cash: Herr Hinder, wieso will die Thurgauer Kantonalbank an die Börse?

Peter Hinder: Wir wollen einerseits die Bindung zu unseren Kunden verstärken, andererseits aber auch unsere Bank über die Kantonsgrenzen hinaus bekannter machen. Dies ist wichtig, um die Thurgauer Kantonalbank als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren. Es lässt sich im Thurgau nicht jeder Fachspezialist finden. Deshalb möchten wir auf diesem Weg auf den Radarschirm von talentierten Arbeitskräften ausserhalb des Kantons kommen.

Und wieso sollen Anleger in die Thurgauer Kantonalbank investieren?

Ziel ist es, den Partizipationsschein (PS) als Dividendentitel zu positionieren. Im Quervergleich wollen wir eine attraktive Gewinnausschüttung vornehmen. Der PS ist deshalb auch eine interessante Beimischung in ein Anlageportfolio. Die Thurgauer Kantonalbank hat ein klar fokussiertes Geschäftsmodell und hält die Risiken im Griff. Sie ist in einer Wachstumsregion tätig und weist im Zinsgeschäft ein stabiles Wachstum auf. Gleichzeitig sind wir weitgehend unabhängig, da wir auf Eigenhandel und eigene Anlageprodukte verzichten.

Genügen diese Argumente angesichts eines zu erwartenden Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 13 bis 15, das im Branchenvergleich doch stattlich ist?

Durchaus. Doch wem dies noch nicht genügt, kann unseren PS auch als Investment auf die Zinswende betrachten. Unser Kerngeschäft ist das Zinsgeschäft. Bei steigenden Zinsen wird die Thurgauer Kantonalbank überdurchschnittlich profitieren.

Sie haben die Dividende angesprochen: Mit welcher Dividendenrendite können Anleger rechnen?

Dazu kann ich noch keine Aussagen machen, ausser dass die Thurgauer Kantonalbank plant, 40 bis 60 Prozent des Bilanzgewinns auszuschütten. Die Rendite wird auch von der Kursentwicklung abhängen.

Wo sieht die Thurgauer Kantonalbank ihre künftigen Wachstumsmöglichkeiten?

Einerseits in unserem Kanton, wo wir ständig auf der Suche nach weiteren Kundenbedürfnissen sind. So haben wir in den letzten zwölf Monaten erfolgreich ein neues Angebot für das Gewerbe gestartet. In unseren Kernbereichen sehen wir aber auch Potenzial ausserhalb der Kantonsgrenzen. So ist das Wachstum im Firmenkundengeschäft zuletzt zu einem substanziellen Teil ausserhalb des Kantons Thurgau erzielt worden. Wir leben von Weiterempfehlungen unserer Kunden und benötigen keine physische Präsenz in anderen Regionen.

Der US-Steuerstreit beschäftigt auch die Kantonalbanken. Die Thurgauer Kantonalbank hat sich für die bussenbefreiten Kategorien 3 oder 4 entschieden. Wie hoch ist das Restrisiko einer Strafzahlung?

Wir haben eine breit angelegte Due Diligence durchgeführt und einen intensiven Prozess durchlaufen. Drei externe Anwaltskanzleien aus der Schweiz und den USA haben uns begleitet. Diese haben uns unabhängig voneinander geraten, uns nicht als Kategorie-2-Bank zu melden, sondern innerhalb der Kategorie 3 oder 4. Die Thurgauer Kantonalbank nimmt aus Rechtssicherheitsüberlegungen am Programm teil. Es müsste etwas sehr Aussergewöhnliches auftauchen, von dem wir heute keine Kenntnis haben, die eine Änderung hervorrufen würde.