Im Dezember machte die Nachricht die Runde, nach einer misslungenen Platzierung von Aktien sei die federführende Bank Grossaktionär von Santhera geworden: Der Kurs rutschte sofort ab, auch wenn sich kurz danach herausstellte, dass die Nachricht nicht stimmte. Allerdings kann es nicht an einer Falschmeldung allein liegen, dass der Kurs des Biopharma-Unternehmens von einem absoluten Höchststand bei 138,90 Franken Mitte September auf gut die Hälfte dieses Werts sinken konnte.

Santhera ist grundsätzlich eine populäre Aktie, sie ist in der nach Umsatz geordneten Rangliste auf der cash.ch-Plattform unter den Top-Ten der meistgehandelten Titel. Im Sommerquartal 2014 war der Kurs einmal innerhalb weniger Wochen um 2600 Prozent gestiegen. Die Aura des einstmals fast konkursen Unternehmens prägen erfolgversprechende Medikamente gegen neuromuskuläre und mitochondriale Krankheiten.

Die Aktie von Santhera Pharmaceuticals in den vergangenen sechs Monaten (Quelle: cash.ch)

So hat Santhera Mitte 2015 eine Zulassungsempfehlung der EU für den Wirkstoff Raxone gegen Lebersche hereditäre Optikusneurophatie erhalten, eine Augenerkrankung. Auch in den USA soll noch in diesem Quartal ein Zulassungsantrag erfolgen.

Aus dem Wirkstoff lassen sich auch Mittel für weitere Behandlungen ableiten. So forscht Santhera auch bei Muskeldystrophie des Typs Duchenne. Dies ist eine Muskelschwäche-Erkrankung bei Kindern, vor allem Jungen, die unbehandelt im jungen Erwachsenenalter tödlich endet. Studien werden aber auch angestellt bei bestimmten Formen von Multipler Sklerose und bei Augenkrankheiten.

Das Charakteristikum von Santhera-Entwicklungen ist, dass gegen einen kontinuierlichen Verschlechterungsprozess beim Patienten vorgegangen werden kann. Bringt Santhera entsprechende Medikamente auf den Markt, winkt ein Milliardenumsatz.

Leider auch eine Black Box

Biopharma-Aktien haben seit Mitte vergangenen Jahres einen schweren Stand. Der Nasdaq Biotechnology Index ist seit Mitte Juli um ein Drittel gefallen. Santhera schreibt wie viele junge Biopharma-Unternehmen rote Zahlen und zahlt keine Dividende. Die Wirren um die Falschmeldung betreffend der Aktienplatzierung im Dezember zeigt, wie nervös Anleger auf Finanznachrichten seit Wochen reagieren. Investoren müssen zu einem gewissen Grad Kaffeesatz lesen, wenn sie die Aussichten von Santhera beurteilten wollen.

Die Neue Helvetische Bank schätzt die Aussichten von Santhera indessen unverändert gut ein. Da Aktien - nicht wie in der Falschmeldung vom Dezember - platziert werden konnten, verfüge das Unternehmen über genügend Mittel zur Forschung und Markteinführung seiner Medikamente. Trotz Kursrückgangs gab die Neue Helvetische Bank vor zwei Monaten eine Kaufempfehlung für risikofreudige Anleger ab.

Seit Anfang Jahr ist der Kurs weiter gesunken, wobei Biopharma-Titel bei volatilen Märkten erst recht Jojo spielen. Wer das Risiko eingehen will, muss auf weitere Meilenstein-Erfolgsmeldungen zu den Wirkstoffen und darauf, dass Santhera einmal wie Actelion wird, hoffen. Am 12. April will Santhera die geprüften Finanzzahlen ausweisen.