Seit Facebook-Boss Mark Zuckerberg sein Social-Media-Unternehmen am 18. Mai 2012 an die amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq brachte, musste er miese Geschäftszahlen Zahlen und jede Menge Hohn einstecken. Zeitweise sackte der Aktienkurs vom Ausgabepreis bei 38 Dollar auf knapp unter 18 Dollar im September 2012, den bisherigen Tiefstand. Doch nun hat sich das Blatt gewendet.

Gut ein Jahr nach dem verpatzen Börsendebüt überrascht das weltgrösste Online-Netzwerk am Donnerstag die Anleger. Facebook hat im zweiten Quartal mehr Nutzer und Werbekunden gewonnen, als von Analystengemeinschaft erwartet. Die Aktie schoss nachbörslich um 30 Prozent auf 34,88 Dollar hoch.

Die Ausgangslage für weiter steigende Aktienkurse in den kommenden Monaten hat sich laut Marktbeobachtern deutlich aufgehellt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Aktie den Ausgabekurs bei 38 Dollar knackt.

Analysten passen Kursziele an

Die Quartalsergebnisse zeigen, dass Facebook auf dem richtigen Weg sei, sagt Technologie-Analyst Colin Sebastian vom US-Assetmanager Baird gegenüber der Financial Times. "Wir erwarten eine weitere Steigerung des Wachstums und eine anhaltende Verbesserung der Margen", so der Analyst weiter.

Auch die Aktienauguren von Morgan Stanley sehen sich nach den über Erwarten ausgefallen Zahlen in ihrer Kaufempfehlung bestätigt. In ihrem Basisszenario erhöhen sie ihr Kursziel um 3 auf 37 Dollar. Im Bullen-Szenario sind gar 43 Dollar möglich.

Werbeeinnahmen dürften weiter steigen

Facebook hat inzwischen 1,15 Milliarden aktive Nutzer im Monat, ein gutes Fünftel mehr als vor einem Jahr. Noch stärker stieg die Zahl derjenigen Nutzer, die täglich vorbeischauen. Das sind fast 700 Millionen.

Marktkenner waren aber skeptisch, inwiefern sich dieses gigantische Asset vergolden lässt. Schliesslich, so die Argumentation, bringe mobile Werbung weit weniger ein als "stationäre" Werbung. Diese Befürchtungen lasteten auf der Aktie. Doch die jüngsten Zahlen zeigen: Es lässt sich doch Geld verdienen im mobilen Internet. Das Unternehmen erzielt mittlerweile 41 Prozent seiner Werbeeinnahmen über mobile Geräte. Vor einem Dreivierteljahr waren es erst 14 Prozent.

Die Steigerung ist umso erstaunlicher in Anbetracht, dass die Hauptkonkurrenten Google und Yahoo zuletzt im Werbegeschäft enttäuschten.

Und Zuckerberg macht Appetit auf mehr: "Wir werden schon bald mehr Umsatz über mobile Geräte einfahren als über Computer", sagte er in einer Analystenkonferenz am Donnerstag. Laut dem Facebook-Chef verbringen User mehr Zeit bei Facebook als jemals zuvor. In Zahlen: Über 800 Millionen Nutzer greifen bereits über das Smartphone oder den Tablet-PC auf Facebook zu, 51 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dies lockt immer mehr werbewillige Unternehmen an. Mittlerweile werben mehr als eine Million Firmen auf Facebook. Das Wachstum sei vor allem durch lokale Anbieter gekommen, erklärte das Unternehmen. So ist zum Beispiel General Motors im April dieses Jahrs auf die Facebook-Bühne zurückgekehrt, nachdem der amerikanische Autobauer im vergangenen Jahr den Ausstieg bekannt gab.

Hohe Bewertung als Risiko

Für risikotolerante Anleger mit einem längerfristigen Anlagehorizont ist der Einstiegszeitpunkt auch nach dem fulminanten Kursanstieg am Donnerstag nach wie vor günstig. Womöglich werden aber in den kommenden Tagen Gewinnmitnahmen den Aktienkurs etwas nach unten drücken.

Nicht ungefährlich ist aber die relativ hohe Bewertung. Bei einem Aktienkurs von aktuell gut 34 Dollar – immer noch 4 Dollar unter dem Ausgabepreis - liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im dreistelligen Bereich. Damit ist Facebook bewertungstechnisch teurer als 98 Prozent aller im S&P-500-Index vertretenen Unternehmen.