer Kapitalbasis als künftig interessantes Dividendenpapier diskutiert wird.

Seit Jahresanfang hat die UBS-Aktie ihren Wert um gut 31 Prozent gesteigert. Die CS-Aktie schafft es nur zu einer Year-to-date-Performance von 9,4 Prozent. Solange nicht mehr über den künftigen Kurs der Bank bekannt ist, dürfte die Anleger-Zurückhaltung noch andauern.