120,2 Tonnen Gold hat die Schweiz im Juli 2019 ins Ausland exportiert, wie heute veröffentlichte Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) aufzeigen. Das ist im Vergleich zum Juni, als es noch 48,5 Tonnen waren, eine Zunahme von knapp 150 Prozent.

Auffällig ist die Verzwölffachung der Exporte nach Grossbritannien (auf 90,7 Tonnen) sowie die Zunahme nach Hongkong und China um 790 beziehungsweise 67 Prozent (auf 2,2 und 10 Tonnen).

Überrascht war Giovanni Staunovo vor allem über den extremen Anstieg der Goldexporte nach Grossbritannien: "Ich sehe hier jedoch nicht Brexitängste als Grund, sondern die im Juli hohe Nachfrage nach Gold-ETF", so der UBS-Rohstoffexperte auf cash-Anfrage.

Goldbarren gehen nach London, da Vermögensverwalter Goldanlagen ihrer Kunden in physischer Form hinterlegen. Und gerade im Juli hat der starke Preisanstieg zu einem Run nach Gold-ETF, die häufig in London domiziliert sind, geführt. Derzeit kostet eine Unze Gold 1500 Dollar, seit Anfang Jahr bedeutet dies ein Anstieg von 17 Prozent.

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Historisch gesehen kein herausragender Monat

Eine andere Erklärung gibt es für den Exportanstieg nach China und Hongkong: Der Vormonat Juni war sehr schwach. "Historisch gesehen sind die Exporte nach China und Hongkong weiterhin im unteren Bereich", sagt Staunovo. Dies deshalb, da es in China in den vergangenen Monaten gewisse Restriktionen auf die Goldimporte gab. Das hat gemäss Staunovo vermutlich auch die Exporte der Schweiz nach Hongkong verringert.

Dass der Juli insgesamt kein ausserodentlich starker Monat war, zeigt untenstehende Grafik mit den Gold-Exportzahlen seit Januar 2012. Auffällig ist dabei der hohe Exportanteil nach Grossbritannien (in Grau) im Monat Juli, aus oben erwähnten Gründen. Weniger exportiert wurde nach Indien (in Schwarz). Das dürfte direkt mit dem hohen Goldpreis zu tun haben, da in Indien Gold traditionell als Schmuck verwendet wird.

Goldexporte der Schweiz seit Januar 2012

Quellen: Zollverwaltung (EZV) und UBS

In den nächsten Monaten könnte gemäss Staunovo die Gold-Nachfrage in China einen Schub erfahren. Dies deshalb, da chinesische Anleger Gold zum Teil als Währungsabsicherung verwenden. Ob in Indien die Nachfrage wieder anzieht und Gold-ETF aus London gefragt bleiben, hängt wohl von der Entwicklung des Goldpreises ab. 

Die Schweiz gilt als internationale Drehscheibe von Gold, rund 70 Prozent des weltweiten Goldes wird hier in Raffinerien zu Barren verarbeitet. Dabei kommt besonders dem Kanton Tessin eine wichtige Bedeutung zu: Mit Pamp (Castel San Pietro), Valcambi (Balerna) und Argor-Heraeus (Mendrisio) haben gleich drei grosse Goldraffinerien ihren Hauptsitz im Südkanton.