Notenstein bezahlt für die Übernahme des Anteils an EFG International einen Preis von 70,2 Millionen Franken oder 52 Franken je Aktie, wie die beteiligten Unternehmen am Dienstag mitteilten. Die EFG-FP-Titel hatten am Montagabend auf 49,30 Franken geschlossen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Bewilligungen. Der Abschluss werde im Laufe des ersten Halbjahres 2013 erwartet, heisst es in den Mitteilungen.

An der Börse steigt die Aktie der EFG FP um 5,7 Prozent auf 52,10 Franken. Das ist zugleich der höchste je bezahlte Preis pro Aktie seit dem Börsengang im vergangenen November. 

Notenstein wird zudem künftig die wichtigste "White labeling"-Partnerin, sie wird also strukturierte Anlageprodukte der EFG FP unter dem Namen der Notenstein Privatbank anbieten. Die Zeichnungsphase eines ersten Anlageprodukts der Notenstein Privatbank beginne bereits am Mittwoch, schreibt EFG FP.

Vontobel: «No comment»

Pikantes Detail: Die Notenstein-Besitzerin Raiffeisen bezieht strukturierte Produkte bisher von der Bank Vontobel, einer Konkurrentin der EFG FP. Die beiden Bank liegen aber seit einiger im Streit um den Umfang der Zusammenarbeit. Deshalb birgt der jüngste Notenstein-Deal zusätzliche Konfliktgefahr. Vontobel-Sprecher Reto Giudicetti will gegenüber cash die Beteiligung von Notenstein nicht kommentieren. "Wir haben im laufenden Schiedsgerichtverfahren Stillschweigen vereinbart", sagte Giudicetti auf Anfrage. 

Die Börsianer bewerten die Transaktion offensichtlich als negativ für die Zürcher Privatbank. Die Aktie fällt in den ersten Handelsminuten in einem gehaltenen Gesamtmarkt um über 1 Prozent. 

Als neue Grossaktionärin hat Notenstein mit den Gründungspartnern der EFG Financial Products einen Aktionärsbindungsvertrag unterzeichnet. Darin werden den Partnern gegenseitig Rechte mit Bezug auf ihre Aktien eingeräumt. An der nächsten Generalversammlung sollen zudem zwei Vertreter der Notenstein zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen werden. Die Vertreter der EFG International, John Williamson, Giorgio Pradelli und Frederick Link werden bei Abschluss der Transaktion aus dem Verwaltungsrat zurücktreten.

Neuer Name ohne «EFG»

Nach Abschluss der Transaktion und einer Übergangsfrist "bis spätestens Ende 2013" will EFG Financial Products zudem einen Namenswechsel vollziehen. Der neue unabhängige Name, in dem die Bezeichnung "EFG" nicht mehr auftauchen wird, und das künftige Erscheinungsbild würden zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt, so die EFG FP.

Des weiteren werden die unbesicherten Kreditfazilitäten, die EFG Financial Products bis anhin von EFG International gewährt wurden, nach Abschluss der Transaktion aufgehoben. Dem Unternehmen wird dafür ein neuer Rahmenkredit durch Raiffeisen Schweiz zur Verfügung gestellt. EFG FP werde von EFG International bis Ende 2013 noch gewisse unterstützende Leistungen erhalten und EFG International bleibe weiterhin ein "White labeling"-Partner von EFG Financial Products, heisst es weiter.

EFG International erwartet, dass der Verkauf im Abschluss 2013 zu einem ausserordentlichen Buchgewinn von ungefähr 37 Mio CHF führen wird. Unter Berücksichtigung dieses Effekts und der Dekonsolidierung hätte EFG International per Ende 2012 nach eigenen Angaben eine Basel III Pro-Forma-BIZ-Gesamtkapitalquote von 17,5% (Common-Equity-Quote von 12,8%) anstatt von 15,9% ausgewiesen.

(AWP/Reuters/cash)